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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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gewesen wäre? fragte ich mich.
    „Ich habe gefragt, ob ich es dir verdanke, dass fast alle um mich herum schimmern!“
    Ihr Blick war entschlossen und ließ keine Zweifel zu. Aber …
    „Du siehst es?“
    „Hab ich doch gerade gesagt!“
    Mein malträtierter Rücken peinigte mich mit jedem Atemzug. Die Bekanntschaft mit dem felsenartigen Gebilde im Fluss war nicht gerade vorteilhaft … Und jetzt spannte ich mich noch zusätzlich an.
    Es war unmöglich, dass sie die gebrochenen Seelenstücke sehen konnte. Oder etwa doch nicht? Hatte Amanda mir wider Erwarten etwas verschwiegen? Was wunderte mich das überhaupt noch?
    „Und, hab ich das Ganze jetzt dir zu verdanken?“, hakte Lora wieder nach und riss mich erneut aus meinen Gedanken. Sie musterte mich, schreckte vor meinem pechschwarzen Blick nicht zurück.
    „Vielleicht. Ich bin mir nicht sicher, ob …“
    Ich hörte schwere Schritte auf den vergitterten Stufen, dann klopfte es.
    Loras Kopf schnellte abrupt zur Seite, was ihr sogleich Tränen in die Augen trieb. Sie konnte sich kaum rühren.
    Ich wandte meinen Blick von ihr ab und ging zur Tür.
    „Bitte, nimm sie mir ab“, flehte Nick, der schwer atmend vor mir stand. Seine Haare waren zerzaust und lockig. Auf dem Rücken trug er Jess huckepack, die friedlich schlief. „Sie wird es nicht hören wollen, aber nach 9 Blocks wird sie immer schwerer …“
    Noch auf der obersten Stufe drehte er sich um und ließ Jess in meine Arme gleiten. Meines Erachtens nach war sie ein Federgewicht. Sie murmelte etwas Unverständliches, rollte ihren Kopf herum und schlief an meine Brust gekuschelt weiter.
    Ich sah zu Nick, der seine seit Jahren treue Freundin mürrisch betrachtete. „Besser du bringst sie ins Bett, bevor ich sie noch aufwecke…“
    Jess’ lange Haare strichen über meinen Arm, als ich mich umdrehte. „Warum hast du sie nicht bei dir gelassen?“
    „Ich hab’s versucht, aber sie wollte nicht allein dort bleiben“, erklärte mir Nick, als er die Tür hinter sich schloss. Etwas leiser fügte er hinzu: „Wer könnte ihr das verübeln? – Hey, unsere Meerjungfrau ist ja aufgewacht.“
    Lora saß angespannt da und blickte von Nick zu mir. Dem Ausdruck in ihren Augen nach wollte sie wissen, was hier abging.
    „Ich hab hier deine trockenen Sachen“, lenkte Nick mit seinem Musterschülerlächeln ein. Er hielt eine Papiertüte hoch. Sie roch stark nach Weichspüler.
    Überrascht sah Lora an sich hinab. Sie schien erst jetzt zu begreifen, dass sie ihre ursprüngliche Kleidung nicht mehr anhatte. Sie trug ein dunkles Shirt von mir, das ihr viel zu groß war und kaum vermuten ließ, dass da überhaupt ein Mensch drinsteckte. Darunter trug sie eine über ihre Knie reichende Jogginghose von Jess, die hier irgendwo rumgelegen war.
    Nachdem Lora ihre neue Montur erfasst und gespeichert hatte, schoss ihr Blick wieder zu mir. „Wann … Wer …“
    Ich wusste, was sie fragen wollte. „Keine Sorge, Jess hat dich von deinen nassen Sachen befreit.“
    „Du bist zu ehrlich, Alter“, meinte Nick und scheuchte mich mit einer Hand davon. „Bring Jess nach hinten, ich muss mit Lora reden. Und wage es nicht, zu lauschen!“
    Ich zog eine Augenbraue hoch. Was sollte das schon wieder?
    Aber es war mir mittlerweile egal. Ich war mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden, in einen scheißkalten Fluss gesprungen und hatte ein Mädchen gerettet, wobei ich mir den Rücken aufgerissen hatte. Das waren genügend Aktionen für eine Nacht. Und jetzt war es auch schon wieder fast sechs Uhr morgens …
    Ich legte Jess vorsichtig im Bett ab, das sich im Zugabteil befand. Ihr Kopf rollte zur Seite, wodurch ihr ein paar helle Strähnen ins Gesicht fielen.
    Obwohl Nick sie um vier Uhr morgens aus dem Bett geholt hatte, hatte sie sich mit keinem Wort beschwert und Lora geholfen, sich sogar um ihre Schusswunde gekümmert. Wo sonst auf der Welt gab es solche Menschen, wie Nick und Jess es waren?
    „Was willst du von mir?“, hörte ich leise Loras misstrauische Stimme durch die geschlossene Tür. Selbst, wenn ich mich nicht anstrengte, konnte ich alles hören.
    „Warte“, sagte Nick. Dann wurde es kurz still. Im nächsten Moment hallte irgendeine unausstehliche, bassgefüllte Musik, die nur in derbsten Discos gespielt wurde, durch den Raum. Der Bass dröhnte unangenehm in meinen Ohren. Er wollte wirklich nicht, dass ich etwas von dem Gespräch mitbekam.
    Ich ließ mich auf der Bettkante nieder und starrte an die Wand. Sie war

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