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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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amerikanischen Pass ab und untersuchte ihn. Eine Seite hob er sogar ins Licht, um nach dem Wasserzeichen zu schauen. »Was transportiert ihr?«
    Wei-Dong wartete, bis Wing übersetzt hatte.
    »Muster«, sagte er. »Für Kleidungsstücke.«
    Er öffnete den Karton zu seinen Füßen und nahm ein gefaltetes T-Shirt heraus. Darauf stand in großen chinesischen Zeichen: »Ich bin blöd genug, dieses T-Shirt für cool zu halten.« Jie hatte es von einem der letzten tapferen Straßenhändler in der Nähe des Bahnhofs gekauft. Der Polizist grunzte. »Weiß er denn, was da draufsteht?«, fragte er.
    Wing nickte. »Aber andere Amerikaner nicht. Wenn es ihnen gefällt, bestellen sie bei uns zwanzigtausend davon!« Er lachte, und kurz darauf stimmten der Polizist und die Wache mit ein. Der Polizist klopfte Wei-Dong auf die Schulter, und Wei-Dong rang sich ebenfalls ein Lachen ab.
    »Okay«, sagte der Cop und gab ihm seine Papiere zurück. Die Wache wies ihnen den Weg. »Auf dem Rückweg müsst ihr aber das nördliche Tor nehmen. Wir machen hier in einer halben Stunde Feierabend.«
    Wing übersetzte. Er ging richtig auf in seiner Rolle, und Wei-Dong war geistesgegenwärtig genug, so zu tun, als hörte er aufmerksam zu. Aber eigentlich wippte er nur krampfhaft auf den Fersen, um nicht zusammenzuklappen. Er hatte kaum geschlafen und fast nichts im Magen.
    Während sie schweigend zum Container marschierten, schaffte Wei-Dong es, nur ein einziges Mal einen Blick über die Schulter zu riskieren. Jie drohte ihm mit dem Finger, als sie ihn dabei erwischte. Er lächelte schwach und sah wieder nach vorn.
    Der Container war genauso, wie er ihn verlassen hatte, und die Schlüssel passten reibungslos ins Vorhängeschloss. Seine vier Gäste staunten nicht schlecht, als sie die ausgeklügelte Inneneinrichtung sahen. Sofort machten sie sich daran, die Vorräte zu verstauen.
    »Drei Nächte, hm?«, fragte Jie, als er die Tür hinter ihnen schloss.
    »Nachdem sie uns verladen haben.«
    »Und wann werden sie das tun?«
    Er seufzte. »Um das rauszufinden, muss ich erst meine Mutter anrufen.« Er zückte sein Handy, und Jie reichte ihm ihre letzte SIM - und eine Prepaidkarte.
    Diesmal bekamen Schwester Nor, Justbob und der Mächtige Krang keine Warnung. Die drei kleinen Gauner, die von dem Besitzer einer großen Goldbörse in Dongguan angeheuert worden waren, gingen heimlich und zielsicher ans Werk. Sie verfolgten Justbob von einem malaysischen Satay-Restaurant, das sie öfters besuchte, bis zu ihrem aktuellen Versteck, das sich über einem Massagestudio in der Changi Road befand. Von dort konnten sich die Webblys in das WLAN -Netz eines nahen Stundenhotels einwählen. Geduldig warteten die Männer, bis alle Lichter im Versteck erloschen waren.
    Dann verschlossen sie systematisch jeden Ausgang mit Fahrradschlössern. Es war fast fünf Uhr morgens, und die wenigen Passanten zollten ihnen keine große Aufmerksamkeit. Sobald sie alle Türen verriegelt hatten, warfen sie Brandbomben durch die Fenster im Erdgeschoss. Sie warteten noch eine Weile, bis sie sicher waren, dass das Feuer auch schön brannte, dann stiegen sie in zwei Autos, die sie um die Ecke geparkt hatten, und rasten davon. Am nächsten Morgen waren sie schon in Kuala Lumpur und kehrten die nächsten acht Monate auch nicht nach Singapur zurück, während sie sich vom Geld des Mannes in Dongguan ein schönes Leben machten.
    Schwester Nor war die Erste, die erwachte, als in kurzem Abstand die drei Fenster eingeworfen wurden. Einen Moment später roch sie den Rauch und das Benzin und begann, so laut sie konnte »Feuer! Feuer!« zu rufen, so wie sie es schon tausendmal geträumt hatte.
    Justbob und der Mächtige Krang waren sofort auf den Beinen. Justbob rannte zur Treppe und lief sie fast bis zum Massagestudio hinunter, ehe die Flammen sie wieder nach oben zwangen. Der Mächtige Krang schlug mit einem Stuhl das Fenster ein – es war mit Farbe überstrichen – und lehnte sich weit genug heraus, um das Schloss unten an der Tür zu entdecken. Atemlos rannte er zu Schwester Nor und erstattete, so ruhig es ging, Bericht. Nor hatte bereits die Laufwerke eingesammelt und drückte sie ihm in die Hand. Dann hörte sie sich an, was Justbob zum Treppenhaus zu sagen hatte, und nickte.
    Sie konnten die Schreie von unten hören, als die Mädchen im Massagestudio ebenfalls die Fenster einschlugen und um Hilfe riefen. Eines der Mädchen kletterte, Beine voran, durch eines der hohen, schmalen Fenster und

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