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Flug des Adlers

Titel: Flug des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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und die Kinder der Basis rannten juchzend in den Wasserschauer hinein und wieder heraus.
    Das abfließende Wasser versorgte einen Gemüsegarten und diente als Vogelbad. Die Vögel sahen ebenso glücklich aus wie die Kinder.
    Schmale, halb nackte Kinder ohne Schuhe beobachteten das Geschehen von der anderen Seite des Zauns, steckten die Arme hindurch und bettelten, mal auf Spanisch, mal auf Englisch, um Essen.
    An seinem ersten Abend machte Valentine eine kurze Spritztour. Ein junger Fluglehrer namens Starguide bot ihm eine Gelegenheit, den Sonnenuntergang von einer Position knapp unter den Wolken zu beobachten. Valentine blickte hinab auf die Dächer von Yuma, sah ein paar ameisengroße Fahrzeuge auf den breiten Straßen, sah den Colorado und den Yuma River schlammig unter sich dahinfließen, vorbei an den alten, löchrigen Grenzzäunen und Gräben, die Arizona von Mexiko trennten. Und natürlich sah er die Sonne, die alles in Rot- und Kupfertöne tauchte.
    Jetzt verstehe ich es, Dad. Aber wie konntest du das je aufgeben?
    »Sind Sie bereit zu übernehmen?«, fragte Starguide.
    Valentine wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Es ist wie bei den meisten Sachen: Das erste Mal ist das Beste«, sagte Starguide. »Suchen Sie sich eine Stelle am Horizont und halten Sie sie gerade. Keine Angst - ich
bin bei Ihnen. Kleine, sanfte Bewegungen. Sie haben nur ein paar Minuten Zeit - es wird dunkel.«
    Valentine übernahm das Steuer. Das Flugzeug schwankte ein wenig und richtete sich wieder aus.
    »Sie haben ein gutes Händchen dafür, Argent«, sagte Starguide.
    »Ich wette, das sagen Sie all Ihren Schülern«, gab Valentine zurück.
    »Alter! Über so etwas mache ich keine Scherze. Wer will sich schon den Ruf eines Traumtänzers einhandeln? Piloten leben in einer Machokultur.«
    Nach dem Hochgefühl der nächtlichen Landung, bei der die Landebahnbeleuchtung Geschwindigkeitsgefühl und Perspektive veränderte, bis sie mit einem unendlich sanften Ruck aufgesetzt hatten, erledigte Starguide Papierkram. Danach fuhr er mit Valentine in einem Bus mit kaputter Federung Richtung Yuma. Sie hielten weit vor der Stadt vor einem riesigen, aus Holz erbauten Restaurant, wo Hornbreed zusah, wie einige Musiker ihren Auftritt vorbereiteten. Eine zierliche Frau mit karamellfarbenem Teint, deren Wangenknochen und Unterkiefer sich so scharf abzeichneten, dass sie an einen Jagdpfeil erinnerten, saß neben Hornbreed. Ihre Hand lag auf seinem Arm, liebend, aber nicht demonstrativ.
    »Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte Starguide.
    »Noch keine Spur von ihnen«, sagte Hornbreed. »Vielleicht überspringen sie uns und kümmern sich stattdessen um das verrückte Pack da draußen.«
    Starguide sagte nichts, aber das musste er auch nicht. Sein Gesicht sagte deutlich: »Das möchte ich erleben.«
    Valentine schaute sich um. Ein großer, U-förmiger Raum mit Pfeilern, wo, wie Valentine annahm, einmal Trennwände gewesen waren, umgab den Tresen. Auf der einen Seite führte eine Tür zur Küche, auf der anderen ging es
zu den Toiletten. Über einer Treppe an der Seite hing ein neonblauer Zickzackpfeil, der nach oben zeigte. Unter dem Pfeil fand sich das legendäre WILD BLUE YONDER in wolkig-verschnörkelten Lettern.
    »Willkommen im Mezcal«, sagte Hornbreed und zog einen Stuhl an einen Tisch heran, von dem aus man freie Sicht auf die Band hatte. »Der beste Schnaps und die beste Musik zwischen den L. A. Slimepits und Austin Holdout. Das ist meine Frau Louisa.«
    »Ich bin Ihnen auch sehr dankbar«, sagte die karamellhäutige Frau mit sonderbar nasaler Aussprache.
    »Das ist der Klang der Oberschicht von Kalifornien«, verkündete Hornbreed. »Aber sie hat sich in einen tollkühnen Flieger verliebt und ist zu mir in die Einöde gezogen.«
    »Genau wie im Film«, stimmte Louisa zu.
    Hornbreed küsste sie auf die Schläfe. Eine Kellnerin kam auf sie zu. »Kann ich Ihnen einen ausgeben?«
    »Was immer Sie haben.«
    »Das ist Milch. Ich trinke keinen Alkohol.«
    »Dann Milch«, sagte Valentine.
    »Mich laust der Affe, noch so einer«, sagte Starguide. »Hey, der braucht noch Flügel.«
    Starguide ging zum Tresen und riss ein Stück Plastik von einem Haken. Er kam zurück, als Milch und Drinks gerade serviert wurden, setzte Valentine das Plastikding auf den Kopf und fixierte es mit einem Gummi unter seinem Kinn. Es war ein mit Sprühlack versilberter Kinderhut mit Flügeln, die vor und zurück wackelten.
    Drei Männer in Lederjacken, die am Ende des Tresens

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