Fluch des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Kuss des Tigers 3: Roman (German Edition)
brauche niemanden, der mir …«
»Lass mich dir einfach bei dieser einen Sache helfen, Kells.«
»Na schön. Was auch immer. Ihr zwei feilt an euren Plänen.« Ich hüpfte die Treppe hoch und hörte Kishan und Ren unten flüstern. Seufzend verdrehte ich die Augen, betrat die Brücke und ließ mich in einen bequemen Sessel plumpsen. »Was gibt’s Neues?«, wollte ich wissen.
»Wir stehen kurz davor, das Hoheitsgebiet des roten Drachen zu befahren.«
»Okay.«
Eine halbe Stunde später beobachteten die Brüder und ich, wie Mr. Kadam und Nilima das Schiff geschickt in einem Kreis um das Gewässer des roten Drachen lenkten. Nichts geschah. Wir konnten weder einen Durchgang noch eine irgendwie geartete Markierung entdecken, die uns einen Hinweis darauf gab, was wir tun sollten. Auch Lóngju n trat nicht in Erscheinung. Als der Nachmittag sich dem Ende neigte, wurde ich immer unruhiger und drohte, verrückt zu werden, wenn ich noch länger aufs Meer starren müsste. Meine Finger berührten etwas Weiches, während ich mich vom Fenster abwandte. Lady Seidenraupes Kimono.
Ich fuhr den Stern auf der Vorderseite nach, der nun vervollständigt war. Nachdem ich ihn umgedreht hatte, sah ich, dass die fünf Drachen tatsächlich von der Rückseite verschwunden, ihre Symbole jedoch noch vorhanden waren. Ich strich mit der Hand über die Wolken, zeichnete den Blitzstrahl des grünen Drachen nach, drehte den Kimono dann wieder um und zog eine Linie zum Ufertempel. »Bring uns nach Hause«, flüsterte ich.
Da hörte ich das zischende Ziehen von Seidenfäden und spürte, wie das Schiff mit einem Ruck anfuhr.
»Was ist geschehen?«, rief Mr. Kadam.
»Ich habe den Kimono angefasst und gesagt: ›Bring uns nach Hause.‹«
Nilima und Mr. Kadam wichen von den Armaturen zurück, die nun wild blinkten. Der Sextant und die Himmelsscheibe flimmerten und lösten sich auf. Abrupt verwandelten sich Ren und Kishan in Tiger und ließen sich zu meinen Füßen nieder, einer auf jeder Seite. Das Auf und Ab des Fadens an meinem Finger ließ mich zusammenfahren, und ich zeigte Mr. Kadam ein winziges genähtes Boot, das auf einer neuen Linie entlangfuhr, die am Ufertempel endete.
»Dem Anschein nach bewegen wir uns wieder im normalen Raum-Zeit-Gefüge. Auch wenn keines unserer Instrumente funktioniert«, sagte er. »Ich vermute, Lady Seidenraupe zieht uns heimwärts.«
Ich setzte mich jäh auf und stieß den Atem aus. »Bedeutet das, uns bleibt noch etwas Zeit, bis wir zurückkehren?«
»Meines Erachtens, ja. Auf dem Hinweg hat es ungefähr zwölf Stunden gedauert, bis wir die andere Welt erreicht haben.«
»Demnach werden wir also morgen früh ankommen.«
»Höchstwahrscheinlich.«
»Wenn man bedenkt, was uns dort erwartet, ist das auch gut so. Ren und Kishan müssen noch sechs Stunden in Tigergestalt bleiben.« Ich tätschelte Ren den Kopf und kraulte Kishan hinterm Ohr, wobei ich mich rasch verbesserte: »Nicht dass sie in ihrer Katzengestalt nicht ebenso großartige Kämpfer wären.« Mit einem Grinsen zwickte ich Ren sanft ins Ohr und beugte mich zu ihm hinab: »Kannst mich jetzt wohl schlecht fürs Ärgern bestrafen, oder, Miezekätzchen?«
Ren knurrte auf eine Art, die mir verdeutlichte, dass er meinen Witz verstand und mich später dafür bezahlen lassen würde. Ich kicherte.
Fahrig wandte sich Mr. Kadam zu seinen Landkarten um, während ich über den Kimono auf meinem Schoß strich. Als ich ihn umdrehte, sah ich, dass die fünf Drachen zurück waren. Der blaue schnarchte, der weiße nickte und lächelte mich warmherzig an, der rote grinste, der grüne zwinkerte mir zu und der goldene geriet in Panik und tauchte seinen Kopf in einen Haufen Edelsteine.
»Ich freue mich auch, euch alle wiederzusehen«, lachte ich.
Ich aß mit meinen Tigern zu Abend und kicherte, als beide es vorzogen, von Hand gefüttert zu werden. Ich hatte diese Version von ihnen vermisst und zog sie auf, dass sie riesige, verzogene Miezekätzchen seien, während sie mir den Saft der Fleischstücke von den Fingern leckten, mit denen ich sie fütterte.
Später las ich ihnen aus Grimms Märchen vor, wobei ich Ren als Kissen benutzte. Kishan lag neben mir, sein Kopf ruhte auf meinem Bein. Schon nach kurzer Zeit wurde sein Gewicht unangenehm, und ich bat ihn, den Kopf auf den Boden zu legen.
»Tut mir leid, aber mein Bein tut immer noch ein bisschen weh.«
Als Antwort knurrte Ren leise.
»Du bist still«, ermahnte ich den weißen Tiger und gab ihm spielerisch
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