Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
sollten kein Risiko eingehen… Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du gewährleisten könntest, daß niemand mit Eiern oder so nach dem Prinzen wirft. So etwas verursacht stets viel Ärger.«
     
    Die beiden Seiten beobachteten sich aufmerksam. Sie waren alte Feinde. Schon oft hatten sie ihre Kräfte gemessen, im Kampf um Territorium Siege errungen und Niederlagen erlitten. Diesmal ging es um alles oder nichts.
    Knöchel traten weiß hervor. Stiefel scharrten ungeduldig.
    Hauptmann Karotte ließ den Ball einige Male hüpfen.
    »Also gut, Jungs. Versuchen wir’s noch einmal. Und diesmal keine Balgereien. William, was kaust du da?«
    Der geschickte Rippenstoßer schnitt eine finstere Miene.
Niemand
kannte seinen Namen. Kinder, mit denen er aufgewachsen war, kannten ihn nicht. Vermutlich wußte nicht einmal seine Mutter – wenn er ihr jemals begegnete –, wie er hieß. Aber Karotte war es irgendwie gelungen, seinen Namen herauszufinden. Wenn jemand anders so dumm gewesen wäre, ihn »William« zu nennen, hätte der Betreffende nach seinem Ohr suchen müssen. Und zwar in seinem eigenen Mund.
    »Ein Kaugummi, Herr Karotte.«
    »Hast du genug für alle mitgebracht?«
    »Nein, Herr Karotte.«
    »Dann sei bitte so nett und nimm es aus dem Mund. Und nun… Gavin, was steckt da in deinem Ärmel?«
    Schleimbeutel Gav versuchte gar nicht erst, die Wahrheit zu verbergen.
    »Ein Messer, Herr Karotte.«
    »Und ich wette, du hast genug Messer für alle mitgebracht, stimmt’s?«
    »Genau, Herr Karotte.« Schleimbeutel grinste. Er war zehn Jahre alt.
    »Leg’s zu den anderen auf den Haufen…«
    Obergefreiter Schuh blickte entsetzt über die Mauer. Etwa fünfzig Jugendliche standen in der breiten Gasse. Das Durchschnittsalter in Jahren betrug elf. Das Durchschnittsalter in Zynismus und gemeiner Bosheit belief sich auf 163. Zwar gibt es beim Fußball von Ankh-Morpork keine Tore im üblichen Sinne, aber in diesem Fall waren trotzdem zwei Torpfosten aus gestapelten Gegenständen errichtet worden – die überall im Multiversum gebräuchliche Methode.
    Ein Stapel aus Messern, der andere aus stumpfen Gegenständen.
    Die Jungen trugen die Farben der scheußlichsten Straßenbanden, und mitten unter ihnen stand Hauptmann Karotte. In der einen Hand hielt er eine stark angeschwollene Schweinsblase, die als Ball diente.
    Obergefreiter Schuh fragte sich, ob er Hilfe holen sollte. Aber Karotte wirkte erstaunlich ruhig und entspannt.
    »Äh… Hauptmann?« fragte er vorsichtig.
    »Oh, hallo, Reg. Wir veranstalten gerade ein freundschaftliches Fußballspiel. Jungs, das ist Obergefreiter Schuh.«
    Fünfzig Augenpaare sprachen: Wir merken uns dein Gesicht, Bulle.
    Reg schob sich an der Mauer entlang, und die Augen sahen den Pfeil, der den Brustharnisch durchbohrt hatte und aus dem Rücken ragte.
    »Es hat sich ein Problem ergeben, Hauptmann«, sagte Reg. »Ich hielt es für besser, dir Bescheid zu geben. Vielleicht solltest du dich um die Sache kümmern. Es geht um eine Geiselnahme…«
    »Ich komme sofort. Tja, ich bedaure sehr, Jungs. Spielt allein, in Ordnung? Wir sehen uns dann am nächsten Dienstag beim fröhlichen Singen mit anschließender Würstchenbrutzelei.«
    »Ja, Herr Karotte«, sagte der Geschickte Rippenstoßer.
    »Und Korporal Angua zeigt euch vielleicht, wie man am Lagerfeuer richtig heult.«
    »Wir freuen uns schon, Harr Karotte«, brummte Schleimbeutel.
    »Und was machen wir, bevor wir auseinandergehen?« fragte Karotte.
    Die Krieger der Skats und Mohocks wechselten verlegene Blicke. Normalerweise waren sie nie nervös – wer Furcht zeigte, konnte verstoßen werden. Doch als die Bandenregeln festgelegt worden waren, hatte niemand die Existenz einer Person wie Karotte berücksichtigt.
    In den Mienen der Jungen stand Ich-bringe-dich-um-wenn-du-jemandem-davon-erzählst, als sie die Zeigefinger beider Hände bis auf Ohrhöhe hoben und riefen: »Wib wib wib!«
    »Wob wob wob!« antwortete Karotte herzlich. »Also gut, Reg. Wir können gehen.«
    »Wie hast du das fertiggebracht?« fragte Obergefreiter Schuh, als die beiden Wächter forteilten.
    »Oh, man hebt die Finger auf
diese
Weise«, erklärte Karotte. »Aber bitte verrate es niemandem. Es ist nämlich ein geheimes Zeichen…«
    »Es sind Halunken, Hauptmann! Man kann sich kaum schlimmere Schurken vorstellen!«
    »Oh, sie sind ein wenig frech. Aber unter der rauhen Schale verbirgt sich ein freundlicher Kern, wenn man ein wenig Geduld hat und versucht, sie zu

Weitere Kostenlose Bücher