Fotostudio Plange I (German Edition)
kriminellen Mitteln!“ Er reichte mir den Stick
mit den fertigen Bildern, sie waren mehr als geeignet!
„Es ist zwar nicht die feine englische Art, den
Vergewaltiger zu vergewaltigen, das stimmt zwar, aber was meinst du, was er mit
uns machen würde?“
„Wie? Mit uns?“ Mein Igor stutzte.
„Erinnere dich bitte an unser Gespräch mit Clemens, als
er meinte, wenn wir fallen, fällt auch er! Der miese Erpresser weiß, du bist
Student und kannst die Kohle vom Verein gut gebrauchen. Was würde dieser Knabe
wohl machen, wenn er erfährt, dass du ebenfalls verzaubert bist? Ich glaube, er
würde sein Scherflein abhaben wollen oder zumindest einen Stammplatz.“ Ich
blickte in die erstaunten Augen meines Liebsten.
„Du meinst, er würde bei uns da weitermachen, wo er bei
Benny aufgehört hat?“ Er wirkte geschockt.
Ich nickte. „Denke ich mal! Also sollten wir ihn
loswerden und das möglichst schnell und möglichst elegant und möglichst für
immer!“
„Aber wie, Stefan? Du kannst ihn doch nicht um die Ecke
bringen! Ich versteh das Wie noch nicht!“
„Wir machen ihn unmöglich! Was meinst du, wie sein
Regionalleiter, der gute Thomas, auf die Erpressung reagieren wird? Das kostet
mich nur einen Anruf!“ Ich druckte das erste Inserat aus.
„Gut, aber warum dann das andere? Die Sexdroge und die
Anzeigen im Internet?“
„Die Annoncen sind nur dazu da, um diejenigen zu
schützen, die sich da in ihm austoben wollen. Sie mussten von der Richtigkeit
der Inserate ausgehen, deshalb! Da er sicherlich nicht freiwillig die Beine breitmacht,
müssen die Tropfen halt her. Die Wirkung setzt nach einer Viertelstunde ein und
dauert knapp drei Stunden, dann wird geschlafen und man wacht mit einem Kater
auf, allerdings ist ein Nachweis dann fast nicht mehr möglich. Aber bis dahin
haben wir die Bilder, die Benny für die Gegenerpressung braucht. Später wird
man ihn dann leicht zugedröhnt auf der Klappe finden und die Polizei wird ihn
nach Hause bringen!“
Igor schaute mich immer noch skeptisch an. „Die Mutter dürfte
vor Scham in den Boden versinken und ihm die Hölle heißmachen!“
Der Drucker spuckte ein weiteres Blatt aus. „Du sagst es!
Falls er zur Polizei gehen sollte, was ich ehrlich gesagt nicht glaube, was hat
er denn dann vorzuweisen? Er kann sagen, er sei vergewaltigt worden. Gut, sein
Arsch wird in Fransen hängen, aber Vergewaltigung bei seinen Angeboten im Netz?
Für die Ordnungshüter wird sich der Kiffer das selber zuzuschreiben haben! Denn
man wird Drogen in seiner Jacke, seiner Schultasche und in seinem Spind im
Verein finden.“
„Wie sollen die denn dahin kommen? Und wie sollen die
gefunden werden?“
„Erstens durch dich und zweitens von der Polizei. Den
Schlüssel kriegen wir von ihm selber! Am Freitag ist doch Spiel der ersten
Mannschaft und vor Großveranstaltungen gehen die Herren doch mit Hunden durch
die Halle. Was passiert, wenn ein Hund in der Jugendkabine anschlägt?“
„Könnte klappen! Aber was machen wir, wenn er mit dem
Roller zum Depot kommt?“ Ein letztes Blatt war fertig gedruckt.
„Da könnte Murat und sein Transporter uns helfen! Dafür dürfte
er dann auch mal wieder einen Arsch …“ Ich verstaute die Anzeigen ebenfalls in
der transparenten Hülle.
„Aber wenn keiner auf die Anzeigen reagiert?“ Es klopfte
an der Ladentür, unsere Speziallieferung war da.
„Glaub ich zwar nicht, aber das ist das Problem von
morgen. Da mache ich mir heute noch keinen Kopf drum. Lass uns jetzt nach oben
und die beiden impfen.“
Beim gemeinsamen Abendessen besprachen wir den Plan. Die
Beiden saßen schweigend da und nickten mehr, als das sie Einwände gehabt hätten.
Ich blickte auf den Sohn des Jugendobmanns. „Benny, es gibt nur einen kleinen
Haken an der Sache!“
„Welchen?“ Er blickte mich fragend an.
„Es kann passieren, dass die Tropfen nicht so schnell
wirken, wie sie sollten. Von daher kann es sein, das er dich vorher vielleicht
doch noch …“ Ich ließ den Satz unvollendet. Schweigen herrschte am Tisch.
„Wenn es das letzte Mal ist, dann soll er halt!“
Um Viertel vor fünf saß ich zusammen mit Gürkan und
Servet in deren Wagen an der Birkenallee, der einzigen Zufahrt zum alten Depot.
Wir warteten auf den entscheidenden Anruf von Igor. Unsere beiden Handwerker
hatten sich sofort bereit erklärt, an der kleinen Aktion aus schwesterlicher
Solidarität
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