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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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unterscheiden, mit denen sie als Gleiche mit Gleichen zusammenarbeiteten. Das Getue und die Klassenvorurteile verflogen in der Berührung mit der brutalen Wirklichkeit der Minen, nicht aber der Haß auf die Fremden, der beim geringsten Anlaß in Schlägereien zum Ausbruch kam. Die Chilenen, zahlreicher und unternehmungslustiger als andere Hispanos, zogen die Wut der Gringos auf sich. Eliza erfuhr, daß in San Francisco eine Gruppe betrunkener Australier Chilecito angegriffen und eine Riesenschlägerei entfesselt hatte. Auf den Fundstätten operierten verschiedene chilenische Gesellschaften, die sich ihre Arbeiter mitgebracht hatten, Abhängige, die seit Generationen unter einem Feudal– system gelebt hatten und hier für einen kärglichen Lohn arbeiteten, ohne sich zu wundern, daß das Gold nicht dem gehörte, der es fand, sondern dem Patrón. In den Augen der Yankees war das schlicht Sklaverei. Die amerikani– schen Gesetze begünstigten die Einzelperson: jedes Claim war auf den Raum beschränkt, den ein Mann alleine ausbeuten konnte. Die chilenischen Gesellschaften spotteten dem Gesetz und ließen Schürfrechte auf den Namen jedes einzelnen ihrer Arbeiter registrieren, um über mehr Terrain zu verfügen.
    Es gab Weiße in Flanellhemden, die Hosenbeine in die Stiefel gesteckt und zwei Revolver im Gürtel; Chinesen in ihren gesteppten Jacken und weiten Hosen; Indianer in schäbigen Uniformröcken und mit nacktem Hintern; Mexikaner in weißer Baumwolle und mit riesigen Sombreros; Südamerikaner mit kurzen Ponchos und breiten Ledergürteln, in denen sie ihr Messer, den Tabak, das Pulver und das Geld trugen; Männer von den Sandwichinseln, barfuß und mit Schärpen aus glänzender Seide; eine Mischung aus Farben, Kulturen, Religionen und Sprachen mit einem gemeinsamen Ziel. Eliza fragte jeden von ihnen nach Joaquín Andieta und bat sie, überall zu verbreiten, daß sein Bruder Elias ihn suche. Aber während sie tiefer und tiefer in dieses Land eindrang, begriff sie allmählich, wie riesig es war und wie schwierig es sein würde, ihren Liebsten zu finden unter fünfzig– tausend Fremden, die allenthalben herumwimmelten.
    Elizas Trupp beschloß, sich endlich niederzulassen. Sie waren in einer mörderischen Hitze ins Tal des American River gelangt, mit nur noch zwei Maultieren und Elizas Pferd, die anderen Tiere waren unterwegs verendet. Die Erde war trocken und rissig, und außer Kiefern und Eichen wuchs hier nichts, aber ein ungebändigter Fluß kam von den Bergen über die Steine herabgesprungen und durch– schnitt das Tal wie ein Messer. Auf beiden Ufern waren Reihen über Reihen von Männern dabei, zu graben und Eimer mit der Erde zu füllen, die sie dann durch ein Gerät siebten, das aussah wie eine Kinderwiege. Sie arbeiteten in der brennenden Sonne, die Füße im eiskalten Wasser, die Kleidung durchweicht; sie schliefen auf der Erde, ohne ihre Waffen loszulassen, aßen hartes Brot und Pökel– fleisch, tranken Wasser, das von den Hunderten Grabun– gen flußaufwärts verschmutzt war, und derartig verfälsch– ten Schnaps, daß vielen die Leber schwer geschädigt wurde, andere wurden davon verrückt. Eliza sah in wenigen Tagen zwei Männer sterben, die sich wälzten vor Schmerzen, vom schaumigen Schweiß der Cholera bedeckt, und sie dankte Tao Chi’ens Klugheit, der ihr verboten hatte, Wasser zu trinken, ohne es vorher abzu– kochen. So groß auch der Durst sein mochte, sie wartete bis zum Abend, wenn sie lagerten, um Tee oder Mate zu kochen. Von Zeit zu Zeit hörte man Jubelschreie: jemand hatte ein Nugget gefunden, aber die meisten mußten sich zufriedengeben, wenn sie Tonnen von unbrauchbarer Erde ein paar kostbare Gramm abgewonnen hatten. Monate zuvor hatte man die goldenen Schuppen noch auf dem Boden des damals noch klaren Wassers blinken sehen, aber jetzt hatte menschliche Gier die Natur umgestürzt, die Landschaft war entstellt durch Haufen von Erde und Steinen und riesige Gruben, Flüsse und Bäche waren aus ihren Betten gedrängt und ihr Wasser auf zahllose Tümpel und Lachen verteilt, und Tausende und Abertausende Baumstümpfe zeigten an, wo früher Wälder gestanden hatten. Um an das Metall zu kommen, schienen sie wie Titanen gewütet zu haben.
    Eliza wollte eigentlich nicht bleiben, aber sie war erschöpft und fühlte sich außerstande, allein und aufs Geratewohl weiterzureiten. Ihre Gefährten besetzten ein Stück Land am Ende einer Reihe von Miners und ziemlich weit entfernt von dem kleinen

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