Fliegende Fetzen
besonders gut, wenn es grün wird.«
»Unter all dem Curry bemerkt man überhaupt keinen Unterschied im Geschmack«, behauptete Burlich. »Ich habe einmal an einem offiziellen Essen in der klatschianischen Botschaft teilgenommen, und wißt ihr, was man mir dort vorsetzte? Von einem Schaf stammendes…«
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Mumm und stand auf. »Es gibt einige dringende Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muß.«
Er nickte dem Patrizier zu und eilte hinaus. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, holte er tief Luft und genoß die frische Luft – unter den gegebenen Umständen hätte er selbst in einer Gerberei tief durchgeatmet.
Korporal Kleinpo stand auf und sah ihn erwartungsvoll an. Sie hatte neben einer Schachtel gesessen, die immer wieder gurrte.
»Etwas bahnt sich an«, sagte Mumm. »Lauf zur… Ich meine, schick eine Taube zur Wache.«
»Ja, Herr Kommandeur?«
»Urlaub ist bis auf weiteres gestrichen. Ich möchte alle Angehörigen der Wache – und ich meine
alle –
um, sagen wir, sechs Uhr im Wachhaus sehen.«
»In Ordnung, Herr Kommandeur. Das bedeutet eine zusätzliche Taube, wenn ich nicht klein genug schreiben kann.«
Kleinpo eilte fort.
Mumm sah aus dem Fenster. Außerhalb des Palastes herrschte immer reges Treiben, aber heute… Es hatte sich keine Menge in dem Sinne eingefunden, doch draußen standen mehr Leute als sonst und schienen auf etwas zu warten.
Klatsch!
Alle
wußten
es.
Der alte Detritus hat recht, dachte Mumm. Man hört, wie die ersten Kieselsteine in Bewegung geraten. Es geht nicht nur um einige Fischer und ihren Streit. Es geht um Jahrhunderte von… nun, wie zwei große Männer, die in einem kleinen Zimmer beisammen sind und versuchen, höflich zu sein. Aber irgendwann muß sich einer von ihnen strecken, und dann dauert’s nicht mehr lange, bis das Mobiliar zertrümmert wird.
Aber es konnte doch nicht wirklich geschehen, oder? Der derzeitige Serif galt als ein fähiger Mann, der vor allem versuchte, die fernen, unruhigen Regionen seines Reiches zu befrieden. Und es lebten Klatschianer in Ankh-Morpork, bei den Göttern! Es gab Klatschianer, die in Ankh-Morpork
geboren
waren. Man traf jemanden, in dessen Gesicht Kamele geschrieben standen, und dann klappte der Bursche den Mund auf und sprach mit typisch ankhianischem Akzent. Oh, sicher, man erzählte sich Witze über komisches Essen und Ausländer, aber…
Nun, eigentlich waren die Witze nicht besonders komisch, wenn man genauer darüber nachdachte.
Wenn man den Knall hört, hat es keinen Sinn mehr, sich zu fragen, wie lange die Zündschnur gebrannt hat.
Laute Stimmen schlugen Mumm entgegen, als er in die Rattenkammer zurückkehrte.
»Dies sind eben
nicht
die alten Zeiten, Lord Selachii«, sagte der Patrizier gerade. »Es gilt nicht mehr als…
nett,
ein Kriegsschiff loszuschicken, um die ›dummen Ausländer‹, wie du sie nennst, auf ihre Fehler hinzuweisen. Zunächst einmal: Wir haben gar keine Kriegsschiffe mehr, seit die
Mary-Jane
vor vierhundert Jahren gesunken ist. Und außerdem haben sich die Zeiten geändert. Heutzutage sieht die ganze Welt zu. Verehrter Lord, man kann nicht mehr ›Was starrst du mich so an?‹ fragen und dem Starrenden anschließend eins aufs Auge hauen.« Er lehnte sich zurück. »Denkt an Chimära und Khanli, an Ephebe und Tsort. Und auch an Muntab. Und an Omnien. Einige der genannten Nationen sind sehr mächtig, meine Herren. Viele von ihnen halten nichts von den derzeitigen expansionistischen Bestrebungen der Klatschianer, aber uns mögen sie ebensowenig.«
»Warum denn?« fragte Lord Selachii.
»Weil wir während unserer Geschichte Kriege gegen die Länder geführt haben, die wir nicht sofort besetzen konnten«, erläutert Lord Vetinari. »Aus irgendeinem Grund behalten es die Leute im Gedächtnis, wenn man Tausende niedermetzelt.«
»Ach,
Geschichte
«, sagte Lord Selachii. »Das ist alles Vergangenheit.«
»Ein guter Platz für die Geschichte«, erwiderte der Patrizier ernst.
»Ich meine: Warum mögen sie uns heute nicht? Schulden wir ihnen Geld?«
»Nein. In den meisten Fällen sind wir die Gläubiger. Ein Grund mehr, uns nicht zu mögen.«
»Was ist mit Sto Lat und Pseudopolis und den anderen Städten?« fragte Lord Witwenmacher.
»Auch dort sind wir nicht sehr beliebt.«
»Warum denn nicht?« wunderte sich Lord Selachii. »Wir haben doch ein gemeinsames Erbe.«
»In der Tat, aber dieses gemeinsame Erbe besteht zum größten Teil darin, daß
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