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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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merkte, dass er es mir nachtat. Er würde mich nicht so ohne Weiteres gehen lassen. Ob er mich abknallen würde, wenn ich einfach davonstürmte?
    „Was wollen Sie von mir?“, fragte ich, während ich überlegte, nach einem Ausweg suchte.
    Der breitschultrige Mann mit einer Glatze, so blank poliert wie eine Bowlingkugel, zuckte die Achseln. „Ich will überhaupt nichts von dir.“
    Na klar …
    „Vielmehr bin ich ein Bote, der dich abliefern soll.“
    Mein Rücken rutschte ein Stück an der Wand entlang. Etwas weiter weg von ihm, doch er stellte sich schnell wieder vor mich.
    Ich saß wirklich gewaltig in der Scheiße. Besser konnte man es einfach nicht sagen.
    „A-aber ich kenne hier niemanden, warum sollte sich jemand für mich interessieren?“, fragte ich wie ein Unschuldsengel. „Bitte, lassen Sie mich gehen.“
    Als ob dieser lausige Spruch schon jemals irgendwo funktioniert hätte …
    „Amanda würde dich gerne besser kennenlernen“, erklärte er mir nach einer kurzen Pause.
    Amanda? „Noch nie gehört! Wer soll das sein?“
    „Das wirst du schon noch herausfinden.“ Der Mann griff nach meinem Arm, ich wich erneut zur Seite und stolperte gleichzeitig über meine eigenen Füße, was meine Chance war. Etwas ungeschickt – aber immerhin – gewann ich Abstand zu ihm. In einer hastigen Bewegung wollte er erneut nach mir greifen, aber ich wich aus und rannte die Gasse entlang.
    „Hey! Bleib stehen!“
    Ja, vielleicht auch noch freiwillig?
    Seine Stimme hallte zwischen den hohen Wänden wider. Genauso wie meine trampelnden Schritte, die jedem Elefanten alle Ehre gemacht hätten. Aber ich wollte weg. Einfach nur weg.
    Bis auf wenige Lichter, die von den schwachen Laternen oder Fenstern zu mir herabschienen, war es stockfinster. Der Mond und seine Sterne waren von dicken Wolken verdeckt, weshalb ich halb blind von einer Seitengasse in die nächste jagte. Ich hatte ohnehin keine Ahnung, wo ich war, was mich dazu brachte, wahllos herumzulaufen. Irgendwann würde ich ihn abhängen und Dad anrufen. Oder Cass.
    Ich lief und lief, bis mein ohnehin schon angeschlagener Atem bis zur Erschöpfung getrieben wurde und es in meiner Brust höllisch brannte.
    Ich hechtete über einen hüfthohen Zaun, kam auf der anderen Seite hart am Boden auf und blieb dort zusammengekauert liegen. Mein Atem rasselte unaufhörlich und ich war sicher, dass er mich verraten würde, wenn mich der Mann bis hierhin verfolgt hatte.
    Das nasse, eisig kalte Gras unter mir befeuchtete meine Kleidung und ließ meine Gelenke schnell steif erscheinen. So mussten sich Helden in Romanen fühlen, wenn sie irgendwo in Eiseskälte auf ihren Gegner warteten. Nur dass ich keine Heldin war, sondern die Prinzessin, die man eigentlich retten sollte.
    Dann hörte ich sie. Schritte. Schwere, entschlossene Schritte. Er war da!
    Ich hielt den Atem an, um kein Geräusch zu verursachen. Am liebsten hätte ich auch mein Herz zum Stehen gebracht, denn so, wie das schlug, konnte es mit dem Big Ben in London gut mithalten.
    In dem fahlen Licht sah ich seine Beine – zumindest bis zur Hälfte der Unterschenkel. Er ging langsam an mir vorbei. Als würde er nur gemütlich eine Runde drehen. Immer weiter weg.
    Ich wollte schon erleichtert ausatmen, als er plötzlich stehen blieb. Mein ganzer Körper versteifte sich wie auf Befehl. Mir wurde mit jeder Sekunde kälter. Wenn ich diese Nacht überleben sollte, bin ich morgen zumindest todkrank …
    Der Mann ging weiter und verschwand schließlich irgendwo, wo ich ihn nicht mehr hören oder sehen konnte.
    Ich blieb noch ein paar hechelnde Atemzüge lang liegen, bevor ich mich aufrappelte. Die Kleidung klebte unangenehm an mir. Ich kletterte wieder über den Zaun und huschte langsam von Ecke zu Ecke in die entgegengesetzte Richtung, in welche der Mann verschwunden war.
    Nervös und mit zitternder Hand kramte ich nach meinem Handy. Ich brauchte eindeutig Hilfe.
    Ich klappte es auf, das Display flackerte kurz auf, dann war es tot. Ungläubig starrte ich auf den schwarzen Bildschirm und verwünschte alle aufladbaren Geräte der Welt.
    Das darf doch nicht wahr sein!
    Enttäuscht steckte ich es zurück und fand mich auf einmal vor einer Brücke wieder. Wo in Teufels Namen war ich bloß? Diese Stadt begann mir zunehmend auf die Nerven zu gehen.
    Ich hörte Wasser rauschen. Viel Wasser. Es musste ein reißender Fluss unter der Brücke verlaufen.
    Ich ging auf die Brücke zu. Das Geländer war kalt und stach sich in meine Haut, als

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