Flitterwochen mit dem Millionaer
Menschen. Doch trotzdem musste es hart sein, keine Erinnerungsstücke mehr zu haben. „Dann müssen wir dir eben ein Bild von mir geben, damit du dich an sie erinnern kannst.“
„Danke, aber ich glaube, ich werde ihr schon sehr bald wieder begegnen.“ Er sprach von seinem Tod so selbstverständlich, dass es Eloisa erschütterte. „Weswegen ich ja auch mit dir sprechen wollte, kleine Prinzessin.“
Sie hatte niemals gewagt, von sich selbst als Prinzessin zu denken. Mehr als andere schmerzte es sie auch nach all der Zeit, diesen Kosenamen zu hören, den Harry immer für seine eigene Tochter verwendet hatte – doch nie ihr gegenüber.
Enrique zwang sich, ruhig zu atmen. „Es gibt ein paar Sachen, die du wissen musst, und die Zeit ist knapp. Unser Geheimnis wird eines Tages gelüftet werden, gleichgültig, ob ich sterbe oder jemand mich findet. Selbst ich kann es nicht ewig unter Verschluss halten.“
Der Gedanke an die bevorstehende Enthüllung ließ sie nach dem Glas Limonade neben ihr greifen. Was, wenn die Feinde des Königs ihn aufspürten? Oder sie? „Wo willst du dich dann verstecken?“
„Ich bin ein König“, sagte er entschieden. „Ich verstecke mich nicht. Ich bleibe hier wegen der Menschen, die ich liebe.“
„Ich verstehe nicht, was du meinst.“
„Wenn ich hierbleibe, glauben alle weiterhin, dass ich mich mir meinen Kindern in Argentinien aufhalte. Niemand wird nach ihnen suchen. Niemand kann ihnen so etwas antun wie meiner Beatriz.“
Beatriz war der Name seiner Frau, die während der Flucht erschossen worden war. „Das muss furchtbar für dich gewesen sein.“ Und für ihre Brüder.
Er hob den Kopf, und Eloisa bewunderte die Entschlossenheit und Stärke dieses kranken Mannes.
Dann sah er sie wieder mit seinen dunklen Augen an. „Es ist mir schwergefallen, deine Mutter so kurz nach Beatriz’ Tod zu treffen. Ich habe deine Mutter so sehr geliebt, wie es mir damals möglich gewesen ist. Sie hat mir gesagt, dass sie lieber nichts möchte, wenn ich ihr nicht mein Herz ganz schenken würde.“
Sie hatte immer gedacht, ihre Mutter hätte sich aus Sicherheitsgründen vom König ferngehalten. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass ihre Mom es wegen ihrer Gefühle getan hatte. Harry Taylor mochte nicht unbedingt der Vorstellung eines Prinz Charming entsprechen, aber er hatte ihre Mutter verehrt. Eloisa lehnte sich zurück und ließ Enrique reden, denn es schien, als müsse er sein Herz ausschütten. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie gut es ihr tat, einfach zuzuhören.
„Ich bedauere es, dich nicht aufwachsen gesehen zu haben. Ich kann nicht wiedergutmachen, dass ich nicht der Vater für dich gewesen bin, den du verdient hättest.“
Die demütige Ehrlichkeit seiner Aussage bedeutete ihr mehr als alles Geld auf der Welt. Ein ganzes Leben hatte sie darauf gewartet, von ihm zu hören, dass er ein Vater für sie hätte sein sollen. Obwohl das die Vergangenheit nicht auslöschte, war es ein erster Schritt zur Heilung. Wortlos streichelte sie seine Hand.
„Ich hatte vor, deine Mutter zu bitten, mich zu heiraten, als ich meine Trauer überwunden hatte.“
„Was ist passiert? Wollte sie nicht mit dir hier leben?“
„Oh, nein, das hätte ihr nichts ausgemacht, das hat sie mir gesagt. Ich habe nur zu lange mit der Frage gewartet.“
Du meine Güte. „Sie hatte bereits Harry geheiratet.“
„Ich habe sechs Monate zu spät versucht, um sie zu kämpfen“, erwiderte er. „Warte niemals zu lange, um für etwas zu kämpfen, kleine Prinzessin.“
Aber ihre Chance war bereits vertan.
Dieses Mal hatte Jonah sie verlassen. Am liebsten hätte sie vor Schmerz darüber geschrien, da sie wusste, dass sie selbst dafür verantwortlich war. Er war gegangen, nicht sie. Enrique würde das nicht verstehen. Wie sollte er auch? Er kannte sie ja nicht – wusste nur das aus den Detektivberichten über sie oder wie auch immer er sie hatte beobachten lassen.
Gerade wollte sie ihm das sagen, aber etwas in seinen Augen hielt sie davon ab – eine tiefe Weisheit, die von Erfahrungen herrührte, die sie nicht einmal ansatzweise verstand. Dieser Mann wusste, was es bedeutete zu kämpfen. Und durch ihre Adern floss sein Blut.
Eloisa umklammerte die Lehnen ihres Stuhls mit einer neu gefundenen Stärke. Sie war fertig damit, sich in ihrer Bibliothek und hinter ihren Ängsten zu verstecken. Sie liebte Jonah Landis und wollte ein Leben mit ihm, wo auch immer dieses Leben sie beide hinführen würde. Im
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