Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
eine wirklich ideale Lösung.«
»Außer daß ein Robot vielleicht doch einmal versagen könnte. Niemals ist ja das positronische Gehirn in seiner Komplexität dem menschlichen gleichgekommen.«
»Er würde Ratgeber haben. Noch nicht einmal ein menschliches Gehirn ist in der Lage, ohne die Hilfe anderer zu regieren.«
Byerley betrachtete Susan Calvin mit tiefem Interesse. »Warum lächeln Sie, Dr. Calvin?«
»Ich lächelte, weil Mr. Quinn nicht an alles gedacht hat.«
»Sie meinen, an seiner Geschichte könnte doch etwas dran sein?«
»Etwas mehr, möchte ich mal sagen. Vor der Wahl befand sich jener Stephen Byerley, von dem Quinn sprach, jener gebrochene Mann, aus irgendwelchen mysteriösen Gründen für die Dauer von drei Monaten auf dem Lande. Er kam rechtzeitig vor jener berühmten Rede, die Sie hielten, zurück. Schließlich konnte der Krüppel ja, was er schon einmal getan hatte, auch ein zweites Mal tun… besonders nachdem die Aufgabe das zweite Mal ja wirklich – verglichen mit der ersten – höchst einfach war.«
»Ich verstehe Sie nicht ganz.«
Dr. Calvin stand auf und strich sich das Kleid glatt. Offenbar war sie im Begriff, sich zu verabschieden. »Ich will damit sagen, daß es einen einzigen Fall gibt, in dem ein Robot ein menschliches Wesen schlagen kann. Nur einen einzigen Fall.«
»Und was ist dieser Fall?«
Dr. Calvin befand sich jetzt an der Tür. Gelassen sagte sie: »Wenn dieses menschliche Wesen eben auch nur ein Robot ist.« Sie lächelte vergnügt. Ihr schmales Gesicht strahlte. »Leben Sie wohl, Mr. Byerley! Ich hoffe, in fünf Jahren meine Stimme für Ihre Wahl zum Koordinator abgeben zu dürfen.«
Stephen Byerley lachte. »Ich muß darauf antworten, daß mir dies als ziemlich weit hergeholt erscheint.«
Die Tür schloß sich hinter ihr.
Ich schaute sie mit einer Art von Grauen an. »Ist das alles wahr?«
»Alles«, sagte sie.
»Und der große Byerley war also ein ganz gewöhnlicher Robot?«
»Das wird man niemals wirklich feststellen können. Ich glaube, er war einer. Als er sich entschloß zu sterben, ließ er sich atomisieren. Somit werden wir für immer auf einen legalen Beweis verzichten müssen. Und im übrigen, was macht es schon aus?«
»Na, ich bitte Sie aber…«
»Sie teilen ein Vorurteil gegen Robots, das völlig unvernünftig ist. Byerley war ein sehr guter Bürgermeister. Fünf Jahre später wurde er regionaler Koordinator. Als dann im Jahre 2044 die Weltregionen sich zu einer Föderation zusammenschlossen, wurde er der erste Weltkoordinator. Zu jener Zeit aber regierten ohnehin bereits die Denkmaschinen die Welt.«
»Jawohl, aber…«
»Kein Aber. Denkmaschinen sind Robots, und sie regieren die Welt. Vor fünf Jahren habe ich die ganze Wahrheit herausgefunden. Es war im Jahre 2052. Byerley beendete damals gerade seine zweite Wahlperiode als Weltkoordinator…«
Der unvermeidliche Konflikt
Der Koordinator besaß in seinem Privatbüro ein mittelalterliches Kuriosum – einen Kamin. Um es gleich zu sagen – vermutlich hätten Leute aus dem Mittelalter diesen Kamin gar nicht als einen solchen erkannt, weil er keinen Dienst zu verrichten hatte. Seine gleichmäßige Flamme befand sich in einem isolierten Kasten hinter klarem Quarz.
Die Holzblöcke wurden fernentzündet, ganz einfach dadurch, daß ein Teil des Energiestrahles, der die öffentlichen Gebäude der Stadt versorgte, etwas abgelenkt wurde. Der gleiche Knopf, mit dem man das Anzünden besorgen konnte, ließ auch die Asche des vorausgegangenen Feuers in einen Abfallschacht fallen und regelte die Zufuhr von frischem Holz. Alles in allem: es war ein völlig ›stubenreiner‹ Kamin.
Das Feuer selbst aber brannte tatsächlich. Durch eine Verstärkeranlage wurde ein Knistern hörbar gemacht, und natürlich konnte man auch sehen, wie die Flammen im Luftzuge tanzten.
Im kleinen spiegelte sich das Feuer in der Brille des Koordinators und in noch kleinerem Maßstabe in seinen Pupillen.
Auch in den eiskalten Pupillen seines Gastes, der Frau Dr. Susan Calvin von der U.S. Robot und Mechanical Men Co. spiegelte es sich.
Der Koordinator sagte: »Ich habe Sie nicht nur aus rein gesellschaftlichen Gründen hierhergebeten, Susan.«
»Das hab ich auch nicht geglaubt, Stephen«, antwortete sie.
»… und nun weiß ich eigentlich gar nicht, wie ich mein Problem in die richtigen Worte bringen soll. Möglicherweise mag überhaupt nichts dahinterstecken. Steckt aber was dahinter, so könnte es
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