Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
Vom Netzwerk:
voll behangen mit minimierten Kopien von berühmten Kunstwerken. Mona Lisa lächelte fahl zu mir herab, der Schrei bog sich quälend durch sein Bild und Klimts Kuss (das einzige Bild in Originalgröße) hing über dem Kopfende des Bettes. Es waren noch viel mehr Bilder dabei, von denen ich aber weder Titel noch Künstler kannte.
    Als ich schließlich Jess eine Zeit lang beobachtete, wie sie ruhig im Schlaf atmete, fragte ich mich, was ich nun mit Lora tun sollte. Jetzt, da Amanda es auf sie abgesehen hatte, konnte ich sie wohl kaum noch ignorieren. Ich musste einen Weg finden, um sie da wieder rauszuholen. Und mich gleich dazu. Das wär doch ’n toller Bonus!
    Hatte ich dieses Kunststück überhaupt drauf? Konnte ich jemanden retten, wenn ich mir nicht einmal selbst helfen konnte?
    Ich seufzte leise, fuhr mir durch die wild getrockneten Haare. Kurz darauf verstummte die Musik.
    „Wir sind fertig, Matt“, hörte ich Nick. Er rief nicht, erhob auch seine Stimme nicht. Gerade als ich aufstand, vernahm ich Loras Stimme: „Das wird er nicht hören, egal was du sagst. So was gibt’s höchstens in Comics oder Fantasybüchern.“
    „Das dachte ich früher auch“, sagte ich, während ich die Tür aufschob.
    Lora sah mich verdattert an. Nick saß neben ihr auf der Couch, seine Miene verriet nicht das Geringste darüber, was sie besprochen hatten. Und Loras Ausdruck konnte man ohnehin nicht richtig einschätzen.
    „Gut“, sagte Nick dann, stand auf und streckte sich, bis es irgendwo knackte. „Da noch alle leben und ich wirklich müde bin, überlass ich dir den Rest.“
    Nach einem letzten Blick zu Lora, die schnell wegsah, klopfte er mir knapp auf die Schulter und ging nach hinten.
    „Ich werde auch gehen.“ Lora stemmte sich mit ihrem gesunden Arm hoch, stand einen Moment wackelig auf den Beinen, bevor sie zu wanken begann. Als ich sie gerade noch rechtzeitig auffing, versuchte ich sie nicht zu viel zu berühren. Anscheinend kam sie damit noch nicht zurecht. Wen wunderte das schon? Am Anfang meines Blutsiegels war ich von Amandas bloßer Berührung einfach nur berauscht gewesen. Wie einfältig ich doch gewesen war!
    Zum Glück war das Band zwischen mir und Lora nicht so stark und trotzdem …
    Nach einer Schrecksekunde wand sie sich aus meinem Arm, der nun kribbelte, als wäre er eingeschlafen.
    „Tut mir leid …“, flüsterte Lora zusammenhanglos. Ich konzentrierte mich etwas auf sie und wurde von Furcht und Verwirrung überflutet.
    „Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte ich, ohne darauf einzugehen. „Allein wirst du nicht weit kommen.“
    Sie wandte ihren Kopf zu mir und nickte.
    Lorianna Ambers:
    „Selbst der Schlaf kann mir nicht helfen.“
    Mir war schwindelig und ich sah alles nur noch verschwommen. Hatte ich zu viel Blut verloren? Oder war es Matt, der mich so durcheinanderbrachte oder besser gesagt das ganze Gerede über Seelen und Blutbindungen. Ich meine, so was war doch echt schwer zu glauben!
    Vielleicht war das aber auch das Einzige, das mich zurzeit noch irgendwie bei Bewusstsein hielt.
    Denn auch dieser Nick hatte mir lang und breit erklärt, dass ich dem Ganzen besser Glauben schenken sollte, bevor ich demnächst noch abkratze oder gekillt werde. Und er meinte auch, dass Matt kein schlechter Kerl sei und ich ihm besser vertrauen sollte. Aber konnte ich das?
    Der Helm drohte meinen Kopf zu zerquetschen. Matt trug keinen, da er nur einen hatte und darauf bestanden hatte, dass ich ihn aufsetzte.
    Nur mit Mühe konnte ich aufrecht an Matts Jacke geklammert sitzen.
    Wir brausten auf seinem ziemlich gefährlich wirkenden Motocross Bike durch die Kleinstadt. Mein Kopf sank immer wieder an seinen Rücken und ich war mit jeder Sekunde mehr versucht einzuschlafen. Oder zu sterben.
    Ich merkte, dass er vorsichtig fuhr, sich nur langsam in die Kurven legte.
    Plötzlich hielt er an und stellte den Motor ab. Er bewegte sich, weshalb ich mich aufrecht setzte (so gut es eben ging). Ich sah mich mit müdem Blick um. Betrachtete die im Dunkeln liegenden Häuser um uns. Ein kleiner, düsterer Gartenzwerg lächelte mich finster aus einem der Vorgärten an. Durch das fahle Straßenlicht wirkte er tatsächlich unheimlich. Angst vor Gartenzwergen, jetzt reiß dich zusammen, Lora!
    „Wo sind wir?“, fragte ich schlaftrunken, zog mühsam den Helm von meinem Kopf. Wir waren noch vor dem Kiesweg, der zu meinem Haus führte, stehen geblieben.
    „Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee wäre, lärmend bei dir

Weitere Kostenlose Bücher