Fliedernächte: Roman (German Edition)
noch im Vesta vorbeischauen, ob …«
»Du gehst jetzt rüber, und zwar auf der Stelle.« Hope zog sie zur Tür und schob sie auf die Straße. »Bis später!«
Lachend hievte Clare sich auf einen der Barhocker. »Ich brauch nicht wirklich was zu essen. Das hab ich nur gesagt, um sie ein bisschen abzulenken. Sie wirkte auf mich schrecklich nervös.«
»Bist du sicher? Ich kann dir die Suppe nur empfehlen. Tomate und geröstete rote Paprika.«
»Überredet, aber bloß ein kleines Schälchen.«
Als Clare sich erheben wollte, drückte Hope sie auf den Hocker zurück. »O nein. Du bleibst schön brav sitzen, und ich bring dir die Suppe«, sagte sie, verschwand in der Küche und kehrte bereits Minuten später zurück.
»Danke.« Clare nahm ihr das Schälchen ab. »Ich musste gerade an die Highschool zurückdenken. Avery und ich haben damals zusammen die Cheerleader geführt. Wir kamen gut miteinander aus, ohne uns wirklich nahezustehen. Das entwickelte sich erst, als ich nach Clints Tod nach Hause zurückkehrte. Sie hat mir geholfen, in Boonsboro wieder Fuß zu fassen, meinen Laden einzurichten. Und ohne sie hätten wir beide uns wahrscheinlich nie kennengelernt. Und jetzt leben wir alle hier.«
Sie schob sich den ersten Löffel Suppe in den Mund und verdrehte genießerisch die Augen. »Schmeckt einfach köstlich.«
»Ja«, sagte Hope und meinte nicht die Suppe. »Ich hab Avery ebenfalls viel zu verdanken. Ohne sie wäre ich im Leben nicht hergekommen.«
»Und hättest dich nie unsterblich in einen Montgomery verliebt, genau wie wir beiden anderen«, ergänzte Clare lachend. »Sag nichts, denn das sieht man dir an.«
»Findest du? Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, mit ihm eine Weile Spaß zu haben und anschließend meiner eigenen Wege zu gehen. Ich dachte zwar, wir könnten Freunde bleiben, doch Liebe kam in meinem Plan nicht vor.«
»Es bekommt dir jedenfalls gut.«
»Es fühlt sich auch gut an.«
»Das hast du ihm bislang nicht gesagt, oder?«
»Nein, und das hab ich zudem bestimmt nicht vor. Es ist gut so, wie es ist«, beharrte Hope. »Ich bin ihm ebenfalls nicht gleichgültig, und mehr erwarte ich nicht.«
»Aber das solltest du.«
»Es ist ein schönes Gefühl, mit jemandem zusammen zu sein, dem etwas an einem liegt. Und es ist toll, wenn man das nicht nur hofft oder glaubt, sondern es mit Bestimmtheit weiß. Weil derjenige ohne Zögern für einen eintritt, obwohl man es nicht verlangt hat, beziehungsweise es nicht einmal wünschte. Eine Beziehung mit so einem Mann, der überdies Blumen schickt und Zauberstäbe verschenkt, sollte reichen, findest du nicht? Ich will gar nicht wissen, wie es zwischen uns auf Dauer weitergeht.«
»Das nehm ich dir nicht ab. Du hast doch Hoffnungen für die Zukunft – also, spuck es aus.«
»Okay. Ja, ich würde gerne die Chance bekommen, mir mit ihm ein gemeinsames Leben aufzubauen. Ich wünsche mir, nehme ich an, so in etwa das Gleiche wie Eliza. Liebe, ein Heim, eine Familie. Und natürlich einen tollen Job, einen durchtrainierten Körper und eine phänomenale Schuhsammlung.«
»Nachdem du bereits einen tollen Job, einen genauso tollen Körper und die noch tollere Schuhsammlung hast, färbt ja vielleicht hinsichtlich der noch offenen Wünsche etwas von meinem hormonell bedingten Glück auf dich ab. Hier, reib einfach mal die Zauberbabys.«
Hope gehorchte lachend und strich zärtlich über Clares runden Bauch. »He, sie haben mich getreten.«
»Entweder sie treten oder führen direkt auf meiner Blase einen Ringkampf aus. Ich hab jetzt schon Angst davor, was diese beiden alles anstellen werden, wenn sie erst in Freiheit sind.«
»Noch ein bisschen Suppe?«
»Bring mich bloß nicht in Versuchung, sonst esse ich aus purer Langeweile weiter, weil ich sonst nichts zu tun weiß. Ich hab mir den Rest des Tages freigenommen, obwohl ihr meine Hilfe gar nicht braucht. Die Jungs sind bei meiner Mutter und bleiben dort bis morgen, natürlich kommen sie später mit meinen Eltern kurz vorbei.«
»Warum machst du es nicht einfach wie Avery, gehst rüber und nimmst ein ausgedehntes Bad? Für euch ist das Eve-und-Roarke-Zimmer vorgesehen.«
»Weißt du, wann ich zum letzten Mal ein störungsfreies, gemütliches Bad genommen habe? Ohne Angst, dass unten der Krieg ausbricht?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
»Dann wird’s aber höchste Zeit. Leg vorsichtshalber dein Handy neben die Wanne, damit du einen Hilferuf abschicken kannst, falls du mit deinen Zauberbabys
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