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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Apartmenthauses, in dessen Keller sein Freund gefunden worden war, knüllte die Zeitung zusammen und stopfte sie in eine Mülltonne, die das Siegel des Staates Connecticut trug und die unvermeidlichen Buchstaben auf der Schwingklappe stehen hatte. WERFT DEN ABFALL DAHIN, WOHIN ER GEHÖRT.
    »Denn das ist es ja, worauf es ankommt«, sagte er.
    »Wie bitte, Mister?« Es war ein kleines, ungefähr sechsjähriges Mädchen mit rosa Bändern im Haar und einem schokoladeverschmierten Mund. Sie führte ihren Hund spazieren.
    »Ach, nichts«, antwortete Billy und lächelte zu ihr hinunter.
    »Marcy!« rief ihre Mutter aufgeregt. »Marcy, komm sofort hierher!«
    »Tschüß«, piepste die Kleine.
    »Tschüß«, sagte Billy und sah ihr nach, wie sie zu ihrer Mutter lief. Der kleine weiße Pudel hüpfte ihr, an der Leine zerrend, voraus. Seine Krallen kratzten auf dem Asphalt.
    Das Mädchen hatte die Mutter noch nicht erreicht, da ging das Geschimpfe schon los. Sie tat Billy leid, denn sie hatte ihn an Linda erinnert, als Linda sechs Jahre alt gewesen war. Aber die Begegnung hatte ihn auch ermutigt. Auf der Waage zu stehen und zu sehen, daß man elf Pfund zugenommen hat, war eine Sache; eine ganz andere – und wesentlich bessere – Sache war es, wieder wie ein normaler Mensch behandelt zu werden, auch wenn das nur durch ein kleines Mädchen geschah, das den Familienhund auf dem Rastplatz spazieren führte und offenbar in dem Glauben lebte, daß es unzählige Menschen auf dieser Erde gäbe, die wie ein wandelnder Leuchtturm durch die Gegend liefen.
    Er hatte den gestrigen Tag in Northeast Harbor verbracht, nicht einmal so sehr, um sich auszuruhen, sondern eher, um seinen Verstand wiederzufinden. Er spürte ihn kommen ... doch dann blickte er wieder zur Torte, die immer noch in ihrer billigen Aluminiumverpackung auf dem Fernseher stand – und schon war er ihm wieder entschlüpft.
    Gegen Abend hatte er die Torte in den Kofferraum seines Mietwagens gestellt, was seine Stimmung erheblich besser gemacht hatte.
    In der Dunkelheit, als sein Verstand und zugleich ein abgrundtiefes Gefühl von Verlassenheit am stärksten gewesen waren, hatte er sein altes, zerfleddertes Adreßbuch herausgesucht und Rhoda Simonson in Westchester County angerufen. Wenige Augenblicke später hatte er schon Linda am Telefon, die sich vor Freude kaum fassen konnte, als sie seine Stimme hörte.
    Sie hatte in der Tat die Sache mit der res gestae herausgefunden. Die Kette der Ereignisse, die dazu geführt hatte, war - soweit Billy dem folgen konnte oder wollte - ebenso ekelhaft wie vorhersehbar gewesen. Michael Houston hatte es seiner Frau berichtet, die es, vermutlich betrunken, sofort ihrer ältesten Tochter weitererzählt hatte. Linda und das Houston-Mädchen hatten im letzten Winter einen fürchterlichen Streit gehabt, also hatte Samantha Houston nichts Besseres zu tun gehabt, als Hals über Kopf zur verhaßten Feindin zu rennen und ihr brühwarm zu berichten, daß ihre liebe alte Mama gerade dabei wäre, ihren lieben alten Papa für verrückt erklären und in die Korbflechterfabrik einweisen zu lassen.
    »Was hast du ihr gesagt?« fragte Billy.
    »Ich hab ihr gesagt, sie solle sich ins Knie ficken«, antwortete Linda, und Billy lachte, bis ihm die Tränen kamen ... aber es machte ihn auch traurig. Er war nur knapp drei Wochen von zu Hause weggewesen, doch seine Tochter hörte sich an, als wäre sie inzwischen drei Jahre älter geworden.
    Linda war direkt nach Hause gegangen, um Heidi zu fragen, ob das, was Samantha Houston ihr erzählt hätte, tatsächlich wahr sei.
    »Und?« fragte Billy.
    »Wir hatten einen riesigen Krach. Danach habe ich gesagt, ich würde lieber wieder zu Tante Rhoda ziehen, und sie hat gemeint, daß das vielleicht gar keine so schlechte Idee wäre.«
    Billy zögerte einen Augenblick. Dann sagte er: »Ich weiß nicht, ob ich dir das erst zu sagen brauche, Lin, aber ich bin nicht verrückt.«
    »Aber Daddy, das weiß ich doch«, antwortete sie fast vorwurfsvoll.
    »Und mir geht es wieder besser. Ich habe zugenommen.«
    Sie jauchzte so laut, daß er den Hörer vom Ohr weghalten mußte. »Ehrlich? Stimmt das wirklich?«
    »Es stimmt. Wirklich.«
    »Oh, Daddy, das ist ja fantastisch! Das ist ... sagst du mir auch die Wahrheit? Nimmst du wirklich zu?«
    »Bei meiner Pfadfinderehre!«
    »Wann kommst du nach Hause?«
    Und Billy, der Northeast Habor am nächsten Morgen in aller Frühe verlassen wollte, um spätestens abends um zehn durch

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