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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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die grölend nach Hause wankten. Von irgendwoher kam leise Musik. Ich dachte an Kristas Worte. Neues Opfer? War ich ein Opfer?
    Ich schmiss mich aufs Bett und schaltete den Fernseher ein. Mein Vater konnte früher stundenlang vor dem Fernseher sitzen und durch die Programme skippen und einem anschließend hundert Geschichten erzählen. Er ist ein Fernsehfreak. Marie hasst das und als er wegging, schmiss sie den Fernseher sofort auf den Sperrmüll und schaffte nie wieder einen neuen an. Es war seltsam, nun genauso wie mein Vater durch die Programme zu zappen. Das hatte ich offenbar von ihm geerbt.
    Am nächsten Morgen duschte ich und fuhr nach unten. Der Frühstücksraum erstreckte sich über zwei aneinander grenzende Räume. An der einen Seite war ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Ich sah mich kurz um und entdeckte an einem der Tische Karl und Denis, die mir zuwinkten. Sie waren gestern beide später angekommen. Es war kurz vor halb acht, aber ich entdeckte weder Lasse noch Krista. Vermutlich ließen sie das Frühstück einfach aus. Ich holte mir einen Tee und ging zu Karl und Denis.
    »Wieso hängt ihr hier zusammen rum, ihr seid doch jetzt freie Menschen, oder habt ihr euch ein Doppelzimmer genommen?«
    Karl grinste. »Ganz schön frech, Moon. Die freien Tage haben dir gar nicht gut getan.«
    »Muss det Pärchen immer streiten? Nehmt euch doch nen Zimmer!«, sagte Denis trocken.
    »Wir sind kein Paar, wir sind Freunde«, sagte Karl matt, als Krista den Raum betrat. Sie unterhielt sich mit David und ging dann, ohne sich umzusehen, wieder mit ihm nach draußen. Karl folgte ihr mit wunden Blicken.
    Denis, Karl und ich fuhren etwas später mit Peer zum Set. Es sollte den ganzen Tag in der Fußgängerzone gedreht werden. Die erste Szene spielte in einer Boutique, wo Krista und ich uns Kleider klauen würden, während Lasse die Verkäuferin erst ablenken und dann bedrohen sollte, wenn sie bemerkte, dass sie bestohlen wurde. Der Drehort in der Fußgängerzone war schon abgesperrt.
    »Kiekt euch die müden Komparsen an!«, sagte Denis und zeigte auf eine Gruppe von Leuten, die vermutlich Laufpublikum spielen sollten. Sie standen bei Gero, der ihnen Anweisungen gab. Auch einige Schaulustige, die mit ihren Hunden die erste Runde drehten, blieben stehen. Mir war es nicht sehr angenehm, hier mitten in der Einkaufszone zu drehen, denn obwohl alles abgesperrt war, konnte uns jeder beobachten. Ich sprang aus dem Wagen und sah mich um. Überall liefen Leute mit Stativen, großen Strahlern und Kabeltrommeln durch die Gegend. Krista entdeckte mich und kam auf mich zu.
    »He, müde?«
    »Todmüde. Wo ziehen wir uns um?«
    Krista zeigte zu einem der Wohnmobile.
    »Ich zeig´s dir. Wir beide teilen uns den Wagen. Das Maskenmobil steht gleich dahinter.«
    Wir überquerten die Straße. Als wir in das Wohnmobil einstiegen, sah ich Lasse bei Benno am Cateringwagen stehen. Er trank einen Kaffee und scherzte mit Benno. Mein Herz stolperte sofort los. Ich ging schnell in das Wohnmobil, schloss die Tür und schielte nach draußen.
    »Ein letztes Mal die alten Heimklamotten!«, sagte Krista gut gelaunt und reichte mir eine zu stark gebleichte Jeans und ein grellgelbes T-Shirt.
    Nach der Maske gingen wir zusammen ans Set. Im Innern des Ladens waren die Ausstatter noch mit Umräumen beschäftigt und verwandelten ein eher konservatives Geschäft in einen flippigen Designershop. Silvia winkte uns zu sich. Zuerst wurde außen gedreht, in der ersten Einstellung gingen wir nur auf den Laden zu. In der Nähe standen nun schon eine Menge Schaulustige, hauptsächlich junge Frauen. Als Lasse ans Set kam, flüsterten sie aufgeregt und zeigten offen auf ihn. Er sah gut aus, mit wild zerzausten Haaren und in den Stiefeln, die er seit dem Ausbruch aus dem Heim trug. Als er mich sah, lächelte er kurz, versank dann aber wieder in der Konzentration, mit der er sich immer vorbereitete.
    Die Szene war simpel, aber Uli ließ uns trotzdem mehrmals proben, bevor er drehte und es war schließlich elf Uhr als die kleine Szene abgedreht war. Ich ging mit Krista zu Bennos Wagen und holte mir einen Tee und ein Brötchen. Ich ging absichtlich nicht zu Lasse, nicht nur, weil er ständig von Leuten umringt war, sondern auch, weil ich an Sophias und Kristas Worte dachte. Ich sollte vorsichtig sein. Doch kurze Zeit später kam er auf mich zu.
    »He, wie war es zu Hause?« Er sah mich fragend an.
    »Schön, verrückt, chaotisch.«
    Ich überlegte, ob ich ihm von meinem Vater

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