Flucht aus Katmandu
erste belegte Gespräch zwischen Yeti und Mensch.
Natürlich hatte Buddha nur versucht, uns zu helfen – nach dem, was später geschah, bin ich mir dessen ganz sicher –, doch obwohl wir alle es so gut wie möglich zu verbergen versuchten, hatte seine Sprachfähigkeit uns offensichtlich ziemlich überrascht. Als Ergebnis schickten die Jungs vom Geheimdienst sich an, uns einer noch genaueren visuellen Untersuchung zu unterziehen, allen voran Buddha.
»Äh, wollen wir diese netten Leute nicht aufhalten«, sagte ich zitternd und nahm Buddha am Arm. »Schön, Sie kennengelernt zu haben«, sagte ich zu den Carters. Wir alle verharrten einen Augenblick lang. Es erschien mir unhöflich, vor dem ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten eine Treppenflucht hinabzugehen, aber die Leute vom Secret Service wollten uns verdammt nochmal nicht über ihnen haben, und so ging ich schließlich voran, Buddha am Arm festhaltend.
Wir erreichten ohne Zwischenfall das Foyer. Sarah unterhielt sich angeregt mit den Leuten vom Geheimdienst, die direkt hinter uns waren, und lenkte ihre Aufmerksamkeit sehr erfolgreich ab, wie ich annahm. Es hatte den Anschein, daß wir das Hotel ohne weitere Zwischenfälle verlassen könnten, als die Türen der Kasinobar aufschwangen und Phil Adrakian, J. Reeves Fitzgerald und Valerie Budge herauskamen. (Hat da jemand was von Timing gesagt?)
Adrakian erfaßte die Situation auf einen Blick. »Sie entführen ihn!« rief er. »He! Kidnapping!«
Na ja, man hätte den Agenten vom Secret Service genauso gut Stromkabel anlegen können. Zwar ist es nicht ganz einsichtig, warum jemanden einen Ex-Präsidenten ermorden wollte, aber als Geisel für Lösegeld oder was auch immer wäre er hervorragend geeignet. Sie bewegten sich wie Mungos, um zwischen uns und die Carters zu kommen. Freds und ich versuchten, Buddha zur Vordertür herauszubekommen, ohne dabei die Beine zu bewegen; wir machten natürlich keinen großen Fortschritt, und ich bezweifle, daß wir aus dem Hotel herausgekommen wären, wäre Sarah nicht gewesen. Sie sprang direkt vor den anstürmenden Adrakian und stellte sich ihm in den Weg.
»Du bis der Kidnapper, du Lügner!« rief sie und gab ihm eine so deftige Ohrfeige, daß er taumelte. »Hilfe!« verlangte sie von den Jungs vom Geheimdienst, lief rot an und stieß Valerie Budge gegen Fitzgerald. Sie sah so zerzaust und mit genommen und wunderschön aus, daß die Agenten ver wirrt waren; die Situation war ihnen keineswegs klar Freds, Buddha und ich sprangen zur Tür hinaus und gaben Fersengeld.
Unser Taxi war weg. »Scheiße«, sagte ich. Keine Zeit zum Nachdenken. »Die Fahrräder?« fragte Freds.
»Ja.« Keine andere Wahl – wir liefen um das Gebäude und schlossen unsere beiden Fahrräder auf. Ich stieg auf meins, und Freds half Buddha auf das kleine eckige Gestell über dem Hinterrad. Vor dem Hotel erklangen Schreie, und ich glaubte, Adrakians Stimme herauszuhören. Freds stieß mich von hinten an, und wir fuhren los; ich stand auf, um besser in die Pedale treten zu können, und wir schwankten gefährlich hin und her.
Ich fuhr die Straße nach Norden entlang. Sie war etwas breiter als einspurig und zur Hälfte gepflastert. Wie üblich herrschte dichter Fahrrad- und Autoverkehr, und es hielt mich ganz schön in Trab, Fahrzeugen und Schlaglöchern auszuweichen, mich nach Verfolgern umzudrehen und zu verhindern, daß das Fahrrad unter Buddhas sich ständig verlagerndem Gewicht umkippte.
Es handelte sich um ein übliches Mietmodell aus Katmandu, Marke Hero Jet: schweres Gestell, dicke Reifen, niedrige Lenkstange, ein Gang. Es bremste, wenn man rückwärts trat, und hatte eine Handbremse und eine große laute Klingel, ein sehr wesentliches Zubehörteil. Es war kein besonders schlechtes Exemplar, insofern die Handbremse funktionierte, die Lenkstange nicht locker war und sich keine Feder aus dem Sitz in meinen Arsch bohrte. Aber ein Hero Jet ist nun mal leider ein Fahrrad für eine Person. Und Buddha war kein Leichtgewicht. Er war wie eine Katze gebaut, dicht und kompakt, und ich wette, er wog über zweihundert Pfund. Sein Gewicht drückte das Hinterrad platt – zwischen der Felge und dem Boden lag gerade mal ein halber Zentimeter, und jedesmal, wenn ich versehentlich durch ein Schlagloch fuhr, erklang beim Herausfahren ein häßliches Wumtn.
Also brachen wir keinen Geschwindigkeitsrekord, und als ich nach links auf die Dilli Bazar abbog, rief Freds von hinten: »Sie sind hinter uns her!
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