Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
glückliche Dame gefunden hast, gibst du ihr die kleine Flasche mit…«
    »Das Parfüm heißt ›Kasbanächte‹, Herr.«
    »Interessant. Ziemlich intensiver…
Blüten
duft, nicht wahr?«
    »Ja, Herr. Weil Jasmin drin ist. Und viele seltene Kräuter.«
    »Ein erstaunlich…
durchdringender
Geruch.«
    Nobby lächelte. »Da habe ich wirklich etwas für mein Geld bekommen, Herr. Man braucht nur wenig zu nehmen, und es hält lange.«
    »Vielleicht zu lange?«
    Nobbys Begeisterung blieb unerschütterlich. »Ich hab’s aus dem gleichen Laden, in dem der Feldwebel den Höcker gekauft hat.«
    »Ah… ja.«
    Das Boot bot nicht viel Platz, und den größten Teil davon beanspruchten Feldwebel Colons Souvenirs. Vetinari hatte ihm eine kurze Einkaufstour gestattet, »um etwas mit nach Hause zu bringen, Herr, denn sonst kriege ich
jahrelang
Vorwürfe von meiner Frau zu hören«.
    »Frau Colon findet bestimmt großen Gefallen an einem ausgestopften Kamelhöcker, nicht wahr, Feldwebel?« meinte der Patrizier skeptisch.
    »Ja, Herr. Sie kann Dinge darauf abstellen, Herr.«
    »Und der Satz Messingtische, die ineinander passen?«
    »Bestens geeignet, um Dinge darauf abzustellen, Herr.«
    »Und das hier?« Es klapperte. »Einige Ziegenglocken, eine verzierte Kaffeekanne, ein kleiner Kamelsattel und… und ein seltsames Glasrohr mit Streifen aus unterschiedlich gefärbtem Sand? Wozu dienen diese Objekte?«
    »Es sind Gesprächsgegenstände, Herr.«
    »Du rechnest vermutlich damit, daß Besucher Fragen stellen wie ›Was hat es mit diesen Dingen auf sich‹?«
    »Siehst du, Herr? Wir sprechen bereits darüber.«
    »Bemerkenswert.«
    Feldwebel Colon hustete demonstrativ und nickte zu Leonard, der im Heck hockte und seinen Kopf mit beiden Händen stützte.
    »Er ist ziemlich still, Herr«, sagte Colon leise. »Hat schon seit einer ganzen Weile keinen Ton mehr von sich gegeben.«
    »Ihm geht viel durch den Kopf«, erwiderte der Patrizier.
    Eine Zeitlang traten die Männer schweigend in die Pedale, doch die Stille dauerte nicht sehr lange. In der Enge des Bootes zusammenzusitzen… schuf eine Atmosphäre der Vertrautheit, die an Land unmöglich gewesen wäre.
    »Es tut mir leid, daß man dir den Laufpaß geben will, Herr«, sagte Colon.
    »Schon gut«, erwiderte Lord Vetinari.
    »Ich würde dich wählen. Wenn es zu einer Wahl käme, meine ich.«
    »Prächtig.«
    »Ich bin der Ansicht, das Volk
will
die Daumenschrauben einer strengen Regierung.«
    »Gut.«
    »Dein Vorgänger, Lord Schnappüber… Bei ihm saß
wirklich
eine Schraube locker. Aber wie ich immer sage: Die Leute wissen, wo sie mit Lord Vetinari stehen…«
    »Ausgezeichnet.«
    »Allerdings… Einigen Leuten
gefällt
es vielleicht nicht, wo sie mit dir stehen, Herr…«
    Lord Vetinari sah auf. Sie befanden sich jetzt unter einem Schiff, das in der richtigen Richtung unterwegs zu sein schien. Er steuerte das Boot näher heran, bis er ein dumpfes Pochen hörte, als Rumpf an Rumpf stieß. Dann drehte er das Gewinde einige Male.
    »Man will mir also den Laufpaß geben?« fragte er und setzte sich wieder.
    »Nun…äh… du hast Lord Rust gehört. Wenn du das Dokument rat… rati…«
    »Man spricht in diesem Zusammenhang von Ratifizierung«, erklärte Lord Vetinari.
    »Nun, wenn die Ratifizierung des Kapitulationsdokuments in der nächsten Woche stattfindet, sollst du aus der Stadt verbannt werden, Herr.«
    »In der Politik kann eine Woche sehr lang dauern, Feldwebel.«
    In Colons Gesicht erschien etwas, das er für ein wissendes Lächeln hielt. Er klopfte sich an den Nasenflügel.
    »Ah,
Politik.
Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Wer zuletzt lacht, lacht am besten, wie?« warf Nobby ein.
    »Bestimmt hast du einen geheimen Plan«, vermutete Colon. »Du weißt, wo sich das Huhn versteckt, jawohl.«
    »Offenbar beobachtet ihr den Karneval des Lebens sehr genau, so daß ich euch nichts vormachen kann«, sagte Lord Vetinari. »Ja, ich habe tatsächlich etwas vor.«
    Er rückte den vermeintlichen Kamelhöcker zurecht, der nach Ziege roch und aus dem bereits Sand rieselte, und streckte sich dann aus.
    »Ich habe vor, überhaupt nichts zu tun. Weckt mich, wenn etwas Interessantes passiert.«
     
    Nautische Dinge geschahen. Der Wind drehte sich so oft, daß man mit einem Wetterhahn hätte Korn mahlen können. Einmal regnete es Sardellen.
    Kommandeur Mumm versuchte zu schlafen. Jenkins hatte ihm eine Hängematte gezeigt, und Mumm erkannte darin ein weiteres Schafsauge: In einem

Weitere Kostenlose Bücher