Fliegende Fetzen
nimmt – immerhin schickt er seinen eigenen Bruder, um mit uns zu verhandeln. Damit gibt er der internationalen Gemeinschaft ein Zeichen.«
»Ein klatschianisches hohes Tier kommt
hierher
?« fragte Mumm. »Davon hat mir niemand etwas gesagt!«
»So seltsam es dir auch erscheinen mag, Sir Samuel: Gelegentlich bin ich durchaus imstande, diese Stadt einige Minuten zu regieren, ohne deinen Rat einzuholen.«
»Ich meine, in der Stadt gibt es derzeit ziemlich stark ausgeprägte antiklatschianische Gefühle…«
»
Ein echt mieser Bursche
«, teilte Lord Rust Boggis in jenem besonderen aristokratischen Flüstern mit, das bis zum Dachgebälk reichte. »
Es ist ein Affront, uns eine solche Person zu schicken
!«
»Du wirst bestimmt sicherstellen, daß in den Straßen keine Gefahren drohen, Mumm«, sagte der Patrizier scharf. »Ich weiß, daß du auf solche Dinge sehr stolz bist. Offiziell kommt Khufurah hierher, weil ihn die Zauberer zu ihrem großen Fest eingeladen haben. Er soll einen Ehrendoktortitel bekommen, etwas in der Art. Und anschließend steht ein Essen auf dem Programm. Ich verhandle gern mit Leuten, die in der Unsichtbaren Universität an einem Festessen der Fakultät teilgenommen haben. Normalerweise bewegen sie sich nicht sehr viel und sind bereit, praktisch allem zuzustimmen, wenn die Aussicht besteht, dafür Magenpulver und ein kleines Glas Wasser zu bekommen. Und nun, meine Herren… wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet…«
Die Würdenträger verließen den Raum und schritten einzeln oder zu zweit durch den Flur.
Der Patrizier legte seine Papiere zusammen und strich mit einem dünnen Finger über den Rand des Stapels. Dann sah er auf.
»Du scheinst noch immer hier zu sein, Kommandeur.«
»Du willst doch nicht wirklich erlauben, daß sie Regimenter bilden, oder?« fragte Mumm.
»Kein Gesetz verbietet so etwas, Mumm. Und es wird sie beschäftigt halten. Alle Würdenträger der Stadt sind berechtigt – sogar
verpflichtet,
wenn ich mich recht entsinne –, in Zeiten der Not Streitkräfte zur Verfügung zu stellen. Und natürlich haben alle Bürger das Recht, Waffen zu tragen. Bitte denk daran.«
»Waffen sind eine Sache. Aber damit Soldat zu spielen… Das ist etwas ganz anderes.« Mumm stützte sich mit den Fingerknöcheln auf dem Tisch ab.
»Weißt du«, fuhr er fort, »ich werde das Gefühl nicht los, daß sich drüben in Klatsch eine Gruppe von Idioten ähnlich verhält. Die Narren wenden sich an den Serif und sagen: ›Es wird Zeit, daß wir den Teufeln in Ankh-Morpork eine Lektion erteilen, Offendi.‹ Und wenn viele Leute herumlaufen, Waffen schwingen und dummes Zeug reden… Unter solchen Umständen gibt es leicht Zwischenfälle. Bist du jemals in einer Taverne gewesen, in der alle bewaffnet sind? Oh, zunächst geht’s ganz zivil zu, aber dann trinkt irgendein Blödmann aus dem falschen Krug oder nimmt aus Versehen das Wechselgeld eines anderen Mannes, und fünf Minuten später liegen überall abgehackte Gliedmaßen herum…«
Der Patrizier blickte so lange auf die Fingerknöchel hinab, bis Mumm die Hände wegzog.
»Morgen wirst du beim Convivium der Zauberer zugegen sein«, sagte Vetinari. »Ich habe dir eine entsprechende Mitteilung geschickt.«
»Aber ich…« Ein verräterisches Bild entstand vor Mumms innerem Auge und zeigte ihm hohe Papierstapel auf seinem Schreibtisch. »Oh«, sagte er.
»Der Kommandeur der Wache führt die Prozession in voller Paradeuniform an. Das ist ein alter Brauch.«
»Was? Ich soll vor allen Leuten marschieren?«
»Ja. Das ist sehr… staatsbürgerlich. Du weißt bestimmt, worauf es dabei ankommt. Ein solches Auftreten demonstriert die freundliche Allianz zwischen der Universität einerseits und der Regierung von Ankh-Morpork andererseits. Diese Allianz besteht im Versprechen der Zauberer, allen unseren Bitten nachzukommen, vorausgesetzt, daß wir sie nie um etwas bitten. Wie dem auch sei: Es ist eine Pflicht, der du dich nicht entziehen kannst. Die Tradition verlangt es. Und Lady Sybil hat mir versichert, daß du morgen mit strahlender Miene zur Stelle sein wirst.«
Mumm holte tief Luft: »Du hast mit meiner
Frau
darüber gesprochen?«
»Ja. Sie ist sehr stolz auf dich und glaubt, daß du zu erhabenen Dingen fähig bist, Mumm. Sie ist dir sicher ein großer Trost.«
»Nun, ich… Ich meine, ich… ja…«
»Gut. Oh, da wäre noch etwas, Mumm. Zwar habe ich bereits das Einverständnis der Assassinen- und Diebesgilde eingeholt, aber wir
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