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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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fünfzehn war, holte Charla mich aus meinem Schweizer Internat und kreuzte mit mir durch die ganze Welt. Sie und Joseph sind Schieber, Winter. Gold aus Kanada, Öl aus Afrika, Opium aus Indien, Mädchen aus Brasilien – das alles haben sie ge- und verkauft. Sie sind nicht die größten und schlauesten ihrer Sorte, aber sie werden reich dabei, auch wenn es ihnen nie schnell genug geht. Ich war erst fünfzehn, aber ich merkte schnell, daß in ihren Kreisen der Name Omar Krepps ein Schreckgespenst war. Sie hatten abergläubische Furcht vor Ihrem Onkel. Zu oft kam es vor, daß Krepps plötzlich auftauchte und den Rahm abschöpfte. Ich glaube, Charla und ihre Freunde haben des öfteren versucht, ihn umzulegen, aber es ist nie geglückt.«
    »Onkel Omar umlegen?«
    »Seien Sie still und hören Sie zu. Und glauben Sie mir vor allem. Dieser dicke kleine Alte schien an neun verschiedenen Orten gleichzeitig zu sein. Einmal fing er Bargeld ab, das auf dem Wege zu ihrer Schweizer Bank war, und sie konnte nichts dagegen tun – denn das Geld war natürlich gestohlen. Zu dieser Zeit trug Charla einen Ring, der sich öffnen ließ. Ein Giftring, schätzungsweise, mit einem Smaragd. Sie klappte ihn eines Tages spielerisch auf und fand einen winzigen Zettel darin. ›Danke. O. Krepps‹ stand darauf. Als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte, hatte sie den tollsten Hysterieanfall, den ich je erlebt habe, und wir mußten sie für eine Woche ins Krankenhaus bringen. Sie müssen nämlich wissen, daß sie den Ring jahrelang nicht mehr abgenommen hatte.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Onkel Omar ...«
    »Lassen Sie mich zu Ende reden. Krepps starb letzten Mittwoch. Sie waren auf den Bermudas. Am Donnerstagmorgen flogen sie hierher. Sie kamen am Freitagmorgen an, und am Samstagmorgen finde ich Sie bereits in Charlas Suite. Ein Riesenzufall, was?«
    »Ich dachte, ich hätte sie tatsächlich zufällig kennengelernt.«
    »Die beiden lassen sich mit Fremden nicht ein. Sie haben für jede Bewegung einen Grund. Was wollen sie von Ihnen?«
    »Sie haben mich zu einer Kreuzfahrt eingeladen.«
    »Erzählen Sie mir alles, Winter. Jedes Wort, an das Sie sich erinnern können.«
    Er schilderte die Vorkommnisse der letzten Tage.
    Sie runzelte die Stirn. »Und Ihr Onkel Omar hat Ihnen praktisch nichts hinterlassen? Dann wollen sie sicher herausfinden, auf welche Weise Krepps arbeitete.«
    »Aber ich hatte doch mit dem Geldverdienen überhaupt nichts zu tun. Ich wußte nichts von seinen Geschäften. Im College belegte ich die Vorlesungen, die er mir befahl. Und später, als ich für ihn arbeitete, tat ich immer nur das gleiche.«
    »Was?«
    »Ich gab Geld aus.«
    »Was!«
    »Genau das«, sagte er hilflos. »Er hatte eine Art Informationsdienst und einen Übersetzerdienst. Meine Aufgabe war es, Fälle zu überprüfen und Geld zu verteilen, wenn alles ordentlich war – und geheimgehalten wurde.«
    »Viel Geld?«
    »Im Durchschnitt so an die drei Millionen jährlich.«
    »An Wohltätigkeitsvereine?«
    »Manchmal. Manchmal an einzelne, damit sie eine Existenz aufbauen konnten, oder an kleinere Firmen, die in Not geraten waren.«
    »Weshalb wollte er denn das Geld loswerden?«
    »Er nahm nie etwas ernst. Und er gab mir keine Erklärungen. Er sagte nur, daß es ihm Glück brächte. Er war ein fröhlicher Mann – er liebte Witze und Kartentricks und ähnliches. Mit Vorliebe zeigte er mir, daß er sein Hemd ausziehen konnte, ohne erst die Jacke abzulegen.«
    »Sahen Sie ihn oft?«
    »Etwa einmal im Jahr. Er wechselte dauernd den Standort. Es machte die Leute nervös. Er hatte hier seine Wohnungen und dort seine Häuser. Man konnte selten sagen, wo er sich gerade aufhielt. Aber ich hatte immer genug zu tun, auch wenn ich nicht persönlich mit ihm zusammentraf. Außerdem haßte er jedes Aufsehen.«
    »Sie lügen mich nicht an.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »Nein. Als er noch lebte, durfte ich niemandem sagen, was ich für ihn tat. Jetzt ist es wohl nicht mehr wichtig. Ich denke, daß ihn der Reklamerummel zu Beginn seiner Laufbahn so menschenscheu machte.«
    »Reklamerummel?«
    »Das ist lange her. Meine Eltern ertranken bei einem Bootsunfall, als ich sieben war, und ich lebte seitdem bei Onkel Omar und Tante Thelma. Sie war seine ältere Schwester. Zu mir war sie gut, aber Onkel Omars Leben machte sie zur Hölle. Wir wohnten damals in einem alten Haus in Pittsburgh. Onkel Omar war Lehrer für Chemie und Physik. Er hatte eine Werkstatt im

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