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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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Max, wenn du möchtest. Ich habe Wing Commander Hornbreed hier abgeliefert, und jetzt frage ich mich, ob ich mir meine Belohnung schnappen und Fersengeld geben soll, solange ich noch kann.«
    »Hast du dein Gold schon bekommen?«
    »Ich arbeite daran. Den größten Teil davon tausche ich gegen einen Fernflug.«
    »Läuterung ist so was wie ein Personalabbau«, sagte sie. »Häufig ist bei der Auswahl der Personen kein Sinn erkennbar.«

    »Wer macht das, die Kirchenmänner?«, fragte Valentine.
    »Ja, dafür ist die Kirche zuständig.«
    »Hast du dir je Sorgen gemacht, deine Songs könnten dafür sorgen, dass du ausgewählt wirst?«
    »Teufel, nein. Ich glaube, die haben mich gern hier. Sie brauchen ein Plätzchen für ihre Helden, damit die mal Dampf ablassen können. Das Mezcal wirkt sozusagen kathartisch.«
    »Sozusagen was?«, fragte Valentine.
    »Kathartisch. Die gesunde Art, negative Gefühle loszuwerden. Als würde man einen großen, heulenden Scheißehaufen durch das Klo des Lebens spülen.«
    »Sängerin und Philosophin.«
    »Mein Alter war Cowboy, aber deswegen war er noch lange nicht dumm. Er hat Bücher verschlungen und mir eine Menge vorgelesen. Ich bin im Sattel mit einem Gewehr statt einer Puppe im Arm aufgewachsen. Hab einen Berglöwen geschossen, als ich acht war.«
    »Wenn du schießen kannst, warum dienst du dann nicht mit der Waffe?« Valentine studierte ihre Tätowierungen. Die Schlangen waren unterschiedlich dargestellt. Die auf dem linken Arm schien gerade zustoßen zu wollen; die auf dem rechten wickelte sich schützend um ihren Oberarm und betrachtete die Welt von dem empfindlichen Punkt knapp unter der Armbeuge.
    »Ich wäre in Versuchung, den Abzug zu ziehen, während die Waffe in die andere Richtung zeigt. Wie weit willst du weg?«
    »Ungefähr eineinhalbtausend Kilometer nach Norden.«
    Ihre Finger krampften sich um das fleckige Bettzeug. »Nimmst du mich mit? Ich kann die Kosten für meine Reise abarbeiten. Oder wir treffen eine Abmachung. Ich bin nicht gerade eine Jungfrau, aber ich bin gesund und
von Natur aus geil, nicht nur, um meinen Job zu behalten. Ich werde dich ficken wie Scheherazade, nicht wie eine abgehalfterte alte Bordellfotze.«
    »Schon der Gedanke, sich mit dir zu unterhalten, ist verlockend.«
    Sie ließ sich auf das Bett fallen. »Du machst dich über mich lustig. Wer bist du, dass du so redest?«
    »Ich hatte gehofft, das würde ich auf dieser Reise herausfinden. Wie übersteht man die Läuterungen unbeschadet?«
    »Keiner weiß, was sie auslöst. Aber ich würde das Humpeln verbergen, wäre ich an deiner Stelle. Lahme und Hinkebeine leben gefährlich. Ich nehme an, du bist nicht irgendwo groß im Geschäft und versteckst nur deinen Messingring vor uns?«
    »So ein Glück hatte ich nicht«, sagte Valentine. »Wie kann ich Kontakt zu dir aufnehmen?«
    »Ich lebe über dem Ling’s, einem Ladengeschäft in Yuma. Nach meinem Auftritt helfe ich dort im Lager. Danach verschlafe ich den Tag. Aber du darfst mich ruhig wecken, falls du verstehst, was ich meine.«
    »Ich freue mich schon auf den Rest deines Auftritts.«
    »Warte«, sagte sie und stand auf. »Bring dein Haar durcheinander.«
    Valentine zog das dicke Gummiband ab, mit dem er das Haar gebändigt hatte. Gide streckte die Hand aus, fuhr ihm mit den metallisch schimmernden Fingernägeln durch das Haar und wühlte es kräftig durch.
    »Du hast drei graue Haare«, sagte sie und küsste ihn. Ihre Lippen wanderten über seinen Hals. »Nur ein paar Lippenstiftspuren. Ehe sich noch jemand fragt, wozu du mich hier raufgetragen hast. Obwohl ich dir eigentlich ein blaues Auge verpassen sollte.«
    »Danke für die Auskünfte, Gide.«

    »Und mein Angebot?«
    »Wird geprüft. Aber wenn ich dich mitnehme, dann wegen deines Fingers am Abzug, nicht wegen Tausendundeiner Nacht.«
    Sie zwinkerte ihm zu. »Du bist auch nicht unbelesen.«
    »In letzter Zeit bin ich kaum dazu gekommen.« Valentine legte seine Hand flach auf ihren Rücken und berührte ihre Lippen flüchtig mit den seinen.
    »Wozu sollte das gut sein? Mein Make-up ist schon im Eimer.«
    »Dankbarkeit. Das Dilemma des einsamen Mannes. Ich hatte schon angefangen zu glauben, diese Fliegerknaben wären geistig gesund und ich der Verrückte.«

    Leise ging Valentine die Treppe hinab und stellte unterwegs fest, dass es voller geworden war. Große Menschenmengen und Lärm lösten Unruhe und Kopfschmerzen bei ihm aus, also gesellte er sich zu einigen Rauchern vor der Tür.

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