Flitterwochen zu dritt
wieder in sein Blickfeld. Über ihm wiegten sich die Rosen gegen den Morgenhimmel. Neben ihm glänzte Tau auf den Grashalmen. Halb auf ihm lag Julia, warm und nach Blumen und Liebe riechend. Wenn es nach ihm ginge, hätten sie ewig so liegen bleiben können. Nie war er der Vollkommenheit so nahe gewesen.
“Nun?” fragte Julia, die Stimme so heiß wie der Blick.
“Möchtest du noch immer über die Scheidung reden?”
“Als ob du die Antwort darauf nicht wüsstest! Habe ich es mir nur eingebildet, oder habe ich im richtigen Moment einen lauten Schrei ausgestoßen?”
“Es war keine Einbildung”, antwortete sie auf seine Frage.
“Meine Großmutter hat dich wahrscheinlich gehört. Es hat dich wahrscheinlich die halbe Stadt gehört, und sie haben schon jemanden losgeschickt, um den Fall zu untersuchen. Ich sehe bereits die Schlagzeilen vor mir: .Touristen starr vor Schreck über Bräutigams Liebesschreie’!”
Ben fuhr sich reumütig übers Kinn. “Ich bin auf Irrwege geführt worden. Und ich würde lieber kein Foto meines nackten Hinterteils auf der ersten Seite der Zeitung finden, sonst bekommst du Ärger!”
“Wenn meine Großmutter gekommen wäre und uns in flagranti erwischt hätte, hättest du Ärger bekommen.” Julia schenkte ihm ein verführerisches, selbstzufriedenes und unendlich weibliches Lächeln. “Ich habe ihr gesagt, dass du mir alles beigebracht hast, was ich weiß.”
Er rollte Julia ins Gras und zog seine Jeans wieder hoch.
“Auf, Mrs. Carreras, und sieh zu, dass du anständig aussiehst, bevor wir ins Haus zurückkommen. Ich möchte nicht, dass du mein Image ruinierst.”
9. KAPITEL
Als er wieder nach unten kam, frisch rasiert und geduscht, hatte Felicity die Pfanne mit dem Omelett zum Warmhalten auf den Ofen gestellt. Ben setzte sich an den gedeckten Tisch.
“Julia, hast du vor, mit mir ins Krankenhaus zu fahren, um Michael zu besuchen?”
Julia warf ihm über den Tisch hinweg einen langen Blick zu.
“Was denkst du?” fragte sie sanft. “Natürlich komme ich mit dir.
Er ist auch mein Baby.”
Warum konnte er ihre Worte nicht einfach für bare Münze nehmen? Warum war da dieser unangenehme Gedanke in seinem Hinterkopf, dass sie zu schnell, zu einfach aufgegeben hatte? “Du musst das nicht alles auf einmal machen, Liebling”, sagte er ihr so leise, dass Felicity ihn nicht hören konnte. “Ich freue mich über jeden kleinen Schritt, den du machst.”
“Nein. Ich habe es ernst gemeint, was ich da draußen im Garten gesagt habe.”
Ben lächelte jungenhaft. “Du hast eine Menge gesagt da draußen. Worauf genau spielst du an?”
Julia errötete. “Darauf, dass wir eine Familie sind!” Sie warf einen raschen Blick auf Felicity. “Ich möchte all die Versprechen einlösen, die ich in der Kirche gegeben habe, Ben, nicht nur ein paar.”
“Ich Glücklicher!”
Wenn sie meinte, was sie sagte, stimmte das. Und sie klang entschlossen. Dennoch konnte er ein vages Unbehagen nicht abschütteln. Vielleicht waren ihre Worte nur von Verzweiflung, von einem Welche andere Wahl habe ich denn, wenn ich möchte, dass diese Ehe hält? bestimmt. Schließlich war er sehr hart mit ihr gewesen.
“Ich meine das wirklich”, sagte sie. Sie beobachtete ihn. “Ich liebe dich, Ben. Dass ich deine Frau bin, ist für mich das Wichtigste auf der Welt.”
“Und Michael?”
“Ich möchte das Beste für ihn. Deswegen habe ich beschlossen zu kündigen. Ich möchte ganz für ihn da sein und keine Mutter sein, die ihr Kind nur abends und am Wochenende sieht.”
“Ich habe dich nie gebeten, deinen Beruf aufzugeben, Julia”, sagte er. “Du magst deinen Job, und du hast hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo du heute bist. Nicht viele Frauen deines Alters sind Marketing Manager für eine so große Werbeagentur wie McKinnon’s.”
“Ich habe jetzt andere Prioritäten. Texte für Werbekampagnen zu schreiben und Märkte zu erschließen fasziniert mich jetzt nicht mehr so sehr.”
Ben sah sie nüchtern an. “Dir ist schon klar, dass das eine Wendung um hundertachtzig Grad ist? Vor ein paar Wochen wolltest du noch befördert werden.”
“Nur weil wir nicht von Anfang an eine Familie geplant hatten. Aber nachdem wir nun eine haben …” Sie schwieg und lächelte vielsagend.
Sie hatte sich offensichtlich selbst überzeugt, warum sollte er also weiter zweifeln? “Okay. Dann lass uns essen und uns auf den Weg machen. Felicity, möchtest du mit uns zum Krankenhaus fahren? Nicht, dass ich
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