Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
Piloten‹, sagte er. Götter, ich kann ihn noch vor mir sehen, wie er da ankam – dürr, schmale Schultern, machte Geschäfte wie ein Profi, sechzehn, vielleicht siebzehn Jahre alt, mit diesem weißen Haar und dem Gesicht eines Jungen und diesen Augen. Habe noch nie zuvor solche Augen gesehen …« Er blinzelte, schüttelte den Kopf und Priscilla ließ ihn aus der Trance kommen.
Er seufzte. »Shan hat mich da rausgeholt – aus alledem . Gab mir eine Chance. ›Mein Mann‹, sagte er zu der Wache am Raumhafen. ›Das ist mein Mann, Sir. Und er wird auf seinem Posten gebracht.‹« Er nickte scharf und wandte sich ab, ging die Halle hinunter.
»Ob nun Yxtrang oder etwas Schlimmeres«, sagte er, als Priscilla ihn einholte. »Ich denke, ich kann an meinem Posten stehen.«
Shan schaute hoch, als sie sein Büro betrat, lächelte schwach und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. Priscilla ging zur Bar und goss zwei Gläser Wein ein – roten für ihn, weißen für sie – und trug sie zum Tisch. Sie setzte sich in den Stuhl vor dem Tisch und wartete, hielt ihr Glas und ging eine mentale Übung durch, die dazu diente, die innere Ruhe herzustellen.
»Danke, Priscilla.« Er nahm sein Glas, machte einen ironischen Salut und nahm einen tiefen Schluck.
»Gern geschehen«, murmelte sie, las die Sorge und die Erschöpfung und die nervöse Energie, die über alledem lag. »Der Erste Maat meldet, dass alle Rettungsboote bewaffnet sind. Feldtests stehen noch aus, aber auf den Kontrollen sieht alles gut aus.« Sie nippte am Wein. »Seth Johnson hat beschlossen, beim Captain zu bleiben.«
Shan seufzte. »Seth Johnson ist ein sentimentaler Narr«, sagte er und nickte dem Bildschirm zu. »Wir haben einen Treffer.«
»So schnell?«
»Erstaunlich, nicht wahr? Mit so vielen Genkarten in der Galaxis.« Er grinste müde. »Ich bin einer Eingebung gefolgt – dieser Hinweis in Sergeant Robertsons Geburtsurkunde – mutiert innerhalb akzeptabler Parameter – erinnerst du dich?«
Sie nickte. »Du dachtest, das bedeute ›halb Liaden‹!«
»Und ich habe mich nicht geirrt – ich sag's dir, Priscilla, ich bin nicht umsonst ein Handelsmeister! Obgleich man denken könnte, dass ein Scout viel besser passen würde – aber ich schweife ab. Wie unüblich.« Er nahm einen Schluck Wein und winkte zum Bildschirm. »Miri Robertsons Genkarte passt zur Linie Tiazan.« Er sah sie erwartungsvoll an.
Sie nippte am Wein, wusste, dass ihr Tempeltraining mehr als ausreichend war, um geduldig bis zum Ende von Shans ungewöhnlich langer Pause zu warten.
»Du enttäuschst mich. Hast du denn gar keinen Wunsch zu wissen, wer zum Teufel Tiazan ist und wo wir meinen verrückten Bruder finden werden?«
»Aber ich war mir sicher, dass du mir das jetzt erzählen würdest.«
»Unhöflich, Priscilla. Ich weiß gar nicht, warum ich dein Leben an meines gebunden habe.«
»Weil ich dich so viel reden lasse, wie du willst.«
»Ist das so? Wie seltsam. Vor allem, da ich den Eindruck habe, dass ich weitaus weniger rede als jemals zuvor in meinem Leben. Aber ich merke, dass du vor Neugierde platzt, und will mich beeilen, alles zu erklären.«
Er setzte sein Glas mit einer Geste ab und reckte sich in seinem Sitz. Der Humor verschwand aus seinem Gesicht ebenso wie aus seinem emotionalen Muster.
»Tiazan ist die erste Linie von Clan Erob«, sagte er, »der auf Lytaxin seinen Sitz hat. Um also zu ›Miris Leuten‹ zu gehen, wie mein Bruder und zukünftiger Delm anwies, müssen wir nur nach Lytaxin. Sehr simpel, sobald man die richtigen Informationen besitzt. Was mich besonders erstaunt, ist, dass Val Con einmal in seinem Leben genau das getan hat, was er hatte tun sollen.«
Priscilla blinzelte. »Hat er?«
»Wie ich sagte, sehr erstaunlich. Nun, um ehrlich zu sein, Val Con macht oft, was er tun sollte. Und natürlich macht er auch oft genug nur das, was ihm in den Sinn kommt. Ich denke, da ist ein Muster in seiner Handlungsweise, genau kalkuliert, damit es aussieht, als sei es ein Zufall. Eines Nachmittags, wenn ich mich langweilen sollte, werde ich die Parameter in den taktischen Computer eingeben und schauen, was dabei herauskommt. Aber weiter! Erob ist Korvals ältester Verbündeter. Die Familientagebücher erzählen von Rool Tiazan und seiner Lebenspartnerin, Anführer der Dramliz, die sich entschlossen, die Alte Welt in einem Schiff zu evakuieren, das von Cantra yos'Phelium geflogen wurde.«
Priscilla gestattete sich, einen interessierten Laut
Weitere Kostenlose Bücher