Fonds-Handbuch der Börse Frankfurt (German Edition)
gelten müssen, hängt auch vom Fondstyp ab.
Preise je nach Marktlage
Mit Hilfe eines Limit-Kontrollsystems überwachen die Spezialisten, ob die Aufträge der Anleger gegeneinander oder gegen das eigene Buch ausführbar sind. Fondspreise werden nicht nach Angebot und Nachfrage gestellt, wie es bei Aktien oder Anleihen der Fall ist, sondern anhand einer Referenz. Schließlich bleibt der Fondspreis während eines Handelstages nicht statisch, da sich die Werte im Portfolio während der Handelszeit durch das Marktgeschehen laufend verändern – und damit auch das Fondsvermögen. Deshalb kalkuliert der Spezialist kontinuierlich den aktuellen Wert des Papiers, das er betreut, und ermöglicht so überhaupt erst den permanenten Handel.
Die Grundlage für seine Kalkulation ist der Nettoinventarwert der KAG, der einmal am Tag veröffentlicht wird. Diesen Wert passt er mit Hilfe mathematischer Formeln an die untertägigen Kursbewegungen an, indem er die aktuellen Markteinflüsse und die jeweilige Bezugsgröße (die Benchmark eines Investmentfonds) berücksichtigt. Die historische Wechselbeziehung zwischen dem einzelnen Fonds und seiner Benchmark hilft dem Spezialisten dabei zu ermitteln, wie der Anteilspreis auf Änderungen seiner Bezugsgröße reagiert. Auf diese Weise errechnen die Spezialisten den jeweils gültigen Preis für einen Anteil.
Benchmark
Referenz- oder Vergleichswert, der herangezogen werden kann, um den Erfolg einer Anlage zu beurteilen. Meist sind Indizes die Benchmark, die für die Beurteilung der Performance von Aktien, Investmentfonds und Rentenanlagen verwendet werden.
Beispiel für eine Preisfeststellung durch Spezialisten
Der Investmentfonds GermanBest ist ein DAX®-naher Aktienfonds. Als Sicherheitskomponente investiert der Fonds 30 Prozent des Fondsvolumens in Zinspapiere wie stabile Bundesanleihen.
Die Investmentfondsgesellschaft setzt den Preis eines Fondsanteils am 22. März auf 50,50 Euro fest.
Am 23. März fallen die Aktienpreise nach Vorgaben aus Asien breitflächig. Der Leitindex DAX kann sich dem allgemeinen Trend nicht entziehen und sackt schon am Vormittag um 5 Prozent ab. Anleger wollen ihre Gelder retten und verkaufen.
Dazu stellt der Spezialist den Preis: Der Wert von 70 Prozent des Fondsanteils fällt um 5 Prozent, also von 35,35 Euro auf 33,58. Zuzüglich der stabilen 30 Prozent des Fondsanteils steht der Preis für einen Anteil des GermanBest aktuell nach Marktlage bei 48,73 Euro.
Vergleichen die Anleger in dieser Situation den Preis des Spezialisten und den der Investmentfondsgesellschaft, scheint der Börsenpreis zunächst unattraktiver.
Die Investmentgesellschaft rechnet den Verkaufsauftrag jedoch erst am nächsten Tag ab. Bei fallenden Kursen wird der Kurs des Fonds dann auch bei direktem Verkauf entsprechend niedriger sein.
Problem Forward-Pricing
Das Beispiel oben zeigt: Der direkte Vergleich der laufend aktualisierten Börsenpreise im Fondshandel mit Preisen, die Fondsgesellschaften nur einmal täglich stellen, ist irreführend.
Die Preise der Spezialisten auf dem Parkett sind immer aktuell. Spezialisten nennen Anlegern jeweils den Betrag, zu dem diese genau zu diesem Zeitpunkt tatsächlich kaufen oder verkaufen können. Orders werden schließlich in nur wenigen Sekunden und damit sehr schnell ausgeführt.
Gehen Anleger allerdings den Weg über Hausbank oder Investmentfondsgesellschaften, kennen sie nur den Tagesschlusskurs des Vortages, der häufig mit dem Datum des folgenden Tages veröffentlicht wird. In einem steigenden Markt scheint der aktuelle Börsenpreis höher zu sein – über die Börse zu kaufen wirkt deshalb wie ein schlechtes Geschäft. In einem fallenden Markt scheint der Börsenpreis niedriger zu sein, was auf den ersten Blick gegen einen Verkauf über die Börse spricht. Beide Eindrücke täuschen: Tatsächlich wird natürlich auch der Preis der KAG durch die Marktlage sinken bzw. steigen – der Anleger erfährt es aber erst später und erlebt ggf. eine unangenehme Überraschung. Ein klarer Vorteil also des Fondshandels über die Börse: Der Anleger ist aktuell am Marktgeschehen beteiligt.
Forward-Pricing
Das Kapitalanlagegesetz schreibt nicht vor, wie der Rücknahmepreis eines Investmentfonds festzulegen ist. Es legt aber in § 21 (Abs. 2 bis 4) fest, dass die Preisermittlung verbindlich sein muss.
In der Investmentfondsbranche ist mittlerweile das Forward-Pricing üblich; es ist der international angewandte Standard für die tägliche
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