Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
Kopf nach oben gereckt, um in Nelirikks Gesicht blicken zu können.
»Ich schlage einen Wettbewerb vor«, sagte er. Er drehte sich um, marschierte zu einem Ende des Raumes, drehte sich wieder, seine Augen strahlten. »Ich schlage vor, dass wir kämpfen – um der Pflicht willen. Wir kämpfen als Gleichrangige – Scout gegen Erkunder. Wenn du gewinnen solltest, werde ich deine Befehle ausführen. Gewinne ich, werde ich meinen Captain bitten, dich in unsere Truppe aufzunehmen – mir und meiner Linie verpflichtet.«
Nelirikk saß sprachlos da, starrte auf den verrückten kleinen Mann, der über seine Verblüffung nur grinsen konnte. Mit einem Liaden um eine Position in der Truppe kämpfen? Scout und Erkunder als gleichrangig ansehen? Wer würde den Ausgang des Kampfes und die Umsetzung des Ergebnisses garantieren? Die Schwierigkeiten …
» Bist du verrückt?«, fragte er langsam. »Wie willst du einen solchen Kampf gewinnen? Ich bin stark, schnell und von der Bewaffnung her …«
»Verrückt?« Das Grinsen des Scouts wurde immer breiter. »Es ist verrückt, Ressourcen zu verschwenden. Es ist verrückt, sich den Gesichtslosen zu ergeben. Ich werde dich, Nelirikk Erkunder, meinem Captain präsentieren, sollte ich gewinnen. Ich schwöre es bei Baum und Drache! Wenn du gewinnst …«
»Wenn ich gewinne, Scout, wirst du wahrscheinlich tot sein!«
Der kleine Mann kam nach vorne, blieb gerade so in Nelirikks Reichweite stehen, Gesicht und Augen in kindlicher Unschuld. »Würdest du so eine wertvolle Ressource tatsächlich verschwenden?«
Nelirikk starrte, legte seine Hand auf die Truppenklinge – und zog sie wieder zurück.
»Ich hoffe, keine Ressourcen zu verschwenden«, sagte er. »Aber wo wirst du einen Neutralen finden, der als Schiedsrichter fungiert? Wie können wir den Kampf abbrechen?«
Der Scout winkte ab. »Technische Details«, sagte er. »Alles nur Details. Stimmst du prinzipiell zu? Wenn, dann werden wir in der Lage sein, die Details zu organisieren.«
Nelirikk seufzte, dann erhob er sich langsam.
»Es ist besser, etwas zu tun als gar nichts. Ich weiß, dass ihr einen Feind nicht für immer füttern werdet.« Er verbeugte sich, steif, aber in guter Absicht. »Für die Pflicht und den Ausgleich. Seiest du stark für die Truppe!«
Der Liaden erwiderte die Verbeugung mit flüssiger Grazie, dann hob er seine Faust für einen anständigen Salut an die Schulter.
»Wie du es sagst«, stimmte er zu und kletterte wieder auf die Kiste. »Lass uns nun die Details besprechen.«
Zusammen schoben sie die Kisten vor die Tür. Auf diesen lag: ein Gewehr, ein Rucksack, ein langes Messer, Stiefel, noch ein paar Stiefel, einige Messer mehr – darunter eines in einer schwarzen Samtscheide, dessen Griff wie polierter Obsidian schimmerte.
Sie standen, Fuß an Fuß und barfuß, Scout und Erkunder.
Der Yxtrang sah auf seinen spielzeuggleichen Gegner herab, ein Teil eines Lagerfeuerliedes kam ihm in die Erinnerung:
Eines Soldaten Gegner ist oft mehr als man denkt –
Der kleine Jela ist ein Dämon, wenn man ihn kennt …
Zur beiderseitigen Klarheit gingen sie noch einmal ihre Übereinkunft durch, erst auf Liaden, dann auf Yxtrang, und jeder sprach in der Sprache des Anderen, um Übersetzungsprobleme auszuräumen.
»So soll es sein«, sagte der Yxtrang auf Liaden: »Sollte ich in diesem Kampf siegreich sein, werde ich meine Pflicht erfüllen, wie ich es für richtig halte, und Ihr werdet Euch unterwerfen. Sollte der Sieg der Eure sein, werde ich mich und meine Dienste an Euch und Eure Linie verpflichten, bis Ihr mich von dieser Pflicht befreit.«
»Der Sieg«, sagte der Liaden in der Sprache der Truppe, »geht zu jenem, der als Erster den verwundbaren Gegner dreimal ausgezählt hat; der Verlierer gibt dann sofort auf.«
Sie traten zurück und schauten sich dann im Raum um, maßen vielleicht das Glück dieser oder jener Ecke, suchten einen Vorteil im Licht oder füllten ihr Bewusstsein mit einer letzten, lebenden Vision, jeder bereits weit von dieser Welt entfernt.
Der Timer in Val Cons Uhr piepte.
Er bewegte sich langsam vorwärts, akzeptierte sowohl die Notwendigkeit der Bewegung – aus der L'apeleka-Stellung »Sich schwierige Wünsche wünschen« heraus – wie auch die Notwendigkeit der Vorsicht.
Von der anderen Seite des Raumes kam der Yxtrang. Das Gesicht hinter den Tattoos schien weit entfernt, Absichten waren in den Augen verborgen, während sich der große Körper sanft, graziös und
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