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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich die meisten Themen am Rand des Wahnsinns aufhielten oder
    in den friedlichen Tälern jenseits davon wurzelten. Doch jetzt schienen
    sie al e von einer fixen Idee besessen zu sein.
    »… wird es Zeit, daß wir ihnen eine Lektion erteilen!« heulte der näch-
    ste Redner. »Warum hören unsere sogenannten Herren nicht auf die
    Stimme des Volkes? Ankh-Morpork hat genug von den angeberischen
    Banditen! Sie stehlen unseren Fisch, sie stören unseren Handel, und jetzt
    nehmen sie uns auch noch das Land weg!«
    Es wäre besser gewesen, wenn die Leute gejubelt hätten, fand Mumm.
    Das Publikum jubelte fast immer, ganz gleich, worum es ging – es mach-
    te einfach mehr Spaß, wenn man die Redner anfeuerte. Doch in diesem
    Fal blieben die Zuhörer stumm und nickten. Sie schienen tatsächlich
    über die Worte des Redners nachzudenken…
    »Sie haben meine Waren gestohlen!« rief ein anderer Redner. »Es ist ein
    verdammtes Piratenreich! Sie haben mein Schiff geentert! In den Gewäs-
    sern von Ankh-Morpork!«
    Die Antwort war ein al gemeines selbstgerechtes Murmeln.
    »Was haben sie dir gestohlen, Herr Jenkins?« fragte jemand aus der
    Menge.
    »Eine Ladung erlesener Seide!«
    Die Zuhörer schnappten empört nach Luft.
    »Ach? Keine getrockneten Fischinnereien und für den Verzehr unge-
    eignetes Fleisch? Das ist doch deine normale Fracht, oder?«
    Herr Jenkins reckte den Hals, um zu sehen, von wem diese Worte
    stammten.
    »Erlesene Seide!« wiederholte er. »Und schert sich die Stadt darum?
    Nein!«
    »Eine Schande!« tönte es hier und dort.
    »Wurde das Verbrechen der Stadt mitgeteilt?« fragte jemand.
    Nicht nur Herr Jenkins reckte den Hals, sondern auch einige der Zu-
    hörer. Und dann wichen die Leute beiseite, als sie Kommandeur Mumm
    von der Stadtwache erkannten.
    »Nun, ich…«, begann Jenkins. »Äh… ich…«
    » Ich schere mich um so etwas«, betonte Mumm. »Es dürfte eigentlich nicht weiter schwierig sein, eine Ladung erlesene Seide zu finden, die
    nach Fischinnereien stinkt.« Gelächter erklang. Die Bürger von Ankh-
    Morpork mochten Abwechslung bei ihrem Straßentheater.
    Mumm wandte sich an Feldwebel Detritus, während sein Blick auf
    Jenkins gerichtet blieb. »Detritus, bitte begleite Herrn Jenkins. Sein Schiff ist die Milka, glaube ich. Er wird dir Frachtbriefe, Rechnungen und Empfangsbescheinigungen und dergleichen zeigen. Es dauert bestimmt
    nicht lange, dieser Sache auf den Grund zu gehen.«
    Mit einem lauten Klong stieß Detritus’ Hand an den Helm.
    »Jawohl, Herr Kommandeur!«
    »Äh… äh… das geht nicht«, brachte Jenkins hervor. »Sie, äh… haben
    auch die Frachtpapiere und al e anderen Unterlagen gestohlen…«
    »Wirklich? Damit sie das Zeug im Laden umtauschen können, wenn es
    nicht paßt?«
    »Äh… und außerdem ist das Schiff wieder in See gestochen. Ja, genau!
    Ich muß versuchen, die erlittenen Verluste auszugleichen!«
    »Das Schiff ist ohne seinen Kapitän aufgebrochen?« erkundigte sich
    Mumm. »Vermutlich steht es unter dem Befehl des Ersten Offiziers
    Skoplett?«
    »Ja, ja…«
    »Na so was!« Mumm schnippte übertrieben mit den Fingern. »Der
    Mann, den wir in der vergangenen Nacht wegen frecher Betrunkenheit
    eingesperrt haben… Ich schätze, wir müssen ihm auch noch zur Last
    legen, daß er einen falschen Namen benutzt hat. Das bedeutet mehr ver-
    dammten Papierkram für uns. Die Aktenberge werden immer höher…«
    Jenkins versuchte, sich vom Kommandeur abzuwenden, aber Mumm
    hielt seinen Blick fest. Das Zittern seiner Lippen deutete darauf hin, daß er eine scharfe Antwort vorbereitete, doch er gelangte noch rechtzeitig
    zu folgender Erkenntnis: Mumms Grinsen war ebenso humorvoll wie
    jenes, das sich einem Ertrinkenden ziemlich schnel nähert und oben mit
    einer Flosse ausgestattet ist.
    Jenkins traf die kluge Entscheidung, seine Rede zu beenden. »Ich…
    äh… ich gehe jetzt besser und… äh… ja, ich gehe jetzt und kümmere
    ich mich um… äh…« Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und
    verschwand. Das Publikum blieb noch ein wenig, in der Hoffnung, daß
    sich weitere interessante Dinge zutrugen. Als nichts geschah, machten
    sich die Leute enttäuscht auf die Suche nach anderer Unterhaltung.
    »Du möchtest, daß ich mir ansehe das Boot?« fragte Detritus.
    »Nein, Feldwebel. Es gibt weder Seide noch Frachtpapiere an Bord,
    nur den al gegenwärtigen Geruch von Fischinnereien.«
    »Meine Güte. Die verdammten Klatschianer alles stehlen, was

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