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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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erkennbarem Misstrauen zurück. Nachdem Tamuka fertig war, blieb er knien, bis Vuka schließlich nach einer langen Pause seinem Schildträger mit einem Nicken bedeutete, sich zu erheben. Tamuka stand auf.
    Er musterte Hulagar, der, außer Sarg, der einzige der Merki war, der die ganze Zeit über stehen geblieben war. Auf den freien Feldern um Suzdal herum blieben zehntausende Merki-Krieger niedergeworfen liegen. Ein Lächeln huschte über Vukas Gesichtszüge, und er nickte einem Trompeter der Zungenlosen zu. Der Krieger erhob sich und, eine große Narga hochhebend, ließ das lange Signal ertönen. Als erhöben sie sich aus dem Boden, standen die Umen der Krieger auf, das Klappern ihrer Ausrüstung hallte auf den Feldern wider. Sie standen von den Feldern, auf denen sie sich erhoben hatten, bis zur Straße am Fluss. Wie eine gewaltige, lebende Welle standen die Merki auf der langen Straße auf, bis zur Furt, über den Neiper, entlang der Wege zurück zu der Stelle, an der die Schlacht zuerst begonnen hatte, und bis hinaus in die Steppe, wo hunderttausend entlang der langen Reihe der Jurten warteten, um ihre langsame Wanderung durch den Wald und in das Land der Rus fortzusetzen.
    Dennoch war kein Geräusch außer dem Klirren der Kriegswaffen zu hören. Eine unheimliche Stille herrschte vor. Das Reden war während der Tage der Trauer verboten, mit Ausnähme der Befehle und Gespräche, die für das Überleben und den Krieg unentbehrlich waren.
    Vuka blickte über die Menge, die er nun befehligte, und ein wölfisches Grinsen erhellte seine Gesichtszüge. Er zog sein Schwert aus der Scheide und hielt es empor. Zigtausend Krummschwerter schossen als Antwort aufwärts und fingen die blutrote Sonne der Morgendämmerung ein, reflektierten das rubinrote Licht, das pulsierte und schimmerte, als hätte sich die Erde in Stahl und gehärtetes Blut verwandelt.
    Seine Klinge immer noch emporhaltend, ging Vuka zu seinem Pferd und schwang sich hinauf in den Sattel. Mit einem Tritt trieb er den Hengst in einen Galopp, jagte den Hügel hinunter, fort vom Begräbniszelt seines Vaters, wobei seine Wachen ihm hinterherhetzten.
    Hulagar kam herauf an Tamukas Seite.
    »Sein Vater erhielt keinen Gruß, bis der Rauch vom Scheiterhaufen seines Großvaters zum Himmel aufgestiegen war«, sagte Tamuka kalt.
    »Du musst ihn besser unterrichten«, erwiderte Hulagar.
    »Es wäre besser, wenn du mit ihm zusammenarbeiten würdest«, sagte Tamuka traurig.
    »Blut ist Blut, und wir müssen ihm dienen.«
    »Lass uns hoffen, dass das Blut besser wird, wenn wir wieder in den Krieg ziehen«, antwortete Tamuka.
    Hulagar musterte ihn und spürte etwas Rätselhaftes.
    Tamuka, der ihm keine Zeit zu fragen ließ, schwang sich auf sein Pferd, lenkte es herum und kanterte von der Jurte, in der Jubadis Leichnam lag, weg.
    Obwohl es die Zeit der Trauer war, mussten die normalen Arbeiten des täglichen Lebens erledigt werden – Pferde mussten gestriegelt und zum Grasen herausgelassen werden; Waffen mussten gereinigt und instand gesetzt werden, besonders nach dem heftigen Sturm, der mitten in der Nacht durch das Lager gefegt war; Rationen mussten gegessen werden, obwohl sie kalt waren, da die Feuer nicht mehr brannten.
    Allein ritt Tamuka den Weg hinunter und durch das Lager der Wachen, der Zungenlosen. Zu seiner Linken lag die große Stadt der Rus, Suzdal, genauso still und leer wie die Lager.
    Verfluchter Ort, dachte er kalt und hielt einen Moment inne, um auf die Turmspitzen, hölzernen Kuppeln und hoch aufragenden klotzartigen Bauwerke zu starren. Er ließ seinen Blick zu den Befestigungslinien wandern, die die Stadt umgaben. Die äußere Linie aus hohen irdenen Wällen war mit Merki-Kriegern übersät. Einige hatten Wache, andere gingen neugierig die Wälle entlang oder bewegten sich vorsichtig durch das offene Feld mit Fallgruben, versteckten Fallen und Dickicht mit Drahtverhauen.
    Kostspielig, aber wir hätten es einnehmen können, dachte Tamuka und studierte die Befestigungsanlagen. Sein Verstand arbeitete schon in den neuen, logischen Bahnen, die die neuen Waffen geschaffen hatten. Nach vorn gerichtete Bastionen, um entlang der Flanken der Wälle feuern zu können, jede Bastion eine einzelne Festung, die selbst dann noch standhalten konnte, wenn es einen Durchbruch gab.
    Wir werden Pläne entwerfen müssen, erkannte er. Wenn sie in der Lage waren, dieses hier zu tun, dann machen sie dasselbe zweifellos woanders, wo auch immer sie letztendlich beschließen

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