Fliedernächte: Roman (German Edition)
nicht mit ihm zusammen sein. Diese Lehre habe ich aus der Geschichte mit Jonathan gezogen. Trotzdem weiß ich, dass ich dir blind vertrauen kann. Weil du mich nicht belügst. Und ich werde dich ebenfalls niemals belügen – deshalb bin ich sicher, dass zwischen uns alles in Ordnung ist.«
»Es gibt auch noch andere Ehemalige.«
Lachend schlang sie ihm die Arme um den Hals. »Davon bin ich überzeugt.« Dann küsste sie ihn zärtlich auf den Mund und fragte dicht an seinen Lippen: »Bleibst du über Nacht?«
»Wenn ich schon mal hier bin …«
»Gut. Also stell ich den Laptop erst mal weg.«
Wenn keine Gäste im Hotel waren, verbrachten sie die Abende und Nächte regelmäßig gemeinsam. Manchmal gingen sie zum Essen aus und fuhren anschließend meist zu ihm. Dennoch ließ sie nie, was er seltsam fand, irgendwelche persönlichen Dinge bei ihm. Nicht mal ein Duschgel.
Deshalb hatte er ein paar Sachen fürs Bad gekauft. Auch neue Handtücher. Die aber nur, weil die alten nicht mehr schön waren, verteidigte er den Kauf vor sich selbst. Ansonsten war es bloß das Pendant zu dem Bier, das sie für ihn immer im Kühlschrank liegen hatte.
Keine große Sache also.
Nichts, worum man viel Aufheben machen sollte.
Sogar seinen Hund hatte sie vollkommen problemlos akzeptiert und ihm einen luxuriösen Schlafplatz und Spielsachen gekauft, damit er sich bei ihr zu Hause fühlte, wenn sie über Nacht in ihrer Wohnung blieben.
Warum, fragte Ryder sich des Öfteren, tat sie immer das, was er gerade nicht erwartete. Und doch freute er sich darüber. Vor allem wusste er es zu schätzen, dass sie sich nie über seine Arbeit beschwerte.
Im Augenblick war er, nicht anders als seine Brüder, beinahe rund um die Uhr mit der Fertigstellung von Averys Restaurant beschäftigt.
»Wenn wir damit durch sind, will ich eine Kriegerpizza«, sagte er zu seinen Brüdern, während sie das letzte schwere Holzbrett an die Theke schraubten. »Beck ist heute mit Bezahlen dran.«
»Ich kann nicht.« Beckett machte eine Pause und fuhr sich mit einer Hand über das schweißnasse Gesicht. »Ich muss heim, um Clare zur Hand zu gehen – sie ist abends immer vollkommen erledigt.«
»Du bist selbst dran«, verbesserte Owen den Älteren. »Und ich könnte durchaus was vertragen. Also lass uns ins Vesta gehen.«
»Warum bin schon wieder ich mit Bezahlen dran?«
»Einfach weil du an der Reihe bist. Gott, das Ding ist wirklich riesig. Und wunderschön.«
Als das letzte Brett angenagelt war, traten die drei einen Schritt zurück und bewunderten den dunklen, glänzenden Mahagonikorpus, den sie selbst geschreinert hatten.
Obwohl noch die Platte, die schimmernde Messingleiste und die Hähne für die Fässer fehlten, sah die Theke jetzt schon prächtig aus.
Owen strich mit einer Hand über das Holz. »Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, müssten wir in spätestens anderthalb Wochen fertig sein.«
»Sieht wirklich gut aus«, stimmte Beckett zu. »Der einzige Nachteil ist, dass wir wegen der ganzen Arbeit und weil Hope in ihrer Freizeit pausenlos mit Ry beschäftigt ist, mit der Suche nach Billy nicht wirklich weiterkommen.«
»Es sind ja auch jede Menge Unterlagen«, warf Owen ein. »Trotzdem gibt es ein paar nicht unerhebliche Fortschritte. So wissen wir, dass der alte Ford sich nach Kräften bemüht hat, seine Tochter Eliza aus seinem Leben zu streichen. Selbst offizielle Dokumente hat er offenbar verschwinden lassen. Himmel, welcher Vater löscht den Namen seines eigenen Kindes aus?«
»Ein Vater, dessen Kind vor ihm davonläuft«, stellte Ryder fest. »Und das hat sie schließlich getan.«
»Owen? Bist du hier? Ich hab Licht gesehen, als …« Avery trat ein und blieb wie angewurzelt stehen. »Mein Gott, ihr habt meine Theke aufgebaut! Ohne mir etwas davon zu sagen.«
»Wenn du nicht so neugierig gewesen wärst, hätten wir dich morgen damit überrascht – mit montierter Platte und vielleicht sogar mit Zapfhähnen.«
»Sie ist einfach wunderschön.« Avery strich mit beiden Händen ehrfürchtig über das Holz. »Und genauso fühlt sie sich an.« Sie wirbelte herum, packte Owen, schwenkte ihn im Kreis und fiel seinen Brüdern ebenfalls um den Hals. »Vielen, vielen Dank! Und jetzt muss ich schauen, wie es ist, wenn man hinter dem Tresen steht.«
Sie umrundete die Theke. »Perfekt, rundherum großartig. Ich wünschte, Clare und Hope könnten sich dieses Meisterwerk gleich ansehen. Ich kann Hope ja simsen und ihr sagen, dass sie kurz
Weitere Kostenlose Bücher