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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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streckte erneut die Hände aus, und die zwei Akolythen traten vor und entfernten das goldene Tuch. Ein anderer Gehilfe trat vorwärts und trug eine silberne Kiste, die er neben die Urne stellte. Sarg griff hinunter, öffnete die Kiste und zog einen stumpfen, kellenförmigen Dolch hervor, dessen schwere Klinge und messerscharfe Schneide im Licht der frühen Morgendämmerung glitzerte. Der Schamane hob seinen Blick zum Himmel, und es herrschte eine erwartungsvolle Stille.
    Ein junger Schamane trat mit erhobener Hand vor, doch Hulagar hielt ihn an, bedeutete ihm mit einem Nicken, sich zurückzuziehen, und sich vorwärts lehnend, streckte er seine Hand aus, um Jubadis leere Augen zu bedecken, sodass dessen Seele nichts sehen würde.
    Sarg beobachtete ihn und nickte dann sein Einverständnis.
    Er hielt den Dolch hoch und ergriff sein Heft mit beiden Händen. Mit einem blitzschnellen Stoß tauchte der Dolch hinab und krachte in Jubadis Brustkorb. Die Klinge trat neben seinem Brustbein ein und schnitt neben dem faltigen Einschussloch in Jubadis Brustkorb, dem Ort, an dem die Kugel sich aus seinem Körper hinausgestohlen und sein Leben mit sich genommen hatte.
    Sarg drehte die Klinge scharf herum, und Tamuka zuckte zusammen, als die Rippen des Qar Qarth zerbrachen. Sarg verdrehte die Klinge erneut, schnitt einen Kreis um das Herz, und Sekunden später drehte er die Klinge noch einmal, stach sie tief in Jubadis Körper und holte das Herz heraus.
    Tamuka beobachtete fasziniert, wie das Herz aus dem Körper auftauchte. Es war zertrümmert, durchbohrt von einem Loch, größer als sein Daumen. Ein dünnes Rinnsal schwarz werdenden Bluts quoll aus dem Einschussloch und der durchtrennten Aorta heraus, als Sarg es herausholte und in seine Hände legte.
    Er hielt das blutige Opfer hoch, sodass das schon vermodernde Blut über die Handgelenke lief und sein goldenes Gewand besudelte.
    »Geh jetzt, oh Herz unseres Qar Qarth Jubadi, geh jetzt, um dich dem Herzen deines Vaters und deines Großvaters davor anzuschließen. Geh jetzt, um in der Asche dessen, was sie einst waren, zu ruhen.«
    Indem er die Hände senkte, legte er Jubadis Herz in die Urne, eine dünne Staubwolke stieg aus dem Gefäß auf und bedeckte seine Hände. Der Staub von zweihundert Herzen, von allen Qar Qarth, die jemals geritten waren, wurde jetzt durch ein weiteres bereichert.
    Ein Akolyth reichte Sarg nun einen silbernen Kelch, und er tauchte den Kelch in das offene Loch in Jubadis Brustkorb und zog ihn, gefüllt mit dem schwarzen Blut des Qar Qarth, heraus. Er hob den Kelch an die Lippen und nahm etwas von dessen Inhalt zu sich, dann hielt er den Kelch über die Urne und ließ den Inhalt bis zum letzten Tropfen in die Urne strömen.
    »Geh jetzt, oh Blut unseres Qar Qarth Jubadi, geh jetzt, um dich dem Blut deiner Ahnen anzuschließen. Da ihr Blut durch deine Venen im Leben strömte, soll jetzt dein Blut sich mit ihrem im Tod vermischen.«
    Er tauchte den Kelch in den Brustkorb, zog ihn erneut heraus, bis zum Rand gefüllt mit dunklem, gerinnendem Blut. Ein Akolyth trat vorwärts, nahm den Kelch mit in ein goldenes Tuch eingewickelten Händen entgegen und trat zurück in die Schatten.
    Ein anderer Akolyth wickelte Sargs Hände in ein frisches goldenes Tuch. Sarg setzte den Deckel auf die Urne zurück und versiegelte sie wieder. Ehrfürchtig hob er die Urne auf und hielt sie über Jubadi. Hulagar, der die ganze Zeit über regungslos dagestanden hatte, nahm die Hand von Jubadis Augen.
    »Seele des Ka von Jubadi Qar Qarth, erkenne nun, dass dein Herz für immer bei deinem Volk sein soll. Erkenne nun, dass dein Herz für immer mit uns reiten soll. Seele des Ka von Jubadi, bereite dich nun auf deine Reise vor.«
    Die Urne senkend, beugte sich Sarg über den Körper, trat dann vom Podium herunter und legte die Urne zurück in den Schrein. Anschließend zog es den Deckel zu und verschloss ihn.
    Tamuka musterte Hulagar.
    »Wir sollten jetzt gehen«, flüsterte er.
    Hulagar nickte, ging dann hinunter und küsste Jubadi auf die Stirn.
    »Ich schließe mich dir am Ende der dreißig Tage an, mein Freund«, flüsterte Hulagar, »und dann werden wir erneut zusammen reiten.«
    Tamuka legte die Hand auf Hulagars Schulter, führte ihn aus der Jurte und folgte Sarg, während hinter ihnen die Leichenwäscher ihr dreißigtägiges Ritual der Vorbereitung von Jubadis Körper begannen. Die zehntausend Beschwörungen der heiligen Reise würden auf seinen rasierten Körper tätowiert,

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