Flitterwochen mit dem Millionaer
nicht.“
Und offensichtlich benötigte Duarte noch mehr Anstöße, um zu sprechen. „Was für ein seltsamer Gedanke, dass Vater die ganze Zeit über so nah war? Sogar im selben Staat!“
Ihr leiblicher Vater besaß ein Anwesen auf einer kleinen Insel an der Küste von St. Augustine vor Florida. Ein Anruf bei Duarte hatte alles in Bewegung gesetzt. Tieftraurig hatte Eloisa in dem Privatjet gesessen und war von Jonah und dem schrecklichen Durcheinander geflohen, das sie angerichtet hatte. Sie spürte, wie dicht sie davor war zu weinen, und schluckte die Tränen hinunter. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf diesen Ort, an den sie oft gedacht hatte.
Das große weiße Haus mit den Stuckverzierungen, die Palmen, deren Blätter im Wind raschelten … Sie kam sich wie mit sieben Jahren vor, als sie mit ihrer Mutter hier darauf gewartet hatte, dass er sie begrüßte.
Leicht berührte Duarte sie am Arm und riss sie aus ihren Gedanken. „Eloisa? Er ist hier.“
Die Verandatüren wurden aufgeschoben, aber dieses Mal trat kein imposanter König heraus. Das Summen eines elektrischen Rollstuhls war das Einzige, was das Eintreffen von Enrique ankündigte, dem zwei große Hunde folgten. Auf den Stuhl gebannt, wirkte der ehemalige König zerbrechlich, grau und müde.
Duarte hatte nicht gelogen. Ihr Vater schien dem Tode nah zu sein. Eloisa erhob sich, ohne auf ihn zuzugehen. Eine Umarmung hätte jetzt gekünstelt gewirkt, und sie wusste nicht, was sie für ihn empfand. Er brauchte sie und hatte sie zu sich gerufen. Es fiel ihr schwer, nicht an all die Male zu denken, in denen sie ihn gebraucht hätte. Sicher, er hatte in den Jahren über seine Anwälte Kontakt zu ihr gehalten, aber das war so unpersönlich und unregelmäßig geschehen, dass es eher wie eine lästige Verpflichtung gewirkt hatte. Sie musste an das seltsame, aber herzliche Treffen von Jonahs Familie in der luxuriösen Ferienanlage am Canyon denken – und entdeckte keinerlei Ähnlichkeiten.
„Hallo, Sir. Sie müssen mich entschuldigen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich Sie nennen soll.“
Er winkte mit der Hand ab. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. „Nenn mich Enrique.“ Sein Körper mochte schwach sein, seine Stimme strahlte jedoch immer noch Autorität aus. Der spanische Akzent klang genauso wie in ihrer Erinnerung. „Ich wünsche mir keine Formalitäten und verdiene keine Titel wie König oder Vater. Bitte, setz dich. Ich komme mir unhöflich vor, wenn ich in der Gegenwart einer so hübschen Lady einfach sitzen bleibe.“
Sie nahm wieder Platz, und Enrique manövrierte den Rollstuhl auf den Platz ihr gegenüber. Die beiden braunen Hunde setzten sich jeweils auf eine Seite von ihm.
Schweigend betrachtete der ehemalige König Eloisa, die Hände im Schoß gefaltet. Er deutete auf die Türen. „Duarte, du kannst uns jetzt allein lassen. Ich muss Eloisa etwas unter vier Augen sagen.“
Duarte nickte und ging ohne ein weiteres Wort.
Eloisa fragte sich, ob der Besuch bei ihrem Vater ihr etwas inneren Frieden bringen würde.
„Es tut mir leid, dass du krank bist.“
„Mir auch.“
Weiter sagte er nichts, und sie begann sich zu fragen, ob vielleicht seine geistigen Fähigkeiten nachgelassen hatten. Fragend sah sie zu dem Pfleger, der geduldig an der Tür wartete, doch erhielt auch keinen Hinweis von ihm.
Sie sah zurück zu Enrique. „Du wolltest mich sehen? Du hast Duarte nach mir geschickt.“
„Selbstverständlich habe ich das. Ich verliere ja nicht meinen Verstand.“ Er rückte die Seidenrevers seines Morgenmantels gerade. „Entschuldige, dass ich unhöflich gewesen bin. Ich bin einfach völlig überrascht davon, wie sehr du meiner Mutter ähnelst. Sie war auch so hübsch wie du.“
„Danke.“ Gern wäre sie ihrer Großmutter begegnet oder hätte wenigstens Fotos von ihr gesehen wie andere Kinder. Vielleicht war es dafür noch nicht zu spät. „Hast du Fotos von ihr?“
„Sie sind alle vernichtet worden, als man mein Haus niederbrannte.“
Sie blinzelte. Das war nicht die Antwort, die sie erwartet hatte. Das Wenige, was über den Staatsstreich in San Rinaldo berichtet worden war, hatte sie gelesen und wusste, dass ihr Vater nur knapp mit dem Leben davongekommen war – im Gegensatz zu seiner Frau. Er und seine Söhne hatten sich daraufhin versteckt. Sie hatte niemals darüber nachgedacht, was er alles verloren hatte.
Gewiss war es nicht dasselbe, ein paar Fotos zu verlieren wie einen geliebten
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