Fly Me To The Moon - In seinem Bann 1: Erotischer Liebesroman (German Edition)
Teil so kurz wie möglich zu halten und die genauen Daten zu Leben und Werken lediglich im Hand-Out anzugeben. Außerdem gab ich ihnen noch ein paar Tipps zur Powerpoint-Präsentation und einige Literaturhinweise.
Nachdem ich ihre Fragen hinlänglich beantwortet hatte, verabschiedete sich Laura wegen eines nachfolgenden Seminars. Carola und Kristin blieben noch sitzen, obwohl ich gern einfach noch ein paar Minuten das Gesicht in die Sonne gehalten und meinen Gedanken nachgehangen hätte.
Die Terrasse mit ihrer edlen Teakholz-Bestuhlung war an diesem frühen Mai-Nachmittag bereits gut besucht und alle schienen das schöne Wetter nach einer recht verregneten Woche zu genießen.
Die beiden Damen am Nebentisch unterhielten sich auf Italienisch, während die Männer hinter mir ein gepflegtes British English sprachen und die vier älteren Frauen zwei Tische weiter genauso babbelten wie meine Oma. Genau das liebte ich an Frankfurt.
Irgendwann kam das Gespräch über Paul McCarthy zum Erliegen und ich hoffte, dass mich die beiden Mädchen nun allein lassen würden. Das taten sie aber nicht.
»Was sind das eigentlich für Leute, die ein ganzes Museum spenden, Frau Dr. Lauenstein?« fragte Carola.
Ich nippte an meinem Cappuccino.
»Unglaublich reiche Leute«, gab ich einsilbig zur Antwort. Ich hatte keine Lust, mich nun auf das nächste Thema einzulassen.
»Reich und sozial«, ergänzte Kristin.
»Ja, auch das«, brummte ich. »Allerdings muss man zwischen Spenden und Leihgaben unterscheiden. Zunächst einmal handelt es sich bei der Sammlung Reed um eine auf zehn Jahre begrenzte Dauerleihgabe an die Stadt Frankfurt.«
»Wissen Sie etwas über die Stifter?« fragte Carola weiter.
Ich lächelte.
»Der Name Reed dürfte eigentlich auch Ihnen etwas sagen, Carola. Oder kennen Sie die gleichnamige Hotelkette nicht?«
Die Mädchen machten große Augen.
»Aber ich dachte, das wäre eine englische Kette«, gab Kristin zu bedenken.
»Stimmt. Aber soviel ich weiß, war die Mutter des jetzigen Konzernchefs Frankfurterin. Die Villa in dieser exponierten Lage war bereits in Familienbesitz. Und vor einigen Jahren hat der Erbe in seiner grenzenlosen Großzügigkeit entschieden, die bis dahin unzugängliche Privatsammlung in eine Stiftung zu überführen und das Museum für phantastische Kunst in der Heimatstadt seiner Mutter zu eröffnen.«
»Aber das ist doch super! Warum klingen Sie dabei so kritisch, Frau Dr. Lauenstein?«
»Natürlich ist das für Frankfurt ein riesiger Gewinn, für den wir sehr dankbar sein müssen. Und selbstverständlich ist es wunderbar, dass diese Werke von Weltrang nun endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, statt auf Nimmerwiedersehen im Wohnzimmer irgendeines Oligarchen oder Scheichs zu verschwinden. Aber genau dort waren auch diese Kunstwerke über Jahrzehnte hinweg und wie viele sich noch immer in den Villen und Luxus-Appartements des werten Herrn Reed türmen, wissen wir natürlich auch nicht. Außerdem besetzt Mr. Reed auf unbegrenzte Zeit den Posten des Museumsdirektors und Künstlerischen Leiters, obwohl seine eigentliche Profession das Immobiliengeschäft ist. Ein Hotelier und Playboy, der laut Presse ständig um die Welt jettet, aber nie eine kunstwissenschaftliche Vorlesung besucht hat und kaum drei Tage im Jahr in der Stadt verbringt, in der sein Museum steht – das finde ich doch schon recht abenteuerlich und anmaßend.«
Unser Gespräch über den Londoner Hotelmagnaten Reed, der sich ein Museum als Spielzeug hält, führte uns auch noch zu einem kurzen Exkurs zur aktuellen Diskussion über Steueroasen und Heuschreckenkapitalismus, doch mein wiederholter Blick auf die Uhr und ein Wink zur Kellnerin signalisierte endlich auch meinen beiden hartnäckigen Tischpartnerinnen, dass es an der Zeit war, aufzubrechen.
Ich hatte kein großes Interesse daran, auch noch auf dem Heimweg von Kristin und Carola in Beschlag genommen zu werden. Also war ich froh, dass die Kellnerin mit der Rechnung noch auf sich warten ließ und ich die beiden Mädchen endlich durch das große Tor verschwinden sah.
Auch die beiden Herren in meinem Rücken schienen sich voneinander zu verabschieden und kurz darauf hatte ich Gelegenheit, zu beobachten, dass es sich um den attraktiven Mann aus der Ausstellung und seinen asiatischen Geschäftspartner handelte, den er bis zum Tor begleitete, um dann kehrt zu machen und auf die Café-Terrasse zurückzukehren.
»Darf ich mich einen Augenblick zu Ihnen
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