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Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
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erfuhr die Person, für die ich diesen Auftrag erledige, dass ein Privatdetektiv Nachforschungen über Anophthalmus hitleri anstellte. Über einen langen Zeitraum war man sich einig, dass es nirgendwo auf der Welt auch nur ein einziges Exemplar dieses Organismus gibt, lebendig oder tot – aber wenn ein ernsthafter Sammler wie Horace Grublock glaubte, dass irgendwie, irgendwo einige Exemplare erhalten geblieben seien, schien allein das ein vernünftiger Grund, dieser Möglichkeit nachzugehen. Also trat die betreffende Person mit mir in Kontakt und wies mich an, den Käfer vor Grublock zu finden. Unglücklicherweise hatte Zroszak bereits große Fortschritte gemacht.«
    »Und deshalb haben Sie ihn umgebracht und seine Wohnung durchsucht.«
    »Ja. Es schien am einfachsten, dort weiterzumachen, wo er aufgehört hatte, als noch einmal von vorn anzufangen.»
    »Aber Sie haben nicht viel gefunden. Dann sahen Sie, wie ich in die Wohnung ging. Und Sie glaubten, ich hätte vielleicht etwas entdeckt, das Ihnen entgangen war. Aber tatsächlich verriet der Brief von Hitler Ihnen nichts, was Sie nicht bereits wussten.«
    »Stimmt.«
    »Und ich war auch keine große Hilfe.«
    »Stimmt. Höchstens in Claramore und vielleicht mit der alten Schachtel.»
    »Aus welchem Grund haben Sie dann nach Seth Roachs Leiche gesucht?«
    »Zroszak war davon überzeugt, dass zwei der Käfer zusammen mit dem Boxer begraben wurden. Das stand in seinen Notizen. Er hat nicht weiter erklärt, wie er darauf gekommen ist. Ich glaube, dass er Zugriff auf ein paar Notizbücher von Philip Erskine und Briefe von Evelyn Erskine hatte, die ich selbst nicht gefunden habe.«
    »Und Sie glaubten, Seth Roach müsse in Claramore gestorben sein.«
    »Das schien am wahrscheinlichsten. Ich habe mich geirrt.«
    »Glauben Sie wirklich, dass die Käfer immer noch hier sind? Bei ihm? Nach all dieser Zeit?«
    »Wir werden es sehen«, sagte der Waliser. »Die chemischen und mikrobiologischen Bedingungen an einem Ort wie diesem sind unberechenbar. Die Käfer wurden gezüchtet, um zäh zu sein und zu überdauern. Es besteht eine gewisse Chance, dass sie nie verwest sind. Vielleicht sind sie sogar auf irgendeine Weise zu Fossilien geworden.« Während er seine Ausführungen beendete, kniete er sich neben dem Skelett auf den Boden. Er wischte etwas Dreck vom Schädel.
    Und da erbrach sich Seth Roach über ihn.
    Schwarz und zuckend raste die Masse am Arm des Walisers nach oben, breitete sich auf seiner Brust aus und wirbelte bis zu seinem Kinn. Er wollte schreien, und sofort füllte die Masse seinen Mund. Er fiel auf den Rücken und kratzte sich ungeschickt, aber er konnte kaum eine Lücke in dem beweglichen Strom aufreißen, und bald war jeder Zoll an ihm geschwärzt. Ich hörte ein Geräusch wie von tausend Zungen, die leise missbilligend schnalzten, ich sah Blut aufleuchten, und dann – schlimmer noch – leuchtendes Weiß unter der wimmelnden schwarzen Hülle. Zuerst warf sich sein ganzer Körper vor und zurück, aber dann zuckten nur noch seine Hände und Füße, und bald darauf wurden auch diese schlaff. Ein paar Sekunden später war fast nichts mehr übrig von ihm als Knochen, Haare, Kleider und Schuhe. Dann stürzten sich die Käfer auf mich.
    Sie schossen über den Boden, sprangen auf meine Füße und krochen an meinen Beinen hoch. Mit der Art, wie sie sich bewegten, schien etwas nicht zu stimmen, es war wie in einem schlecht animierten Film. Ich presste meinen Mund zusammen, um sie nicht in meinen Hals zu lassen. Ich wünschte, der Waliser hätte mich bereits erschossen, weil ich nicht auf diese Weise sterben wollte.
    Doch dann ließen die Käfer von mir ab.
    Einige waren bis in meine Leistengegend gekommen, die natürlich mit Urin getränkt war. Andere waren bis zu meinen Achseln gelangt, die fast ebenso feucht waren. Die Art und Weise, wie sie um die übelriechenden Bereiche meines Körpers herumwimmelten, hatte beinahe etwas Nervöses, und ihre winzigen spitzen Beine piekten meine Haut durch die Kleider hindurch wie mit feinen Nadelstichen. Einer oder zwei lösten sich von der Masse, breiteten die Hakenkreuzflügel aus, flatterten vor meinem Gesicht herum, starrten mich augenlos wütend an und begaben sich wieder nach unten zu ihren Kameraden. Dann verschwanden sie plötzlich, alle auf einmal, wie ein schwarzes Tischtuch, das mit einem Ruck vom Tisch gezogen wird. Ich sah zu, wie die letzten Käfer zurück in Sinners Augenhöhlen hüpften. Es war ganz still. Vom

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