Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
verstehen…«
    »Wie ich hörte, geben sie einem nie genug
Zeit,
sie zu verstehen! Weiß Herr Mumm von dieser Sache?«
    »In gewisser Weise, ja. Ich habe ihm von meiner Absicht erzählt, einen Klub für die Straßenkinder zu gründen, und er meinte, damit sei alles in Ordnung, vorausgesetzt, ich ließe sie ihr Lager am Rand einer sehr hohen Klippe bei möglichst starkem Wind aufschlagen. Aber so etwas sagt er immer. Nun, was ist mit der Geiselnahme?«
    »Sie hat bei Vortin stattgefunden. Aber… äh… es ist keine gewöhnliche Geiselnahme, sondern noch schlimmer…«
    Hinter ihnen musterten sich die Skats und Mohocks gegenseitig. Dann nahmen sie ihre Waffen und wichen vorsichtig voreinander zurück. Es ist keineswegs so, daß wir nicht kämpfen wollen, teilte ihre Körpersprache mit. Doch zufälligerweise haben wir derzeit Besseres zu tun, und wir gehen jetzt, um herauszufinden, was dies ist.
     
    Erstaunlicherweise herrschte bei den Docks kein lautes Stimmengewirr. Die Leute waren zu sehr damit beschäftigt, an Geld zu denken.
    Feldwebel Colon und Korporal Nobbs lehnten an einem Holzstapel und beobachteten, wie jemand mit großer Sorgfalt den Namen
Stolz von Ankh-Morpork
an den Bug eines Schiffes malte. Früher oder später würde er bemerken, daß er das »z« vergessen hatte, und auf diesen kleinen Spaß freuten sich die beiden Wächter.
    »Bist du jemals zur See gefahren?« fragte Nobby.
    »Ha, nein, ich nicht!« erwiderte Colon. »Ich gebe dir einen guten Rat: Komm nie auf die Idee, den Klabautermann zu suchen.«
    »Keine Sorge«, sagte Nobby. »Ich weiß gar nicht, wo ich nach ihm suchen sollte. Und selbst wenn ich ihn fände: Worüber sollte ich mit ihm reden?«
    »Gut.«
    »Ich meine, ich kenne ihn doch gar nicht.«
    »Du hast überhaupt keine Ahnung, was es mit dem Klabautermann auf sich hat, oder?«
    »Nein, Feldwebel.«
    »Treibt sich irgendwo auf dem Ozean herum, der Bursche. Durch ihn wird die Seefahrt zu einer riskanten Angelegenheit. So ist das eben mit dem Meer – man kann ihm nicht trauen. Da fällt mir ein… Als ich klein war, habe ich ein Buch über einen Jungen gelesen, der sich in eine Nixe verwandelte, sozusagen, und er lebte unten auf dem Meeresgrund…«
    »… beim Klabautermann…«
    »Ja, und dort war alles ganz hübsch. Es gab sprechende Fische und rosarote Muscheln und so. Und dann eines Tages verbrachte ich die Ferien in Quirm, und bei der Gelegenheit
sah
ich das Meer und dachte: Na so was. Und wenn meine Mutter nicht schnell genug reagiert hätte, tja, wer weiß, was damals geschehen wäre, ich meine, der Junge im Buch konnte unter Wasser atmen, woher sollte ich es besser wissen? Man erzählt sich so viele
Lügen
übers Meer. In Wirklichkeit ist alles nur Igitt mit Hummern drin.«
    »Der Onkel meiner Mutter war Seemann«, sagte Nobby. »Aber nach der großen Seuche bekam er es mit Anwerbern der besonderen Art zu tun. Eine Gruppe von Bauern machte ihn betrunken, und am nächsten Morgen erwachte er an einen Pflug gefesselt.«
    Die beiden Wächter warteten und beobachteten.
    »Offenbar steht ein Kampf bevor, Feldwebel«, sagte Nobby, als der Maler überaus sorgfältig das abschließende »k« malte.
    »Dauert bestimmt nicht lange«, erwiderte Colon. »Sind alles nur Feiglinge, die Klatschianer. Sie wetzen über den heißen Sand davon, kaum daß sie kalten Stahl zu spüren bekommen.«
    Feldwebel Colon hatte eine umfassende Ausbildung hinter sich. Zuerst war er auf die Schule »Mein Vater hat immer gesagt« gegangen, um anschließend die Universität »Ist doch logisch« zu besuchen. Derzeit absolvierte er das Aufbaustudium »Was mir jemand in der Taverne erzählt hat«.
    »Es dürfte also nicht weiter schwer sein, damit klarzukommen, oder?« fragte Nobby.
    »Und sie haben nicht mal die gleiche Hautfarbe wie wir«, sagte Colon. »Äh… wie ich«, fügte er hinzu, als er an die unterschiedlichen Schattierungen von Korporal Nobbs dachte.
    »Obergefreiter Besuch ist ziemlich braun«, meinte Nobby. »Ich habe nie gesehen, daß er weggelaufen ist. Wenn er die Chance wittert, jemandem eine religiöse Broschüre anzudrehen, läßt der alte Waschtopf nicht locker.«
    »Ach, die Omnianer unterscheiden sich eigentlich nicht sehr von uns«, behauptete Colon. »Manchmal verhalten sie sich seltsam, aber im Grunde sind wir aus dem gleichen Holz geschnitzt, mehr oder weniger. Ein Klatschianer hingegen verrät sich schon dadurch, daß er viele Wörter benutzt, die mit ›al‹ beginnen. Daran kann man

Weitere Kostenlose Bücher