Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
Vom Netzwerk:
falsches war, warf er es achtlos auf den Boden, sodass die Seiten aufgebracht in der Luft flatterten.
    Ich war nicht wirklich scharf darauf, gleich mit dem Grund, warum ich hier war, konfrontiert zu werden, aber was sollte ich machen? Nein, ich will einfach nur reden. - Das hörte sich an, als ob ich was von ihm wollte …
    Plötzlich klopfte es an der Tür, was mich dazu brachte, den Blick von Cass’ Rücken zu wenden. Ich schrak förmlich auf, als die Tür aufging und eine junge Frau hereinkam. Sie sah genauso aus wie damals in dem braunen Cadillac. Ein breites Lächeln schnitt sich durch ihr Gesicht, ihre eisblauen Augen glichen einem tödlichen Blizzard. Nur das schwarze Schimmern, was bei anderen Menschen hell strahlte, war seitdem weniger, matter geworden. Wie das Glühen einer verbrannten Kohle, die im Begriff war, zu verglühen.
    Cass drehte langsam seinen Kopf in ihre Richtung und starrte sie argwöhnisch an. „Wenn man klopft, wartet man für gewöhnlich auf ’ne Antwort“, murrte er.
    „Tut mir leid“, bedauerte sie mit diesem – eindeutig – falschen Lächeln. Ihr schwacher Akzent klang wie aufgesetzt. „Aber ich hab hier was zum Knabbern für euch, was auch gleichzeitig der perfekte Vorwand ist, um deine reizende Freundin kennenzulernen.“
    Erst jetzt bemerkte ich die Schüssel voll Popcorn in ihren Händen. Einige ihrer pinken Strähnchen fielen ihr vor die Augen. Cass’ Schwester . Sie holte ihn hin und wieder von der Schule ab. Ansonsten wusste ich nichts über sie. Manchmal kam es mir so vor, als versuchte Cass diesem Thema aus dem Weg zu gehen. Ähnlich wie mein Dad es mit dem Thema Mum machte.
    „Schon gut.“ Cass nahm ihr die Schüssel aus der Hand. Ein paar der weißen Dickmacher kullerten über den Rand und fielen zu Boden. „Jetzt hast du sie ja gesehen! Dann kannst du auch wieder gehen!“
    „Du bist herzlos, Brüderchen“, sagte sie mit beleidigter Miene. Obwohl sie älter sein musste, wirkte sie in diesem Augenblick wie eine Fünfjährige, der man den Lolli geklaut hatte. Als Cass so neben ihr stand – beinah einen Kopf größer als sie – und sie mit diesem kühlen Blick ansah, wirkte er regelrecht bedrohlich. So erlebte ich ihn zum ersten Mal.
    Und in diesem Moment fiel mir etwas auf: Die beiden sahen sich überhaupt nicht ähnlich. Verschiedene Augen- und Haarfarben (denn Cass’ schwarze Haare waren natürlich und nicht gefärbt), nicht einmal die Lippenform glich sich. Und seine Schwester hatte so rein gar nichts von einem asiatischen Einschlag. Sie sah eher aus wie ein norwegisches Topmodel. Waren die beiden wirklich verwandt?
    Cass strich sich seine rote Mähne hinters Ohr, sodass man auch sein zweites Auge sehen konnte. (Was nicht oft vorkam.)
    „Nenn mich nicht so … Das is’ Lora, sie is’ neu an der Schule.“ Er deutete in meine Richtung. Die Schüssel klemmte er zwischen seinem Arm und seiner Hüfte ein, wie einen Fußball. Dann deutete er zu seiner Schwester. „Und das is’ meine manchmal überaus nervige Sis, die seit ’nem halben Jahr wieder hier wohnt, A…“
    „Alexis!“, fiel sie ihm ins Wort und streckte mir eine Hand hin. „Ich kann mich selbst vorstellen!“
    Nach einem nervösen Blick zu Cass und einem gewaltigen Zögern, das mir schon fast peinlich war, folgte ich der Geste.
    Als sich unsere Hände berührten, durchfuhr mich eine Art Stromschlag. Mir blieb der Atem weg und ich dachte, mein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Dafür hörte ich einen anderen, ruhigen Rhythmus in meinem Kopf. Gleichmäßig, aber schwach nahm ich einen anderen Herzschlag wahr.
    Ich starrte auf unsere Hände hinab und sah, dass etwas von der schwärzlichen Aura auf mich überging. Eisig kalt kroch der fahle Nebel über meine Haut.
    Alexis ließ mich los und ich stand noch einige Sekunden reglos da. Ohne etwas zu sagen. Ohne richtig zu atmen. Ohne zu wissen, wo ich war.
    „Wunderbar, Lexy “, riss mich Cass’ Stimme wieder in die Realität zurück. Als ich einatmete, tat es weh.
    „Und jetzt …“ Cass ging zur Tür und hielt sie auf, wie das Maul eines Löwen, das Alexis am liebsten verschlingen sollte. Und seine Augen verrieten mir, dass er genau das dachte. Er lächelte. „Verschwinde!“
    Alexis sah mich noch einmal an, zuckte dann mit den Schultern und ging. Aber ihr kaltes Grinsen brannte sich in mein Gedächtnis.
    Was war das?
    „Tut mir leid“, sagte Cass und stellte die Schüssel Popcorn auf sein Bett. „Normalerweise is’ sie nich’ so

Weitere Kostenlose Bücher