Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Scheintod…«
»Nein, nein, Susan. Ich habe Sie nur gebeten, in die Firma zu kommen…« Er brach ab.
Bogert hatte noch immer keine Ahnung, wie er es angehen sollte.
Aber Susan erriet seine Gedanken mit einer Leichtigkeit wie eh und je. Mit der Vorsicht, die von steifen Gelenken herrührte, setzte sie sich.
»Peter«, sagte sie. »Sie haben mich zu sich gebeten, weil Sie bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken. Unter normalen Umständen wünschen Sie mir nämlich lieber den Tod, als mich in Ihrer Nähe zu haben.«
»Ich bitte Sie, Susan…«
»Verschwenden wir keine Zeit mit Süßholzraspeleien. Als ich vierzig war, hatte ich schon keine Zeit zu verschwenden und jetzt erst recht nicht. Madarians Tod und Ihr Anruf sind ungewöhnlich, also muß zwischen beidem ein Zusammenhang bestehen. Zwei ungewöhnliche Ereignisse ohne Zusammenhang sind zu wenig wahrscheinlich, um sich darüber Gedanken zu machen. Beginnen Sie mit dem Anfang und scheuen Sie nicht davor zurück, möglicherweise zugeben zu müssen, daß Sie ein Narr sind. Das ist mir seit langem klar.«
Bogert verzog das Gesicht zu einem säuerlichen Grinsen, räusperte sich und begann. Susan Calvin hörte aufmerksam zu und hob nur ab und zu die faltige Hand, um eine Zwischenfrage stellen zu können.
»Weibliche Intuition?« wiederholte sie an einem bestimmten Punkt. »Dafür wollten Sie den Robot? Ihr Männer! Einer Frau gegenübergestellt, die zu einer korrekten Schlußfolgerung kommt, und unfähig, die Tatsache anzuerkennen, daß diese ihnen gleichgestellt oder in ihrer Intelligenz sogar überlegen ist, erfinden Sie etwas, was Sie weibliche Intuition nennen.«
»Schon, Susan, aber lassen Sie mich fortfahren.«
Er tat es.
Als Susan von der einschmeichelnden Stimme Janes hörte, unterbrach sie Bogert erneut.
»Manchmal«, sagte sie, »wird einem die Wahl wirklich schwergemacht. Man kann sich nicht entscheiden, ob man das männliche Geschlecht ekelerregend finden oder es lediglich als verachtenswert abtun soll.«
»Wenn ich vielleicht fortfahren dürfte…«, sagte Bogert.
Schließlich war er mit seinem Bericht am Ende.
»Konnte ich dieses Büro ein oder zwei Stunden lang für mich allein haben?« fragte Susan Calvin.
»Ja, aber…«
»Ich möchte die einzelnen Aufzeichnungen in Ruhe durchgehen – Janes Programmierung, die Anrufe Madarians, ihre Verhöre in Flagstaff und so weiter. Ich nehme an, daß ich mich Ihres hübschen neuen Laserphons und Ihrer Computeranlage bedienen darf.«
»Aber selbstverständlich.«
»Gut, dann machen Sie, daß Sie hier rauskommen, Peter.«
Nicht einmal ganze fünfundvierzig Minuten waren verstrichen, als Susan Calvin zur Tür geschlurft kam, sie öffnete und nach Bogert rief.
Als er kam, hatte er Robertson im Schlepptau. Sie gingen ins Büro.
»Hallo, Scott«, begrüßte Susan das Vorstandsmitglied wenig begeistert.
Bogert versuchte verzweifelt, das Ergebnis von Susans Gesicht abzulesen, aber es war lediglich das Gesicht einer strengen, alten Dame, die nicht beabsichtigte, es ihm leichtzumachen.
»Glauben Sie, daß Sie etwas unternehmen können, Susan?« fragte Bogert vorsichtig.
»Über das hinaus, was ich bereits unternommen habe? Nein, mehr kann man nicht tun.«
Bogert setzte eine Trauermiene auf.
»Und was haben Sie bereits unternommen, Susan?« fragte Robertson.
»Ich habe nachgedacht, das heißt, etwas getan, wozu die anderen offensichtlich nicht zu bewegen sind. Ich habe vor allem über Madarian nachgedacht. Ich kannte ihn, wie Sie wissen. Er war hochintelligent, aber scheußlich extrovertiert. Nach meiner Zeit hier haben Sie ihn sicher gemocht, Peter, oder täusche ich mich?«
»Es war eine gewisse Veränderung«, konnte Bogert nicht widerstehen zu sagen.
»Und mit jedem Resultat ist er sofort immer zu Ihnen gelaufen gekommen, habe ich recht?«
»Ja.«
»Sein letzter Bericht jedoch kam aus dem Flugzeug. Er teilte Ihnen mit, daß Jane die Antwort ausgespuckt habe. Warum hat er mit dieser Nachricht so lange gewartet? Warum hat er Sie nicht von Flagstaff aus angerufen, sofort nachdem Jane das Ergebnis bekanntgegeben hatte?«
»Ich nehme an«, sagte Peter Bogert, »weil er ausnahmsweise einmal nicht voreilig sein und sich erst vergewissern wollte – ach, ich weiß es auch nicht. Vielleicht wollte er warten, eben weil die Sache so wichtig für ihn war, bis er sich selbst von deren Richtigkeit überzeugt hatte.«
»Im Gegenteil. Je wichtiger ihm die Sache war, desto weniger hätte er gewartet
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