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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Siehst du, da ist Adrakian mit ein paar anderen in einem Taxi!«
    Und in der Tat, ein paar hundert Meter hinter uns hing Phil Adrakian aus dem Seitenfenster eines kleinen weißen Tojota-Taxis heraus und schrie uns etwas hinterher. Wir strampelten zur Dhobi-Khoba-Brücke und schossen an der Hauptniederlassung der Einwanderungsbehörde vorbei, bevor mir ein paar Worte einfallen konnte, mit denen ich die Menge dort vielleicht auf die Straße locken konnte. »Freds!« sagte ich keuchend. »Lenke sie ab! Halte den Verkehr auf!«
    »Sofort.« Augenblicklich bremste er mitten auf der Straße, sprang ab und warf seinen Hero Jet zu Boden. Das dreirädrige Taxi hinter ihm rollte darüber, bevor der Fahrer anhalten konnte. Freds schrie Zeter und Mordio, zog das Fahrrad darunter hervor und warf es unter einen Datsun, der in die andere Richtung fuhr, es zermalmte und mit kreischenden Reifen anhielt. Weiteres Zeter und Mordio von Freds, der hin und her lief, die Fahrer aus ihren Fahrzeugen zerrte und ihnen alle nepalesischen Begriffe an den Kopf warf, die ihm bekannt waren: »Tschiso howa!« (Kalter Wind.) »Tato pani!« (Heißes Wasser.) »Rhamrao dihn!« (Schöner Tag.)
    Ich erhaschte nur ein paar kurze Blicke darauf, während ich weiterfuhr, sah aber, daß er mir etwas Zeit verschafft hatte, und konzentrierte mich darauf, dem Verkehr auszu weichen. Die Dilli Bazar ist eine der verstopftesten Straßer in Katmandu, und das will schon einiges heißen. Die bei den schmalen Fahrspuren werden von dreigeschossiger Gebäuden umsäumt, die Lebensmittelmärkte und Stoffgroßhändler beherbergen und sich direkt zur Straße Öffner und dort ihre Registrierkassen und so weiter aufgebaut haben, trotz der Tatsache, daß die Straße von zahlreicher Lastwagen befahren wird. Dazu noch die üblichen Hunde Ziegen, Hühner, Taxen, jungen Schulmädchen, die zumeist zu dritt nebeneinander gehen, die Arme verschränkt, Peditaxen mit zwei Meter großen Chauffeuren, die mit fünf Stundenkilometern ganze Familien befördern, und gelegentlich eine daherschleichende heilige Kuh, und Sie können sich in etwa vorstellen, wie es hier zugeht. Nicht nur das, dazu kommen noch die gewaltigen Schlaglöcher – manche könnte man für offene Einsteigelöcher halten.
    Und die Hügel! Bis dahin kam ich ganz gut zurecht; ich winkte, um die Menge zu verscheuchen, und betätigte meine Klingel, bis ich einen Daumenkrampf bekam. Abei dann schüttelte Buddha meinen Arm, und ich schaute zurück und sah, daß Adrakian irgendwie an Freds vorbei gekommen war und sich ein anderes Taxi genommen hatte Er war uns wieder auf der Spur, kam im Augenblick aber nicht an einem farbenprächtig angestrichenen Bus vorbei Und dann strampelten wir den ersten von drei ziemlich steilen Hügeln hinauf, die die Dilli Bazar überwinden muß bevor sie die Stadtmitte erreicht.
    Hero Jets sind nicht für Hügel geschaffen. Die Einheimischen klettern bei solchen Steigungen von ihren Rädern und schieben sie, und nur Europäer oder Amerikaner, die es sogar in Nepal noch eilig haben, bleiben auf ihnen sitzen und schinden sich den Hang hinauf. Ich gehörte an diesem Tag ganz bestimmt dazu und erhob mich und trat kräftig in die Pedale. Aber ich kam nur mühsam voran, besonders nachdem ich bremsen und stehenbleiben mußte, um nicht einen alten Mann zu überfahren, der sich in der Nase bohrte. Adrakians Taxi hatte unter einer Explosion von Gehupe den Bus überholt und kam schnell näher. Ich setzte mich keuchend und ächzend wieder auf den Sitz; meine Beine fühlten sich wie große Holzklötze an, und es sah ganz danach aus, daß ich eine diplomatische Lösung für das Problem finden mußte, als plötzlich meine Füße von den Pedalen getreten wurden; wir machten einen Satz vorwärts und verfehlten nur knapp ein Peditaxi.
    Buddha hatte übernommen. Er hielt steh mit beiden Händen am Sitz fest und trat von hinten in die Pedale. Ich hatte schon gesehen, wie große Europäer auf diese Art auf ihren gemieteten Fahrrädern fuhren, um nicht bei jedem Aufschwung mit den Knien gegen die Lenkstange zu donnern. Aber man bekommt von da hinten nicht viel Schub, und ich hatte noch nie gesehen, wie jemand so bergauf fuhr. Aber für Buddha war das kein Problem. Ich will damit sagen, dieser Bursche war verdammt stark. Er strampelte so heftig drauflos, daß der arme Hero Jet unter der Beanspruchung ächzte, und wir schossen den Hügel hinauf und flogen auf der anderen Seite wieder hinab, als seien wir auf ein Motorrad

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