Fluch des Wolfes: Alpha & Omega 3 - Roman (German Edition)
Ah«, entfuhr es ihm nach einem langen Moment. » Kind, lass dir zum Trost gereichen, dass der Tod deines Welpen bedeutet, dass niemand sonst mehr durch ihre Untaten sterben wird. Kaum eine faire Entschädigung, das weiß ich, aber immerhin etwas.«
» Geben Sie es ihr!«, verlangte Mrs. Cullinan plötzlich. » Ihr Welpe ist tot. Geben Sie ihr die Belohnung! Ich bin eine krebskranke alte Frau; ich werde das nächste Jahr nicht mehr erleben. Geben Sie sie ihr!«
Der Feenmann musterte Mrs. Cullinan, dann ging er vor Leslie auf ein Knie. Sie umklammerte mit tränenüberströmtem Gesicht die Hand ihres Vaters. Sie wusste nicht, ob sie um ihren Welpen weinte oder um die alte Frau, die mehr eine Mutter für sie war, als ihre Mutter es je gewesen war– oder um sich selbst.
» Ein Geschenk für einen Verlust«, erklärte er. » Nimm das und benutze es, wenn du es am dringendsten brauchst.«
Leslie versteckte ihre freie Hand hinter dem Rücken. Der Mann versuchte, den Tod ihres Welpen durch ein Geschenk wiedergutzumachen, genauso wie die Leute es versucht hatten, nachdem ihre Mom gegangen war. Geschenke machten nichts besser. Ihrer Erfahrung nach traf sogar das Gegenteil zu. Der riesige Teddybär, den ihre Mama ihr am Abend ihres Auszuges gegeben hatte, saß ganz hinten in Leslies Schrank vergraben. Sie schaffte es einfach nicht, ihn wegzuwerfen, aber sie konnte ihn auch nicht anschauen, ohne dass ihr schlecht wurde.
» Mit dem hier kannst du ein Auto oder ein Haus bekommen«, erläuterte der Mann. » Geld für eine Ausbildung.« Er lächelte recht freundlich– und sah plötzlich vollkommen anders aus, irgendwie realer, als er weitersprach: » Oder um einen anderen Welpen vor Monstern zu retten. Du musst es dir einfach nur ganz fest wünschen und die Karte zerreißen.«
» Jeder Wunsch?«, fragte Leslie misstrauisch und nahm die Karte, eher weil sie nicht mehr im Fokus der Aufmerksamkeit dieses Mannes stehen, als dass sie die Karte besitzen wollte. » Ich will meinen Welpen wiederhaben.«
» Ich kann nichts und niemanden wieder zum Leben erwecken«, erklärte er ihr traurig. » Könnte ich es, würde ich es tun. Aber davon mal abgesehen, kann ich fast alles.«
Sie starrte auf die Karte in ihrer Hand. Jemand hatte nur ein Wort darauf geschrieben: GESCHENK .
Er stand auf. Dann lächelte er– ein so fröhliches, strahlendes Lächeln, wie sie es noch nie gesehen hatte. » Und, Miss Leslie«, ergänzte er, obwohl er ihren Namen gar nicht hätte kennen dürfen, » nicht einfach mehr Wünsche wünschen! So funktioniert es nicht.«
Sie hatte sich gerade gefragt…
Der seltsame Mann drehte sich zu Mrs. Cullinan um, nahm ihre Hand und küsste sie. » Sie sind eine Dame von seltener Schönheit, schneller Auffassungsgabe und großzügigem Geist.«
» Ich bin eine neugierige alte Vettel, die sich überall einmischt«, erwiderte sie, aber Leslie merkte, dass sie trotzdem erfreut war.
Als Erwachsene bewahrte Leslie die Visitenkarte, die der Feenmann ihr gegeben hatte, hinter ihrem Führerschein auf. Sie war noch so frisch und sauber wie an dem Tag, als sie sie bekommen hatte. Zur großen Überraschung ihrer Ärzte verschwand Mrs. Cullinans Krebs auf wundersame Weise, und sie starb erst zwanzig Jahre später im Alter von vierundneunzig Jahren in ihrem eigenen Bett. Leslie vermisste sie immer noch.
Sie hatte an jenem Tag zwei wertvolle Dinge über das Feenvolk gelernt: Sie waren mächtig und charmant– und sie fraßen Kinder und Welpen.
1
G eh nach Hause!«, knurrte Bran Cornick Anna an.
Niemand, der ihn so sah, vergaß je, was hinter der freundlichen Fassade des Marrok lauerte. Aber nur dumme– oder verzweifelte– Leute riskierten es, seinen Zorn herauszufordern, und damit auch das Monster hinter der Maske des netten Kerls. Anna war verzweifelt.
» Wenn du mir versicherst, dass du meinen Ehemann nicht mehr rufen wirst, damit er Leute umbringt«, erklärte Anna verbissen. Sie schrie nicht, sie brüllte nicht, sie konnte jedoch auch nicht einfach aufgeben.
Offensichtlich hatte sie ihn bis an die äußersten Grenzen seiner Geduld und seines zivilisierten Verhaltens getrieben. Er schloss die Augen, wandte den Kopf ab und forderte sie sehr freundlich auf: » Anna. Geh nach Hause und beruhige dich!« Was er meinte, war, dass sie nach Hause gehen sollte, damit er selbst sich beruhigen konnte. Bran war Annas Schwiegervater, ihr Alpha und außerdem der Marrok, der alle Werwolfrudel in diesem Teil der Welt allein durch seinen
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