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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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vorzufahren“, meinte Matt und nahm mir den Helm ab, hängte ihn auf die Lenkung. Er stand bereits neben mir. Wie hatte er das gemacht, ohne dass ich es bemerkt hatte? „Deine Eltern würden nur wach werden und ich denke nicht, dass du heute noch Lust auf große Erklärungen hast.“
    „Meine Eltern?“, fragte ich verwirrt. „Oh ja, das wäre nicht gut, denke ich.“ Ich konnte meine eigene Stimme kaum hören. „Von hier aus werde ich es wohl alleine schaffen.“ Ich fragte ihn nicht, woher er wusste, wo ich wohnte. Das würde ich ein andermal herausfinden. Zurzeit gab es nur eins, an das ich denken konnte: mein Bett!
    Matt half mir von der Monstermaschine runter, augenblicklich, als ich den Boden berührte, gaben meine Beine nach. Wie aus einer Ohnmacht erwacht, merkte ich, dass Matt mich über die Kiesstraße zu meinem neuen Zuhause trug und mich vor der Tür absetzte.
    „Vielleicht solltest du wegen deinem Arm und dem Blutverlust ins Krankenhaus gehen und ihn richtig verarzten lassen.“ Obwohl ich die Worte hörte, konnte ich sie nicht wirklich verarbeiten. Ich nickte nur, lehnte mich gegen den Türrahmen.
    „Wir werden ein anderes Mal weiterreden, ruh dich aus!“
    Hab nichts anderes vor!
    Ich sah ihm noch nach, wie er die Straße zurückging, bis ich schließlich das dumpfe Dröhnen seines Bikes hörte. Konnte ich ihm wirklich vertrauen?
    Ungeschickt begann ich an der Tür zu hantieren. Ich hatte immer noch keinen Schlüssel, andererseits … Jetzt wäre er ohnehin verloren gewesen.
    Gerade als ich mich zu Boden sinken lassen wollte, da ich so nie reinkommen würde, wurde die Tür aufgerissen und mein Dad stand vor mir.
    Ich erschreckte förmlich vor seinem hell leuchtenden Anblick. Gold-weiß schimmernde Fäden zogen sich um seinen Körper, schlängelten sich wie kleine Fontänen umeinander.
    Doch der Schreck über diese seltsame Aura – oder was auch immer – war schnell verflogen, als ich in seine Augen sah. Er blickte finster zu mir herab, betrachtete meine unpassende Kleidung und die Tüte in meiner Hand. Ohne ein Wort packte er mich am (zum Glück) gesunden Arm und zog mich unsanft nach drinnen.
    Ich hielt meine fremd riechende Jacke fest zusammen. Wenn er auch noch sah, dass ich das Shirt eines Jungen trug, würde ich wohl für den Rest meines erbärmlichen Lebens Hausarrest bekommen.
    „Wir wollten schon die Polizei rufen“, schrie er mich an. „Warum hast du dich nicht gemeldet?“ Weil mein Handy mit mir abgesoffen ist …
    „Gib mir eine Antwort!“ Es war das erste Mal seit Mums Tod, dass er die Stimme gegen mich erhob. Ich schreckte zusammen, spürte wie die Wunde an meinem Arm zu stechen begann. Margret stand in ihrem rosa Schlafanzug auf den Stufen und sah zu uns herunter.
    Ich war angeschossen worden, fast ertrunken und hatte erfahren, dass ich durch mein Blut mit jemandem verbunden war. Ich war nicht gerade in der Stimmung, mir eine Predigt anzuhören.
    Ich zerrte an meinem Arm, versuchte mich freizukämpfen, allerdings umsonst. Dads Griff war viel zu gorillamäßig, als dass ich in meiner Verfassung etwas hätte ausrichten können.
    „Wo hast du dich die ganze Nacht über rumgetrieben?“ Sein Klammergriff wurde fester. Bald würde mein Knochen brechen, da war ich mir fast sicher.
    „Dad, lass mich los, du tust mir …“
    „Du hast Hausarrest“, verkündete er wider Erwarten. „Sieh zu, dass du in dein Zimmer kommst.“ Er ließ mich los. Tränen füllten meine Augen. Er hatte nicht das geringste Verständnis für mich. Er hörte sich ja nicht einmal meine Sicht der Dinge an.
    So schnell es mir möglich war, stolperte ich an Margret vorbei, die mich mit einem bissigen Blick bedachte.
    Ich wollte die Tür hinter mir zuknallen, aber mein schmerzender Arm verweigerte mir diese Tat. Wütend schleuderte ich die Jacke quer durch mein Zimmer, fegte damit ein paar Spiele vom Regal.
    Ich konnte nicht genau sagen warum, aber ich weinte. Warme Tränen flossen in Strömen über mein Gesicht, benetzten meine Lippen. Der Tag hatte so gut begonnen, wie hatte er nur so aus dem Ruder laufen können? Ob Cass wohl verstanden hätte, wie es mir gerade ging? Hätte er mir das überhaupt abgekauft? Wohl kaum … Ich glaubte es ja selbst nicht.
    Wie wäre das alles heute wohl ausgegangen, wenn ich mich von Cass hätte heimfahren lassen?
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, vergrub mein Gesicht in den Armen und ließ mich von meiner Erschöpfung treiben. Ich konnte nicht sagen, wie lange ich

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