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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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erreichen.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Herr Professor«, pflichtete Watson ihm bei, »wir würden mit einer mehr oder weniger getreuen Kopie nachhinken, und die anderen könnten den Ruhm für sich beanspruchen, die wahren Pioniere des Raketenfluges zu sein.«
    »So ist es«, fiel ihm O’Neils lebhaft ins Wort, »und wenn wir das vermeiden wollen, müssen wir etwas grundsätzlich Neues und Besseres bringen. Sehen Sie sich die deutschen und japanischen Zeichnungen an. Sie ähneln einander augenfällig. Sowohl Hidetawa als auch Grabbe haben für ihre Raketen die Granatenform gewählt.«
    »Es mag das Nächstliegende gewesen sein«, warf Watson ein.
    »Aber deswegen noch nicht das Richtige«, fuhr O’Neils fort. »Diese Form mag zweckmäßig sein, wenn jemand eine Reise zum Mond vorhat und sich senkrecht von der Erdoberfläche entfernen will, aber für Flüge in horizontaler Richtung scheint sie mir weniger geeignet zu sein. Ich will einmal annehmen, daß Hidetawa mit seinem Bau zuerst fertig wird und mit einem unvermuteten Besuch in Gorla überraschen will. Das würde einen horizontalen Flug von neuntausend Kilometer bedeuten. Wie soll er das machen? Um die Treibkraft voll auszunutzen, müßte er seine Granate langlegen, müßte sich während des Fluges selber auf den Bauch legen. Eine lächerliche Situation, Watson! Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie er’s sonst machen sollte?«
    Watson versuchte Gründe zugunsten der Granatenform vorzubringen, denn im geheimen dachte er ungefähr ebenso wie sein Kollege Hegemüller. Senkrecht emporsteigen! ... Weit und immer weiter fort von der Erde! Hinaus in den unbekannten Weltraum! Eine Reise zum Mond! Warum nicht! Wer sie zuerst ausführte, den Erdtrabanten umsegelte und glücklich wieder heimkam, dessen Name würde unsterblich werden. Watson hütete sich, diese Gedanken gegen O’Neils laut werden zu lassen, doch sie veranlaßten ihn, immer wieder zugunsten der Granatenform zu sprechen, bis der Professor alle Einwände beiseite schob.
    »Nein, Watson«, sagte er mit Entschiedenheit, »wir werden das anders machen, wir werden auf das Vorbild zurückgehen, das uns der alte Luftschiffer Graf Zeppelin gegeben hat. Wir wollen unserer Rakete dieselbe Form geben, die er für seine Schiffe wählte ...«
    Watson erschrak vor der neuen Idee. Wie abwehrend streckte er beide Hände gegen O’Neils hin, während er wieder das Wort nahm.
    »Einen Raketenzeppelin, Herr Professor O’Neils? Ein Bauwerk nach dem Muster jener alten Riesenzigarren? Welchen Umfang soll es bekommen? Soll es etwa auch zehntausend oder gar hunderttausend Kubikmeter groß werden?«
    O’Neils schüttelte den Kopf. »Mißverstehen Sie mich nicht, Watson. Ich sprach nur von der Form, über die Größe wurde noch nichts gesagt. Doch das ist sicher, daß wir unsere Rakete um ein gutes Stück größer bauen werden. Wir wollen Platz in unserer Maschine haben. Steuerraum und Passagierraum müssen getrennt werden. Alle Bequemlichkeiten müssen für die Mitreisenden vorhanden sein, Stühle, Bänke, Tische ...«
    »Vielleicht auch noch eine Bar oder ein Restaurant?« fragte Watson ein wenig sarkastisch.
    »Später auch das!« griff Professor O’Neils die Frage auf. »Einstweilen ist das noch nicht notwendig, aber mit etwas mehr Komfort als die Herren Grabbe und Hidetawa wollen wir doch schon in unserer ersten Rakete reisen. Die Lufterneuerung in den Maschinen von Gorla und Tokio läßt noch zu wünschen übrig. Wir werden sie verbessern müssen. Im Steuerraum werden alle Hebel und Instrumente auf einer bequem übersichtlichen Kommandotafel vereinigt werden müssen.«
    Professor O’Neils geriet immer stärker ins Feuer, je weiter er seine Idee entwickelte. Jetzt sprang er auf, fuhr sich mit beiden Händen in das Haupthaar und begann hin und her zu gehen, während er fortfuhr:
    »Es wird Arbeit geben, rasend viel Arbeit, Watson, alle diese Einzelheiten müssen auf dem Papier sorgfältig durchkonstruiert werden, bevor wir den ersten Hammerschlag tun dürfen. Vergessen Sie die Hauptsache nicht. Ich kann sie Ihnen nur immer wieder und wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Wir kommen später als die andern, darum müssen wir etwas ganz Überragendes herausbringen.«
    Mit diesen Ausführungen hatte O’Neils in großen Zügen das Arbeitsprogramm für die nächste Zeit aufgestellt. In weiteren Sitzungen wurden die Einzelheiten festgelegt, und dann begann ein Planen und Konstruieren, das Wochen hindurch einen Stab von

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