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Flug ins Feuer

Flug ins Feuer

Titel: Flug ins Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shalvis Jill
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daran denken...«
    »Ich weiß«, sagte Brody liebevoll. » Ich weiß. Und ich weiß auch, dass sich deine sozialen Kontakte im vergangenen Jahr darauf beschränkt haben, den Kassierer bei McDonald’s um eine größere Portion Pommes frites zu bitten, aber das wird sich jetzt ändern. Es muss sich ändern. Was passiert ist, war nicht deine Schuld. Hör auf, so zu tun, als wäre es das.« Er winkte ihm kurz zu und ging weg – und ließ Griffin wieder allein, so, wie zu leben er sich entschieden hatte.
    Es ging immer um Entscheidungen, dachte Griffin. Sogar jetzt konnte er sich für das Alleinsein entscheiden.

    Aber für wie lange?
    Früher hatten er und Brody alles geteilt – das Gute, das Schlechte und das Hässliche wie in »Zwei glorreiche Halunken«. Und er wusste, dass aufgrund des Stolzes der Familie Moore keiner von ihnen je einer Herausforderung ausgewichen war oder eine leere Drohung ausgesprochen hatte.
    Griffin hatte gerade erst erlebt, wie entschlossen Brody war, und er kannte seinen Bruder gut. Brody würde Mom mit dem ersten Flieger hierher schaffen. Wenn nötig, würde Phyllis Moore die zweitausend Meilen auch zu Fuß gehen. Sie würde ihm nicht von der Seite weichen, sie würde ihn anherrschen, sie würde ihm ständig in den Ohren liegen. Sie würde ihn fest in die Arme schließen, sie würde ihm so viel Liebe anbieten...
    Nein. Herrgott, nein.
    Er könnte es nicht ertragen, er könnte es einfach nicht. Allein der Gedanke an sie, an seinen Dad, an jeden seiner Freunde, von denen er bezweifelte, dass er sie noch hatte, schnürte ihm die Kehle zu.
    Er könnte weglaufen. Diesmal vielleicht auf die Bahamas, obgleich er San Diego vermissen würde, wo es leicht gewesen war, sich einfach treiben zu lassen, sich zu verlieren.
    Untätig sah er seinem Bruder hinterher. Brodys Schultern waren gestrafft, sein Gang, ja alles an ihm strahlte Selbstsicherheit und Entschlossenheit aus.
    Nein, die Bahamas wären nicht weit genug entfernt. Kein Ort auf der Welt wäre weit genug.
    » Mist .« Er hob einen letzten Stein auf. Schleuderte ihn in den Ozean. Resigniert fand er sich mit dem Kommenden ab.
    Was auch immer es wäre.

1
    Nichts ging für Lyndie Anderson über den Aufenthalt im Cockpit. Mit dem Wind unter den Flügeln und dem randvoll gefüllten Tank ihrer Cessna konnte ihr der Rest der Welt getrost gestohlen bleiben.
    Nicht dass die Welt Notiz davon nähme. Sie könnte von diesem Planeten verschwinden, ohne dass es irgendjemandem groß auffiele.
    So war es ihr am liebsten.
    Keine Bindungen , hatte ihr Großvater ihr immer eingeschärft. Bindungen behindern. Bindungen beschneiden die persönliche Freiheit.
    Lyndie wusste nicht, ob es zutraf oder nicht, da ihre letzte persönliche Bindung – ihr Großvater, Berufssoldat mit Leib und Seele – jetzt auch gestorben war.
    Zeig’s ihnen.
    Das war sein Motto gewesen, sein Mantra, was er ihr seit dem ersten Tag im Kindergarten eingeimpft hatte, als sie davor gestanden und am ganzen Leib gezittert hatte.
    Nichts hatte er mehr geliebt, als wenn sie es für ihn wiederholt hatte. Als Fünfjährige hatte sie die Militär-Elementarschule und die anderen kleinen Mädchen in ihren hübschen Kleidchen und glänzenden Schühchen und Schleifchen aus den Augenwinkeln beäugt. Sie alle tanzten förmlich fröhlich durch die Eingangstür, kaum dass sie ihren weinenden Müttern auch nur einen Abschiedsblick schenkten,
während die in einen Tarnanzug gekleidete Lyndie sich plötzlich am liebsten an den Mann geklammert hätte, an den zu klammern sich noch kein Mensch getraut hatte.
    »Zeig’s ihnen«, wiederholte sie leise.
    »Was?« Ihr Großvater hatte die Hand hinters Ohr gelegt und die Stirn gerunzelt. »Ich habe nichts verstanden, warum flüsterst du denn so? Sprich lauter, Mädchen.«
    »Zeig’s ihnen, Sir !« Sie hatte das Kinn gereckt und salutiert, wobei sie die Mütter wahrnahm, die zu ihr hinübersahen, zweifellos entsetzt über das primitiv aussehende kleine Mädchen mit der ungehobelten Ausdrucksweise.
    Ihr eigener gesellschaftlicher Status war an jenem inzwischen lange zurückliegenden Tag begründet worden, aber ihr Großvater hatte den Kopf zurückgeworfen und dröhnend gelacht, als handelte es sich dabei um ihre ganz persönliche kleine Lachnummer.
    Und das war es ja auch. Sie hatte zwei Jahre zuvor ihre Eltern bei einem Autounfall verloren, und als sie in den Kindergarten kam, waren ihre Erinnerungen an sie bereits verblasst. Nur wenige hatten sich getraut, ihrem

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