Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
nutzen.«
»Aber das muss er doch, oder?«, sagte Alys mit der Bestimmtheit eines Kindes. »Ihr seid Clan Korval.«
»Das bin ich, und doch nur ein Gast in Eurem Haus. Erlaubt mir etwas Bescheidenheit, ich bitte Euch.«
Das brachte ihm Gelächter ein, danach betrachtete sie ihn ernster, mit konzentrierterem Gesicht, und sah so aus, dachte er, wie Miri mit zehn.
»Ich denke nicht, dass Ihr im Mindesten Angst einflößend seid«, verkündete sie schließlich und Val Con neigte seinen Kopf.
»Das erleichtert mich.«
»Jetzt klingt Ihr wie Onkel Win Den«, sagte ihm Alys ernsthaft, beugte sich über die Audioeinheit und spielte die Aufzeichnung ab.
Musik drang aus der kleinen Einheit und füllte den Raum bis zu den Wänden.
Der Name des Stücks war Toccata und Fuge in D-Moll und war viele Jahre vor dem Aufbruch der Terraner ins Weltall geschrieben worden, von einem Mann namens Johann Sebastian Bach. Es war Anne Davis' bevorzugtes Stück Musik gewesen, und für den aktuellen Zweck hatte sich Val Con bemüht, es exakt in ihrem Stil zu spielen.
Die Aufgabe des claneigenen Radiotechnikers Kol Vus Tiazan bestand darin, diese kurze Aufnahme zu Lytaxins Perimeterbojen zu schicken. zig Sekunden, so dachte Val Con, würden ausreichend sein für Shan, um das Lieblingsstück ihrer Mutter zu erkennen und festzustellen, dass Val Con ihn auf der Welt erwartete.
Das Musikfragment endete, abgebrochen nach exakt 90 Sekunden, und Val Con neigte seinen Kopf.
»Ich denke, das sollte für unsere Zwecke ausreichend sein. Darf ich Euch noch einmal belästigen, Miss Alys?«
»Ihr wollt, dass ich dies zu Kol Vus bringe?«, fragte sie, erhob sich und legte den Trageriemen der Einheit um ihre Schulter. »Das ist kein Problem. Ich muss auf dem Weg zu meinem Lehrer ohnehin am Kommunikationsraum vorbei.« Sie zögerte. »Ihr spielt sehr gut. Ich würde gerne mehr hören, falls Eure Zeit dies während Eures Besuchs erlaubt.«
Sein Spiel auf der Omnichora war ein Geschenk der Götter, verfeinert durch Jahre der Übung. Er hätte jederzeit ein Meistermusiker werden können – ein Maestro , wie Anne gesagt hatte, die es ihm beigebracht hatte. Aber er war Korval, wichtigere Leidenschaften hatten Priorität.
Er lächelte das Kind vor ihm an, ihr Haar orangene Locken, ihre Augen ein intelligentes, glitzerndes Braun.
»Es wäre mir eine Ehre, für Euch zu spielen, Miss Alys. Nennt nur die Zeit.«
Sie nickte ihm zu, konsultierte offenbar einen inneren Terminkalender. »Morgen?«, sagte sie schließlich. »In der Stunde vor Primus?«
»So sei es«, sagte er gemessen und verbeugte sich, als würde er ein Schmuckstück entgegennehmen.
Sie brach nicht, wie er erwartet hatte, in Gekicher aus, sondern erwiderte die Verbeugung und murmelte ein ausgesprochen angemessenes »Die Freude ist auf meiner Seite!«
Dann richtete sie sich auf, zog den Riemen an ihrer Schulter fester und lächelte. »Ich muss gehen, bevor mein Lehrer Tante Emrith erzählt, dass ich wieder zu spät gewesen bin.«
»Bitte lasst nicht zu, dass ich der Grund für diese Art von Ärger im Haus bin«, sagte Val Con, und das verursachte ein Kichern; es wurde abgeschnitten, als sie durch die Tür schlüpfte und diese hinter sich schloss.
Er stand alleine im Musikzimmer, überlegte seine Möglichkeiten. Miri war mit Erobs Historiker befasst, der sie über die Leben von Mirieklykt'i und Katalina Tiazan informierte – ein Gespräch, das sowohl länger dauern als auch die Laune seiner Lebenspartnerin verderben dürfte.
Seine Pflicht lag eindeutig in Richtung Erob. Schon aus Höflichkeit mussten der Delm von Korvals ältestem Verbündeten gewisse Erklärungen präsentiert werden.
Musik prickelte in seinen Fingerspitzen, erwacht durch das kurze Spiel für die Bojen. Er konnte es sich doch bestimmt zehn Minuten leisten, noch etwas von der Musik freizusetzen?
Langsam, im Bewusstsein, dass ihn die Pflicht rief, aber unfähig, der Versuchung eines konzertreifen Instruments zu widerstehen, das in einem Raum stand, der es voll zur Geltung bringen würde, ging er zur Omnichora, setzte sich auf die Bank und drückte den Schalter.
Die Wand ihm gegenüber war verspiegelt.
Val Con seufzte, erinnerte sich an den Abscheu auf verschiedenen Gesichtern letzte Nacht, trotz der Höflichkeit, die man einem Gast entgegenbrachte, und fragte sich, ob er tel'Vostis Hinweis hätte folgen und die Narbe beseitigen lassen sollen.
Die Narbe war aus einem Grund da. Er hätte sie auch durch den Autodoc
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