Fluch der Toten: Roman (German Edition)
das Schmatzen eines Stiefels im Schlamm machen konnte.
Bin ich vielleicht davon wach geworden?
Keaton blieb absolut reglos auf dem Bauch liegen und fragte sich, ob seine Arme eingeschlafen waren und sein Ende nun gekommen war. Wenn ja, war dies ein schönes Ende seines Planes, den Ort zu rächen. Bei einem Schläfchen erwischt, mit einer tauben Schusshand.
Das Geräusch eines brechenden Zweiges drang an sein Ohr. Sein Blick zuckte nach links. Da war…Keaton sah amtlich ausgegebene Kampfstiefel. In ihnen steckten die Beine eines Menschen, der wie alle, die er in dieser Nacht gesehen hatte, einen schwarzen Overall trug.
» Kontrollpunkt Mike, alles klar « , sagte der Mann. Seinen Worten folgte das typische Rauschen eines Funkgerätes. Er setzte seinen Weg durch den Wald am Ortsrand fort. Keaton dachte nach und kam zu dem Schluss, dass die Angreifer dem Wolkenbruch der vergangenen Nacht dankbar sein konnten…Hätte der Wald Feuer gefangen, wäre keiner lebend hier rausgekommen. Vielleicht hatte man aber auch so geplant.
Der Soldat ging vorsichtig an Keatons Versteck vorbei. Als er vorbei war, stand der Sheriff – nun Ex-Sheriff – langsam auf und fuhr mit der Hand über das Messer an seinem Gürtel. Er zog ein langes, ebenfalls aus seinem Büro stammendes Bowiemesser mit Hirschhorngriff aus einer Lederscheide und heftete sich an die Fersen des Soldaten.
Er bewegte sich leise, achtete ständig auf seine Füße, wich allen schlammigen Löchern aus und blieb etwa dreihundert Meter hinter dem Mann.
» Kontrollpunkt November, alles klar « , sagte der Mann in sein Funkgerät hinein. Als Keaton einen plötzlichen Satz durchs Gestrüpp machte, wurde das Geräterauschen von einem würgenden Schrei übertönt. Er bohrte das Messer bis ans Heft in den Rücken des Mannes und drehte es so fest herum, wie er konnte. Mit einem erschreckten Ausruf fuhr der Mann halb zu Keaton herum, doch eine Kniespitze, die seine Nieren traf, hinderte ihn an weiterem Handeln. Mit einer Wut, die sich so spontan entlud, dass Keaton selbst überrascht war, verpasste er dem sterbenden Soldaten noch eine Tracht Prügel, die sich gewaschen hatte. Der Mann, der größer war als er, ging in die Knie und fiel hin; das Leben strömte um das Bowiemesser aus ihm heraus, doch Keaton hörte nicht auf.
Bald war es wieder still im Wald. Keaton kniete neben dem Posten und stieß einen hohen Klagelaut aus. Nun wurde ihm bewusst, dass er schon wieder alles verloren hatte. Sein Atem kam in unkontrollierten Stößen, sein Brustkorb hob und senkte sich. Schließlich stand er auf, stellte ein Bein auf den Rücken des Soldaten, beugte sich vor und zog das Messer aus ihm heraus. Hohnlachend stach er noch einmal zu und trennte den Kopf des Mannes vom Hals, damit sein Gehirn nicht mehr mit dem Körper verbunden war.
Jetzt musste er den anderen finden.
Und dann auf nach Omaha.
9 . KAPITEL – ALLES AUS EINER HAND
Omaha, Nebraska
30 . Juni 2007
09 . 23 Uhr
Ein dumpfer Knall echote über den asphaltierten Parkplatz, als Brewsters Brechstange mit einem widerhallenden Scheppern vom Türrahmen abrutschte. Sie fiel zu Boden.
» Scheiße « , murmelte Brewster.
Beide Männer verharrten und schauten sich nervös um.
Eine ganze Weile verging, ohne dass sich jemand aus einer dunklen Gasse oder einer vereinzelten Einfahrt auf das Gebäude stürzte, an dem sie sich gerade zu schaffen machten. Die Straße blieb leer und still.
» Gut « , sagte Trev, der sorgfältig bemüht war, Brewster seine Verärgerung nicht zu zeigen. » Versuchen wir’s noch mal, aber diesmal ohne Krach. «
» Ich bin abgerutscht « , protestierte Brewster. » Das ist vielleicht ’ne Scheißbrechstange! «
» Schieb es nicht aufs Werkzeug, Ewan. «
» Hör mal, Alter, es gibt nur drei Menschen, die mich Ewan nennen: meine Mutter, mein Vater und Typen, die dienstgradmäßig über mir stehen. «
» Yeah, yeah. Nun schieb das Brecheisen schon da rein. «
Die beiden Räuber versuchten eine Tür aufzubrechen, die ins Hinterzimmer der längst verlassenen Apotheke einer Klinik führte, deren Medikamente sie bereits geplündert hatten. Die einfacher zugänglichen äußeren Bereiche des Krankenhauses – die Verwaltung, diverse Arbeitsräume und mit Vorhängen abgeteilte Untersuchungsnischen – hatten sie geleert. Das Wartezimmer war ein Chaos. Wasserschäden hatten Teppichböden verfärbt, und die Leuchtstoffröhren waren seit Monaten nicht eingeschaltet gewesen. Sie hatten den Eingangsbereich
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