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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dickey
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dem Wasser: sie war an einigen Stellen zerschnitten, zerkratzt und verschrammt, aber nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Ein Schnitt zog sich quer über die ganze Handfläche, war aber nicht tief – nur ein langer Schlitz.
    Ich ließ mich weitertreiben und versuchte, mich zu erholen, damit ich darüber nachdenken konnte, was nun zu tun war. Schließlich machte ich ein paar matte Schwimmbewegungen und sah mich nach den anderen um. Mein Körper war schwer, und jetzt, da die gewaltige Kraft des tosenden und strudelnden Wassers ihm nicht mehr vorschrieb, was er zu tun hatte, vermochte ich ihn kaum noch zu bewegen. Weder flußaufwärts noch flußabwärts war einer von den anderen zu sehen. Ich beobachtete die Stromschnellen hinter mir, denn ich glaubte jetzt, daß ich die anderen überholt hatte. Es gab sicherlich genügend Stellen, an denen das Wasser sich teilte und sich auf verschiedene Weise zwischen den Felsen Bahn brach. Vermutlich waren alle drei noch dort hinten, tot oder lebendig.
    Während ich darüber nachdachte, tauchte Bobby in den Stromschnellen auf, rollte über das glitschige Gestein und landete dann auf dem Bauch im ruhigen Wasser. Ich wies auf das Ufer, und er begann, sich kraftlos dorthin zu bewegen. Ich tat es auch.
    »Wo ist Lewis?« brüllte ich.
    Er schüttelte den Kopf, und ich hörte auf zu schwimmen. Ich wartete in der Flußmitte. Nach einer oder zwei Minuten erschien Lewis, gekrümmt und offenbar völlig zerschlagen. In der einen Hand hielt er noch sein Paddel, und die andere lag auf seinem Gesicht, wie um etwas Unerträgliches zu verbergen. Ich schwamm zu ihm in das kalte, wirbelnde Wasser unterhalb der Stromschnellen. Er drehte und wälzte sich sinnlos, als habe ihn etwas gepackt, das mich verschonte, etwas, das nicht vorhanden zu sein schien.
    »Lewis«, sagte ich.
    »Mein Bein ist gebrochen«, stöhnte er. »Es tut weh, als ob es abgebrochen wäre.«
    Das Wasser, in dem wir waren, blieb ruhig.
    »Halt dich an mir fest«, sagte ich.
    Er ließ die freie Hand durchs Wasser gleiten und griff mit den Fingern in den Kragen meiner Nylonkombination, und ich schwamm quer durch den Fluß auf die großen Steinplatten unterhalb des überhängenden Kliffs zu. Die Dunkelheit zog sich um uns zusammen, während ich mit Lewis’ lähmendem Gewicht an meiner Kehle durch das Wasser kraulte. Von hier aus sah das Kliff wie die überdimensionale Leinwand eines Autokinos aus, die auf den Beginn eines großen Filmdramas wartet. Ich lauschte unwillkürlich nach der Zwischenmusik und sah hin und wieder an der blassen, geschwungenen Steinwand hinauf, ob dort nicht die stupende Erscheinung von Victor Mature auftauchen würde, und ich fragte mich, von welcher Seite her er auftreten würde oder ob der Film nicht schon längst lief und ich es nur nicht fertigbrachte, mir das Nötige zusammenzureimen.
    Als wir uns der Felswand näherten, sah ich verstreute Gesteinsbrocken und einen winzigen Sandstrand, wo wir an Land gehen konnten. Bobby war schon da, auch er ein Felsen. Ich gab ihm ein Zeichen; er raffte sich auf, kam an den Rand des Wassers und wußte nicht, was er mit den Händen anfangen sollte. Schließlich streckte er mir die Hand hin, und ich zog uns heraus. Lewis humpelte mühselig auf einen großen, stillen Stein zu, brach unterwegs zusammen, stand auf und brach wieder zusammen. Der Felsen war noch warm von den letzten Sonnenstrahlen, die den Fluß vor kurzem überquert hatten, und bot ihm einen bequemen Platz. Ich drehte ihn auf den Rücken, während er die Hand noch immer über das Gesicht hielt.
    »Drew ist erschossen worden«, sagte Lewis und bewegte dabei kaum die Lippen. »Ich hab ihn gesehen, er ist tot.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, sagte ich, aber im Grunde fürchtete ich, daß er recht hatte. »Irgendwas ist ihm jedenfalls zugestoßen. Aber ich weiß nicht, was. Ich weiß nicht, was.«
    »Runter mit den Hosen«, sagte ich zu Bobby.
    Er starrte mich an.
    »Verdammt noch mal, das soll keine Anspielung sein«, sagte ich. »Wir sind jetzt in einer neuen Klemme, mein Lieber. Zieh Lewis die Hose aus, und sieh zu, ob du feststellen kannst, wie schlimm er verletzt ist. Ich muß versuchen, das verdammte Kanu zu erwischen, sonst können wir für immer hierbleiben.«
    Ich wandte mich wieder dem Fluß zu. Ich watete hinein und fühlte, wie die Möglichkeit, daß ich einen Gewehrschuß verpaßt bekam, mit dem letzten Tageslicht schwand. Ich bewegte mich mit der Gewandtheit eines Tiers in den Fluß

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