Fluch von Scarborough Fair
noch nicht für einen Roman. Zum einen musste ich zuvor das technische Rätsel der Hemdenherstellung lösen, und da war ich mit meiner Weisheit am Ende. (Und ich weiß immer noch nichts über chemisch hergestellte Hemden; schließlich habe ich das Filzen als Methode gewählt.) Das fast noch wichtigere Problem war zum anderen, dass ich mir die Umstände, unter denen die Aufgaben gelöst werden sollten, nicht richtig vorstellen konnte. Die Figuren, die Handlung, der Impuls, die Dringlichkeit… die Liebe sollte eindeutig eine Rolle spielen, aber… ich wusste noch nicht genug. Die Zeit verging, und mir fiel nichts Vielversprechendes ein, und ich hatte das Gefühl, dass dies nicht die Art von Roman war, in den ich beim Schreiben einfach eintauchen konnte. Ich brauchte vorweg zumindest etwas mehr Informationen.
Und so gab ich es auf. Aber im Gegensatz zu anderen vagen, halb fertigen Ideen für Romane, die in all den Jahren kamen und gingen, blieb mir diese im Gedächtnis haften. Und ein paar Gespräche– eines im Jahr 1998 und eines im Jahr 2006 – mit meiner Freundin und Schriftstellerkollegin Franny Billingsley waren ebenfalls entscheidend.
Zufällig (obwohl ich zu der Erkenntnis gelangt bin, dass es beim Schreiben keine Zufälle gibt; die Information, die man braucht, bekommt man, wenn man bereit ist, sie anzunehmen) hatte Franny ein wenig Ahnung von Folksongs und deren Geschichte. Sie erklärte mir, dass » Scarborough Fair«, so wie Simon and Garfunkel es aufgenommen hatten, nur eine Version einer Ballade war, die aus dem Jahr 1670 stammte und ihren Ursprung in Schottland hatte, auch bekannt unter dem Namen » Child Nr. 2 : The Elfin Knight«. Im 19 . Jahrhundert hatte Francis J. Child in Schottland, England und Amerika zahlreiche Versionen dieser Ballade gesammelt. Außerdem gab es zweifellos noch viele Dutzend anderer Fassungen, die über die Jahrhunderte hinweg verloren gegangen sind. (Über ein Jahr später war Franny mir beim Verfassen der in diesem Roman enthaltenen Fassungen der Ballade eine unschätzbare Hilfe.)
Übrigens können interessierte Leser im Internet unter » The Elfin Knight« und » Scarborough Fair« recherchieren und mehr über die verschiedenen Versionen und deren Texte erfahren. Ein faszinierender Leckerbissen ist zum Beispiel die Tatsache, dass es Versionen von » Elfin Knight« gibt, in denen die Frau mit einer eigenen Liste von unmöglichen Aufgaben antwortet und so dem Mann geschickt zeigt, wo es langgeht. Außerdem kann die Aufzählung der verschiedenen Kräuter eine magische Bedeutung haben.
Doch obwohl mich diese und viele andere Themen fesselten, suchte ich bei meinen ernsthaften Nachforschungen über » Child Nr. 2 « im Frühjahr 2006 noch etwas anderes. Ich wusste nicht genau, was es war– bis ich schließlich folgende Information auf einer Webseite entdeckte: Die Ballade war zunächst unter dem Titel » The Wind hath blown my Plaid away « oder » A Discourse betwixt a young Woman and the Elphin Knight « aufgetaucht. Um 1670 erschien die Ballade erstmals in gedruckter Buchform. In späteren Varianten wurde der Elfenritter durch den Teufel ersetzt.
Als ich das Wort Teufel las, wusste ich von einer Sekunde auf die nächste alles über Lucy Scarborough, ihre Mutter, ihre Großmutter, ihre Urgroßmutter und ihre Ururgroßmutter. Ich wusste über den Fluch der » wahren Liebe« Bescheid, den ein übernatürliches Wesen diesen Frauen böswillig auferlegt hatte. Dieses Wesen war weder der Teufel noch irgendein kleiner neckischer Elf. Stattdessen sollte er der englischen und schottischen Definition eines Elfs entsprechen: eine hochgewachsene, glamouröse, grausame und magische Kreatur, die Menschen als Spielzeug benutzt, die aber auch besiegt werden kann.
Jedoch nur durch wahre menschliche Liebe.
Dank
Dieses Buch ist meiner Mutter Elaine Sylvia Romotsky Werlin gewidmet, aber ich möchte ihr auch an dieser Stelle noch einmal für ihre Liebe und Fürsorge in der Vergangenheit und in der Gegenwart danken. Es gibt dafür keine Worte, nur tiefe Dankbarkeit– und natürlich als Geschenk diese Liebesgeschichte.
Großen Dank schulde ich meinen Erstkorrektoren Pat Lowery Collins, Ellen Wittlinger und Lisa Papademetriou sowie meinen Zweitkorrektoren Jane Kurtz, Rebekah Mitsein und Franny Billingsley. Ihre klugen Kommentare waren für die Gestaltung dieses Buches unerlässlich, und ich bin ihnen ewig dankbar für ihre Mühe, ihre Anregungen und ihre Begeisterung.
Für die
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