Fotostudio Plange I (German Edition)
Benny, du kannst uns vertrauen!
Du rufst jetzt erst einmal deine Eltern an und sagst ihnen, dass du heute bei
Marvin übernachtest, der hat Liebeskummer oder so was.“
„Ich hab aber keinen Liebeskummer!“ Diese Jugend von
heute! Kann anscheinend keine Ironie mehr verstehen!
„Egal! Lass dir was einfallen! Marv, du machst dich
derweil in der Küche nützlich und uns allen was zum Abendessen fertig. Und
Schatz! Wir gehen jetzt ins Büro und kümmern uns um die Details! Noch Fragen?
Nein! Dann mal los!“ Kann ich überzeugend sein? Ich kann!
Die Drei blickten in dem Moment zwar alle an wie neue
Autos, aber sie widersprachen nicht.
Ich griff mir vom Sofa meinen Igor und vom Regal meinen
Laptop. Im neuen Büro angekommen fuhr ich diesen und den Büro-PC hoch. Mein
Russe, der davor saß, schaute mich fragend an, als ich ihm sagte, er solle mir
ein paar Bildausschnitte mit Henrik Konterfeil aus den Fotos, die ich für den
Internetauftritt des Vereins geschossen hatte, machen und dabei das Gesicht
verfremden.
„Mach du das doch, du kannst das doch viel besser!“ Danke
für das Kompliment, mein Engel!
„Das ist ja das Problem! Es soll so aussehen, als ob das
jemand gemacht hat, der nicht viel Ahnung hat. Das ist …“
„… mein Part. Danke, dass du mir soviel noch zutraust!
Werde ich mir merken!“ Konnte er süß schmollen.
„Engelchen, es hat schon seinen Sinn, dass die Bilder
amateurhaft aussehen sollen!“ Ich zeigte ihm meine Lachfalten.
„Was hast du eigentlich genau vor?“ Das Schmollen war
vergessen.
„Warte kurz!“ Ich ging ins Labor und kam mit
Einweghandschuhen wieder. Igor schaute ziemlich skeptisch, was ich denn da
machen würde.
Ich schloss den Drucker an den Laptop an und baute damit
erst einmal eine Internetverbindung auf, allerdings nicht über meinen Provider,
sondern über den Hotspot meines Nachbarn auf der anderen Straßenseite, eines
Hotels, man will ja keine unnötigen Spuren hinterlassen.
Eine neue Mailadresse swimmer_gay@XXX war schnell
angelegt und ich füllte die Registrierung brav mit den Daten von Henrik
Schuster aus, schummelte allerdings um ein Jahr beim Alter und machte ihn somit
zum volljährigen Mitbürger. Eine Kopie der Anmeldung samt Passwort schickte ich
an den Drucker. Ich zog mir die Handschuhe über, entnahm das Blatt und
verstaute es in einer Klarsichthülle. Igor beobachtete ziemlich aufmerksam mein
Treiben.
„Was willst du mit der Email?“ Mein Russe war neugierig
geworden.
„Damit registriere ich mich gleich in verschiedenen Foren
und schalte eine Anzeige nach dem Motto: ‚Aktiver Hengst will mal seine devote
Ader ausprobieren! Jeder, der kann, darf! Treffpunkt Altes Depot, erste
Lagerhalle rechts, ab 17:30!‘. So in der Art! Gibst du mir bitte mal das
Telefon! Sind die Bilder fertig?“
Er reichte mir den Teleknochen. „Hier! Ich kann nicht
hexen, nur schneller machen, mein Engel! Ich zieh dir die Bilder dann auf einen
Stick, denn ein Netzwerk haben wir ja im Moment nicht!“
„Danke dir!“ Ich tippte die Nummer eines Pizzadienstes
und orderte die 118, eine große Avventura sessuale mit viel Oregano, sie
sollten sie aber an der Ladentür klopfen, keinesfalls an der Wohnungstür
schellen.
„Äh, ich dachte, Marv soll uns was machen?“ Mein Russe
schüttelte den Kopf.
„Soll er auch! Das war gerade die Bestellung für unseren
speziellen Liebling Henrik!“ Ich grinste ihn frech an.
Die Fragezeichen in seinen Augen waren unverkennbar.
„Verstehe ich jetzt nicht!“
„Pizza Luigi ist ein ganz besonderer Pizzadienst. Die 118
ist das Codewort für eine Speziallieferung. Du kriegst fast alles frei Haus
geliefert!“ Ich kniff ein Auge zu.
„Oregano könnte was zum rauchen sein! Aber das Erste?
Avventura sessuale!“ Er schüttelte den Kopf.
„Yepp, richtig! Das andere steht für ein sexuelles
Abenteuer.“
„Abenteuer?“ Seine Stirn legte sich in Falten.
Ich nickte: „Oder besser gesagt:
Gamma-Hydroxy-Buttersäure!“
„KO-Tropfen? Sag jetzt nicht, du willst Henrik betäuben
und ihn dann …?“ Mein Schatz schüttelte sich angewidert.
Ich winkte ab. „Ich doch nicht! Ich bin wie Pontius
Pilatus, ich wasche meine Hände in Unschuld.“
„Aber das ist doch strafbar!“
„Mag ja sein, aber strafbar ist auch, was er bis jetzt
mit Benny gemacht hat und wir helfen dem Opfer ja nur, sich zu wehren!“
„Aber mit
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