Fluch der Toten: Roman (German Edition)
Brewster! Ich fall tot um! Wie schön, dich zu sehen! «
Beide Männer stießen einen Freudenschrei aus und liefen aufeinander zu. Sie fielen sich um den Hals, drückten sich und redeten beide gleichzeitig.
» Ich dachte, du wärst in Hyattsburg gestorben! « , sagte Brewster.
» Ich hätte nie geglaubt, dass dein Arsch es bis hierher schafft! « , sagte Stiles.
» Aber…wau! « Brewster löste sich plötzlich von Stiles und ging einen Schritt zurück. » Dich hat doch einer gebissen, Mann! Ich mein’s nicht böse, aber bleib lieber fern von mir. «
» Reg dich ab « , sagte Stiles. » Ich bin sogar zweimal gebissen worden. Hat aber nix genützt. Hal sagt, dass ich immun bin. «
» Immun? « , fragte Brewsters Kamerad. Stiles sah nun, dass er einen zerzausten Schopf hatte und vier Tage alte Stoppeln sein Kinn zierten. Er trug bequeme wallende Kleider, an seiner Hüfte hing ein Schlagstock, und in der Hand hielt er eine Beretta. » Aber niemand ist immun. Der Morgenstern-Erreger hat eine hundertprozentige Sterblichkeitsrate. «
» Tja, sind wohl nur neunundneunzig Prozent « , sagte Stiles.
» Es stimmt. « Hal hüstelte. » Wir haben ihn in Hyattsburg gefunden. Er hat sich nicht…verwandelt. Ich dachte, eure Frau Doktor würde ihn sich bestimmt gern mal anschauen. «
» Darauf kannste dich verlassen! « , sagte Brewster. » Sie quengelt ständig, dass sie keinen Fortschritt macht. Sie sagt immer nur: › Wenn ich doch nur jemanden mit Antikörpern hätte.‹ Ich kann wohl davon ausgehen, dass du welche hast, was? «
» Nehme ich auch an. Dann habt ihr hier ’ne Basis? «
» Yeah « , sagte Brewster. » Also los, kommt mit! Wir helfen euch. Gehen wir zum HQ zurück. Anna wird wissen, was zu tun ist. «
» Anna? « , fragte Stiles. » Was ist aus Rebecca geworden? Ist sie…? «
» Oh, nein, es geht ihr gut. Abgesehen davon, dass sie ’ne Nervensäge ist, geht es ihr gut. «
Stiles atmete dermaßen erleichtert auf, dass es den anderen Männern nicht verborgen blieb.
» Los, wir machen uns auf die Socken « , sagte Trevor drängend. » Je schneller wir im HQ sind, umso schneller kann Frau Doktor loslegen. «
***
Die Sonne stand im Zenit. Am Himmel waren kaum Wolken zu sehen. Die Außenbezirke Omahas waren in hellen Sonnenschein getaucht, was sowohl ein Segen als auch ein Fluch war…Aber sie bot Sicherheit vor den Infizierten, die, fern von der Gruppe, in Innenräumen hockten.
General Francis Sherman beobachtete das Einkaufzentrum mit leicht zusammengekniffenen Augen. Die verdunkelten Ladenfronten verschafften ihm eine Atempause. Während der flammenden Sommersonne boten sie Infizierten ein wunderbares Versteck. Trotzdem – sie brauchten Proviant und andere Dinge, deswegen musste man auch Risiken eingehen.
Er wandte sich zu dem großen breitschultrigen Schwarzen neben ihm um. Mbutu Ngasy bewegte den Kopf in seine Richtung, als hätte er Shermans Blick gespürt. Er setzte eine fragende Miene auf.
» Frank? « , fragte Mbutu. Der Vorname des Generals schien ihm mit jedem vergehenden Monat leichter über die Lippen zu kommen. » Stimmt was nicht? «
» Ich habe ein ungutes Gefühl. Die Gegend hier hat etwas. Spürst du nichts? «
Mbutu nickte. » Doch. Es ist zu still. « Er hatte das unheimliche Talent, Hinterhalte zu riechen, bevor sie stattfanden. Als Rebecca ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte sie von einem » sechsten Sinn « gesprochen. Sherman hielt nicht viel von paranormalem Wortgeklingel. Ngasy sagte nur, er schaue sich die Dinge halt genauer an als andere Menschen.
Sherman seufzte. Selbst wenn er den vorherigen Raubzug mitzählte, hatten sie bestenfalls gerade mal für einige Tage genug zu beißen. Dann mussten sie wieder von Wiener Würstchen und Keksen leben.
» Okay, meine Herren « , sagte er. » Wollen wir es wagen? «
» Geben Sie nur den Befehl, Sir « , brummte Thomas und öffnete den Riemen, der seine Beretta-Pistolentasche verschloss.
» Ich gebe keine Befehle mehr, Thomas « , sagte Sherman mit einem Seufzer. » Ich möchte nur eine ehrliche Meinung hören. «
Vor ihnen, allen verdunkelten Ladenfronten zum Trotz, lockte die Einkaufsmeile.
» Nun, Sir, wenn Sie meine Meinung hören wollen, dann sage ich, wir gehen. Hier ist es so gut oder schlecht wie überall. Außerdem haben wir keine große Wahl. Wir können durch die Hand der Infizierten oder an Hunger sterben. Mir persönlich erscheint eine schnelle Infektion das geringere von beiden Übeln. «
Mbutu nickte
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