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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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gelegt wurde.

***
    Der Mensch hat das Bedürfnis nach Sicherheit. Er strebt danach, beherrscht zu werden.
    Doch wer soll sich dieser Schwäche annehmen?
    Wer hat die Kraft, diese Verantwortung zu tragen?
    Selbstverständlich ein Individuum, das den restlichen Vertretern seiner Art überlegen ist, das fähig ist, den Menschen seinen Willen aufzuzwingen, sie in eine bestimmte Richtung zu drängen, das die eigenen Ziele durchsetzt und Widerstände niederschlägt.
    Die Ausübung von Macht ist ein dynamischer Prozess, der niemals ein Ende findet.
    Ich bin bereit, mich meiner Bestimmung zu stellen.

2
    Unangenehm
    Der nächste Morgen beginnt mit purem Stress, denn ich erwache eine halbe Stunde später als sonst. Scheinbar habe ich vergessen, meinen Wecker zu stellen.
    Schnell bürste ich mein schulterlanges, dunkelblondes Haar, sodass es nicht mehr verknotet aussieht, und fasse es zu einem Pferdeschwanz zusammen. Anschließend tausche ich den Schlafanzug gegen Jeans und T-Shirt, dazu schlüpfe ich in meine neuen Chucks. Während ich die Schnürsenkel des zweiten Schuhs binde, hüpfe ich auf einem Bein ins Bad, putze mir schnell die Zähne und betone meine blaugrünen Augen mit ein wenig Make-Up. Das muss reichen, auch wenn ich mir am liebsten eine Papiertüte über den Kopf stülpen würde. Der Spiegel zeigt unbarmherzig die Spuren einer unruhigen Nacht. Statt schnell einzuschlafen, habe ich mich im Bett herumgewälzt und mir Gedanken gemacht, mit welchem coolen Spruch ich Jan kundtun könnte, dass mir der Vorfall mit der Kaffeetasse keineswegs peinlich ist. Verschiedene mehr oder weniger witzige Wortspiele sind mir eingefallen:
    Glück gehabt, dass sie mich nicht für die krasse Tasse zur Kasse gebeten haben. - Hihi, da habe ich wohl eine fliegende Untertasse erschaffen. - War das nicht ganz fantassetisch gestern?
    Bei Tageslicht betrachtet, erscheinen mir diese kreativen Ideen nicht mehr ganz so gut, aber ich kann sie ja im Hinterkopf behalten. Wahrscheinlich erinnert er sich gar nicht mehr an den Vorfall. Wer weiß, ob er sich überhaupt bewusst ist, dass ich auf seine Schule gehe. Jüngere Schüler sehen für die älteren alle gleich aus. Das kann ich aus Erfahrung sagen. Nachdem ich mir also selbst glaubwürdig versichern kann, dass die Gegebenheit nur mir, nicht aber ihm, im Gedächtnis geblieben ist, wage ich mich auf den Weg zur Schule.
    Die ersten beiden Stunden verlaufen ereignislos. Aufgrund meiner Fähigkeit zur Improvisation nimmt mir meine Deutschlehrerin ab, dass ich die Hausaufgabe »mündlich« gemacht habe. Je näher die Pause rückt, desto aufgeregter werde ich. Sämtliches gutes Zureden à la »Hannah, diese Unruhe ist lächerlich. Er wird dir nicht über den Weg laufen!« hilft kaum. Ich verbringe die Pause im Panik-Modus, drehe mich ständig um und werfe solange wilde Blicke in die Gegend, bis mich Viv fragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte. Großartiger Witz.
    Natürlich taucht Jan nicht auf, weder in der zweiten Pause, noch als ich nach Unterrichtsschluss das Schulgelände verlasse.
    Zu Hause angekommen stelle ich mir die Reste vom gestrigen Abendessen in die Mikrowelle. Während ich ungeduldig auf die langsam rotierenden Käsespätzle im Innern des Geräts blicke, sinniere ich über Zeitphänomene. Wenn es nur zwei Minuten bis zur Abfahrt des Busses sind, verfliegen diese in Sekundenschnelle. Wartet man jedoch hungrig aufs Essen, können zwei Minuten eine Ewigkeit sein. Ich hypnotisiere den Teller.
    Nun mach schon, du blödes Teil! Ich habe Hunger!
    *Pling*
    Na endlich, ging doch schnell. Die erste Gabel schiebe ich mir stehend in den Mund, dann besinne ich mich auf meine gute Erziehung und setze mich an den Küchentisch.
    Drei Schultage muss ich bis zu Miris Party überstehen, mit der wir den Beginn der Osterferien feiern. Sie hat den gesamten Jahrgang samt Anhang eingeladen. Ich gehe davon aus, dass Jan ebenfalls da sein wird, denn Denise wird garantiert in männlicher Begleitung auftauchen. Natürlich wird sie den ganzen Abend nicht die Finger von ihm lassen. Na gut. Das würde ich genauso machen, wenn dieser Leckerbissen mein Freund wäre.
    Also fasse ich den Plan, auf der Party etwas ganz Besonderes zu machen. Ich werde zur Abwechslung nicht negativ auffallen und mich nicht in irgendeiner Form blamieren, sondern endlich mein schmales, mysteriöses Lächeln ausprobieren! Wäre doch eine Schande, wenn ich es umsonst trainiert hätte!
    »Hallo Schatz! Stimmt etwas nicht mit dem

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