Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
verhört – jeden Wissenschaftler, jeden Techniker, jeden Assistenten, der etwas mit Jane zu tun hatte. Jeden, der sie auch nur zu Gesicht bekommen hat. Die Anzahl war nicht groß. Madarian war vorsichtig, das muß man ihm lassen. Er hat nur diejenigen zugelassen, die Jane planetologisches Wissen vermitteln konnten. Insgesamt dreiundzwanzig Leute haben Jane gesehen, und nur zwölf von diesen dreiundzwanzig hatten Gespräche mit Jane, die über das Belanglose hinausgingen.
Ich bin alles, was Jane je gesagt hat, x-mal durchgegangen. Die Leute haben sich erstaunlich gut an alles erinnert. Alles Männer, die an einem Problem arbeiten, das ihr ganzes Fachwissen in Anspruch nimmt, und daher größtes Interesse daran haben, sich zu erinnern. Dazu kommt, daß sie samt und sonders noch keinen sprechenden Robot kennengelernt hatten, schon gar nicht einen, der die Stimme einer Fernsehansagerin besaß. Sie werden Jane nie vergessen.«
»Vielleicht mit Hilfe von Psychosonden…«, meinte Robertson.
»Wenn auch nur einer von ihnen den vagen Verdacht hegen würde, daß in seinem Gedächtnis etwas schlummert, würde ich ihm mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Einverständnis dafür abverlangen. Aber nichts deutet darauf hin, und zwölf Männer, die ihren Lebensunterhalt mit dem Kopf verdienen, dieser Prozedur zu unterziehen, wäre ein Unding. Ehrlich, es käme nichts dabei heraus. Falls Jane drei Sternsysteme erwähnt und behauptet haben würde, daß sie bewohnbare Planeten besitzen, wären in den Köpfen dieser Männer Raketen losgegangen. Nicht einer von ihnen hätte eine derartige Information verdrängt, geschweige denn vergessen.«
»Dann lügt vielleicht einer«, sagte Robertson. »Vielleicht will er die Information zu eigenen Zwecken benutzen, um sich später damit Ruhm und Ehre einzuhandeln.«
»Was würde ihm das nützen?« fragte Bogert. »Ganz Flagstaff weiß, warum Madarian und Jane dort waren, und warum ich dort war, weiß auch jeder. Wenn irgendwann in der Zukunft jemand in Flagstaff mit einer absolut neuen und anderen Theorie über das Problem der bewohnbaren Planeten daherkommt, weiß sofort jeder in Flagstaff und jeder Angestellte unserer Firma, daß sie gestohlen ist. Damit würde derjenige nie durchkommen.«
»Dann muß sich Madarian getäuscht haben.«
»Das kann ich mir mit dem besten Willen nicht vorstellen. Madarian war zwar ein Mensch, der einen bis aufs Blut reizen und zum Wahnsinn treiben konnte – Robopsychologen sind überhaupt ganz spezielle Typen, was wohl auch der Grund sein muß, warum sie lieber mit Robotern zusammenarbeiten als mit Menschen –, aber ein Dummkopf war er nicht. In einer Angelegenheit wie dieser kann sich Madarian nicht getäuscht haben.«
»Demnach…« Aber Robertson wußte keinen Rat mehr. Sie waren an einem Punkt angelangt, wo es einfach nichts mehr zu sagen gab, daher starrten sie sich nur düster an.
Schließlich faßte sich Robertson ein Herz.
»Peter…«, sagte er.
»Ja?«
»Fragen wir Susan.«
Bogert zuckte zusammen. »Was?«
»Fragen wir Susan. Rufen wir sie an und bitten sie, in die Firma zu kommen.«
»Warum denn? Was soll sie denn unternehmen?«
»Das weiß ich auch nicht. Aber sie ist auch Robopsychologe und versteht Madarian vielleicht besser als wir. Außerdem hat sie… verflixt, sie war schon immer klüger als wir alle zusammen.«
»Sie ist fast achtzig.«
»Und Sie siebzig. Na und?«
Bogert seufzte und fragte sich, ob sich die scharfe Zunge der Frau in den Jahren der Pensionierung etwas abgeschliffen hatte.
»Okay«, sagte er schließlich. »Ich rufe sie an.«
Bevor sich ihr Blick auf den Chef der Forschungsabteilung richtete, sah sich Susan Calvin in Bogerts Büro um. Seit sie die Firma verlassen hatte, war sie sichtlich gealtert. Ihr Haar war schneeweiß, ihr Gesicht zusammengefallen. Sie war so zerbrechlich geworden, daß sie fast durchsichtig wirkte. Lediglich die Augen mit dem stechenden, unnachgiebigen Blick hatten sich nicht verändert.
Bogert ging Susan freundlich entgegen und streckte die Hand aus. »Susan!«
Susan schüttelte Bogert die Hand. »Für einen alten Mann sehen Sie recht gut aus, Peter«, sagte sie. »Wenn ich Sie wäre, würde ich nicht bis zum nächsten Jahr warten. Begeben Sie sich in den Ruhestand und lassen Sie die jungen Männer ans Steuer… Und Madarian ist also tot. Wollen Sie mir vielleicht vorschlagen, meinen alten Posten wieder zu beziehen? Sind Sie fest entschlossen, die Ehemaligen bis zum
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