Fluch der Unsterblichkeit
hundertundelf oder hundertdreißig.«
»Ich habe mein Alter gefälscht, um den Posten zu bekommen. Wir hatten damals gerade eine Wirtschaftskrise.«
»… also ließ ich mir ein Nomikos-Profil aufstellen, und das ist ja wohl eine ziemlich exakte Sache, ich beauftragte das Vite-Statist-Büro, biologische Analogiefälle bis zu ‚001 Differenz in allen Datenbanken, auch in den geschlossenen, aufzuspüren.«
»Der eine sammelt alte Münzen, der andere baut Raketenmodell …«, sagte ich.
»Ich fand heraus, daß Sie drei oder vier oder fünf andere Personen hätten sein können, alles Griechen, und einer davon war wirklich ein bemerkenswerter Mensch. Aber Konstantin Korones, einer der älteren, wurde schon vor zweihundertvierunddreißig Jahren geboren. Am Weihnachtstag. Ein blaues und ein braunes Auge. Lahmes rechtes Bein. Der gleiche Haaransatz mit dreiundzwanzig Jahren. Die gleiche Größe und die gleichen Daten auf der Bertillon-Skala.«
»Die gleichen daktyloskopischen Daten? Die gleiche Retinalstruktur?«
»Das ließ sich in den meisten älteren Registraturblättern nicht finden. Vielleicht waren die Leute damals schlampiger? Ich weiß es nicht. Vielleicht waren sie einfach weniger strikt im Hinblick darauf, wem sie Zugang zu den Staatsarchiven gewährten …«
»Sie wissen doch, daß es zur Zeit mehr als vier Millionen Menschen auf diesem Planeten gibt. Wenn man drei oder vier Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückforscht, dann – das wage ich zu behaupten – würde man Duplikate und sogar Triplikate für eine ganze Reihe von diesen Menschen entdecken können. Was also soll das Ganze?«
»Es hat dazu geführt, daß Ihre Person mittlerweile ein bißchen beunruhigend erscheint. Sie sind beinahe so etwas wie der Dämon eines Ortes – und Sie sind genauso lächerlich kaputt, wie diese Ihre Erde es ist. Ich werde zweifellos niemals so alt werden wie Sie, wie alt Sie auch immer sein mögen, und ich war einfach neugierig, bis zu welcher Feinheit des Gefühls und Geschmacks ein Mensch sich entwickeln kann, dem so viel Zeit gegeben ist, – besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Sie die Position des Herrn über die Geschichte und Kunst Ihrer Welt innehaben. Und das ist der Grund, warum ich um Ihre Mitarbeit gebeten habe«, schloß er.
»Und jetzt, da Sie mich kennengelernt haben, kaputt und so weiter, darf ich dann jetzt nach Hause gehen?«
»Conrad!« Die Pfeife schoß auf mich zu.
»Nein, Mr. Nomikos. Es gibt auch noch ein paar sehr praktische Erwägungen. Ihre Erde ist ein brutaler Planet, und Sie haben ein hohes Überlebenspotential. Ich möchte Sie bei mir haben, einfach weil ich überleben will.«
Wieder zuckte ich nur die Schultern.
»Na schön, abgemacht. Und was nun?«
Er kicherte.
»Ich muß feststellen, daß Sie mich nicht mögen.«
»Wie kommen Sie denn bloß auf diese Idee? Nur weil Sie einen meiner Freunde beleidigen, mir unverschämte Fragen stellen, mich aus einer Laune heraus in Ihren Dienst zwingen …«
»… Ihre Mitbürger ausbeuten, Ihre Welt in ein Bordell verwandeln und die absolute Provinzialität der menschlichen Rasse im Vergleich zu galaktischen Kulturen, die Äonen älter sind, demonstrieren –«
»Ich spreche nicht über Ihre-Rasse-meine-Rasse. Ich rede ganz persönlich. Und ich wiederhole, Sie haben einen meiner Freunde beleidigt, Sie haben mir unverschämte Fragen gestellt, und Sie haben mich aus einer Laune heraus in Ihren Dienst gezwungen.«
»In allen drei Punkten! – Es ist eine Beleidigung für die Schatten Homers und Dantes, daß dieser Mann im Namen der menschlichen Rasse singt.«
»Im Augenblick ist er das Beste, was wir haben.«
»Dann sollten Sie lieber ganz darauf verzichten.«
»Das ist doch kein Grund, ihn so zu behandeln, wie Sie es getan haben!«
»Ich denke doch, sonst würde ich es nicht getan haben. – Zweitens: Ich stelle jede Frage, die ich stellen möchte, und es ist Ihr gutes Recht, sie zu beantworten oder nicht zu beantworten, wie immer es Ihnen richtig erscheint, und genau das haben Sie ja auch getan. – Und schließlich: Niemand hat Sie zu irgend etwas gezwungen. Sie sind Zivilbeamter. Man hat Ihnen einen Auftrag erteilt. Streiten Sie sich doch mit Ihrer Behörde …
Und dabei fällt mir ein«, fügte der Weganer hinzu, »daß ich daran zweifle, daß Sie über genügend Informationen verfügen, um das Wort ›Laune‹ so großzügig zu gebrauchen, wie Sie das tun.«
Dem Gesichtsausdruck nach sah es so aus, als gäbe
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