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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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nicht bewunderte. Tut mir ja echt leid …
    „Nach allem, was ich über dieses Seelending gelernt hab, müsste es eigentlich schon helfen, wenn du seine Hand hältst.“
    Ich nickte. Es war mir schon fast egal, was ich zu tun hatte. Hauptsache ich bekam dabei etwas Schlaf.
    Ich stemmte mich auf die Beine und hockte mich neben das Bett, streckte meinen Arm nach Matts Hand aus, zögerte dabei. Was, wenn ich wieder diesen Strom von Emotionen aushalten muss? In meinem derzeitigen Zustand würde mich das wahrscheinlich auch ausknocken. Doch trotz Bedenken ergriff ich schließlich seine Hand, ließ das seichte Kribbeln in meinem Körper zu und setzte mich auf den Boden.
    „Gut so?“, fragte ich.
    „Schätze schon. – Gut!“ Er wandte sich an Jess, legte einen Arm um ihre Taille und zog sie näher an sich. „Dann können wir ja zurückgehen.“ Sein Lächeln war so breit wie das eines Kindes, das ein ferngesteuertes Auto bekommen hatte.
    Jess drehte sich in seinem Griff, legte ihren Kopf an seine Schulter. „Wir können sie nicht allein lassen!“
    „Kuchen“, sagte Nick schmollend.
    Durch seine kindische Art musste ich leise lachen. „Geht nur“, besänftigte ich Jess’ besorgten Blick, der auf mir ruhte. „Ich komm schon klar.“
    „Aber …“
    „Kein Aber, ich muss schlafen und dabei brauche ich keine Zuschauer!“
    „Da hörst du’s!“ Nick drehte Jess so, dass er ihr einen Kuss in den Nacken geben konnte. „Wir gehen Kuchen essen!“ Er sah mich über ihre Schulter hinweg an, so als würde er sich von mir noch einmal die Erlaubnis dafür holen wollen.
    „Glaubt mir, mir geht’s gut“, bestätigte ich noch einmal müde.
    Nachdem ich hörte, wie sich die Tür des Wohnwagenabteils öffnete und wieder schloss, wartete ich noch wenige Atemzüge, bevor ich meinen Kopf auf die Matratze legte. Nicht einmal einen halben Meter von Matts Kopf entfernt. Seine schwarzen Strähnen verdeckten größtenteils seine geschlossenen Augen. Mittlerweile war ich sicher, dass seine Haare nicht gefärbt waren. Dafür wirkten sie viel zu natürlich. Sein Mund war um das Piercing in seiner Lippe leicht geöffnet. Wie lange er das wohl schon hat? Mein Blick wanderte zu seiner Augenbraue, zu dem zweiten Piercing in seinem Gesicht, das ich wegen der Haare nicht sehen konnte. Ob er noch mehr hat? – Warum denke ich über so etwas überhaupt nach … Is’ mir egal!
    Ich ließ meinen Kopf etwas tiefer in das Kissen sinken, schloss die Augen. Ein Duft, der definitiv nicht meiner war, kroch in meine Nase. Diese bestimmte Note des Waschmittels, das man auch an Nick roch, etwas Schweiß und Matts Deo. Es roch einfach rundum nach gesundem Jungen. Sofort wurde ich schwer und fühlte mich einen Augenblick später schwerelos.
    Ein fester, zu fester Druck an meiner Hand weckte mich. Meine Finger drohten jeden Moment zu brechen. Mein Kopf fuhr erschrocken hoch. Noch nicht ganz bei mir merkte ich, wie ich immer noch Matts Hand hielt. Oder besser gesagt, er meine zerquetschte.
    „Matt? Wach auf!“ Ich versuchte meine Hand wegzuziehen. Aber es blieb bei einem Versuch.
    Seine Gesichtszüge waren gequält, wirkten verzerrt. Ein Albtraum?
    „Au …“, wisperte ich, als er seinen Griff verstärkte. Ich kniete mich mit einem Bein auf das Bett, schüttelte ihn an der Schulter. Seine Muskeln waren fast zur Gänze angespannt. „Matt! Hey, Matt! – Oh Gott, lass mich los!“
    Er keuchte leise, als läge er in einem Fieberwahn.
    Er muss aufwachen , dachte ich. Und wenn es nicht anders geht…
    Bam. Ich fegte mit der flachen Hand über seine Wange. Meine Handfläche pulsierte von der Wucht des Schlages und der Berührung mit ihm.
    Zuerst geschah nichts. Er rührte sich nicht, der Griff wurde auch nicht lockerer.
    Doch dann riss er unerwartet die Augen auf, fuhr in die Senkrechte. Vor Schreck wäre ich fast rücklings vom Bett gefallen, doch Matt zog an meiner Hand und hievte mich so weit wieder hoch, bis ich nur noch wenige Fingerbreit von seinem Gesicht entfernt war. Das Schwarz in seinen Augen war Furcht einflößend.
    Matthew Tempson:
    „Noch jemand, den ich nicht ausstehen kann“
    Ich schreckte aus einem tiefen Schwarz hoch. Pulsierende Bilder von Amanda erfüllten meine Gedanken, gemischt mit der Tatsache, dass ein Teil von mir immer noch nicht genug von ihr bekommen konnte. Von ihren Lippen, ihrem einzigartigen Duft, ihrer weichen Haut … Aufhören! Ich verabscheute mich dafür, dass ich ihr schon wieder auf den Leim gegangen

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