Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Künstler ist. Das Geld, das er verdient, war und ist die Quelle unseres Wohlstandes. Ich lasse es nicht zu, daß er wie ein aufziehbares Spielzeug behandelt wird.«
»Was soll ich denn unternehmen, Mutter?«
»Ich sagte eben, du bist Anwalt. Hörst du mir eigentlich nicht zu? Du machst einen Präzedenzfall daraus, zwingst den regionalen Gerichtshof, etwas Analoges zu den Menschenrechten für Roboter aufzustellen, und paukst es bis zum Obersten Gerichtshof durch – wenn es sein muß. Ich werde die Sache verfolgen, George. Feigheiten lasse ich nicht zu. Du wirst dich voll einsetzen.«
Little Miß meinte es ernst, und was anfangs als Beruhigungsmanöver gedacht war, wurde zu einer verzwickten, juristischen Angelegenheit, die interessant zu werden versprach. Als Ältester in der Kanzlei Feingold & Martin entwarf George die Strategie, ließ jedoch die Hauptarbeit die jüngeren Mitarbeiter machen, unter denen sich auch sein Sohn Paul befand, der täglich seiner Großmutter alles berichtete. Und diese wiederum besprach alles täglich mit Andrew.
Andrew war voll mit seinem eigenen Fall beschäftigt. Die Arbeit an seinem Buch über Roboter wurde hintangestellt, er dachte konzentriert über juristische Probleme nach und machte hin und wieder Vorschläge.
»George hat einmal erwähnt«, sagte er, »daß die Menschen sich vor Robotern fürchten. Solange das der Fall ist, werden die zuständigen gerichtlichen Stellen nichts Ernsthaftes für die Rechte des Robots unternehmen. Sollte man nicht versuchen, die öffentliche Meinung zu beeinflussen?«
Man griff seinen Vorschlag auf. Während Paul die juristische Seite bearbeitete, machte sich George an die Öffentlichkeitsarbeit. Für ihn hatte das den Vorteil, daß er sich formlos geben konnte. Er ging manchmal sogar so weit, daß er sich nach der letzten Mode des Faltenwurfstils, also locker und salopp, anzog.
»Stolpere auf der Bühne des Geschehens bloß nicht über dein Gewand, Dad«, spottete Paul.
»Ich werde es versuchen«, erwiderte George und lachte.
Er wandte sich zum Beispiel an die Verleger der Dreidimensionalen Bildpresse, die sich zu ihrer jährlichen Tagung in New York eingefunden hatten.
»Falls wir aufgrund der Zweiten Regel unbegrenzten Gehorsam von jedem Robot verlangen können«, sagte er unter anderem in seiner Rede, »hat jeder Mensch, aber wirklich jeder Mensch erschreckende Gewalt über jeden, aber wirklich jeden Robot. Besonders weil die Zweite Regel Vorrang vor der Dritten hat und jeder Mensch das Gesetz des absoluten Gehorsams dazu benutzen kann, das Gesetz des Selbstschutzes auszuschalten. Er kann jedem Robot den Befehl geben, sich selbst zu zerstören, sei es mit oder ohne Angabe des Grundes.
Ist das etwa gerecht? Würden wir je ein Tier so behandeln? Selbst ein lebloser Gegenstand, der uns gute Dienste geleistet hat, hat ein Recht, von uns anständig behandelt zu werden. Ein Robot ist nicht unsensibel. Er ist kein Tier. Seine Denkfähigkeiten reichen aus, um sich mit uns unterhalten zu können und sich mit uns zu freuen. Können wir die Roboter wie Freunde behandeln, können wir mit ihnen zusammenarbeiten und ihnen die Früchte dieser Freundschaft voll verweigern, ihnen den Gewinn, der aus der Zusammenarbeit erwächst, einfach entziehen?
Falls der Mensch das Recht hat, einem Robot jeden Befehl zu erteilen, der ein Zuschadenkommen des Menschen nicht einschließt, dann sollte der Mensch den Anstand besitzen, einem Robot keinen Befehl zu erteilen, bei dem ein Robot zu Schaden kommen könnte, es sei denn, die Sicherheit des Menschen verlangt es. Große Macht zieht große Verantwortlichkeit nach sich. Wenn der Mensch den Robot hilflos an drei für ihn unübertretbare Gesetze bindet, um sich selbst zu schützen, so sollte auch der Mensch an Gesetze gebunden werden, die zum Schutz des Robots dienen. Ist das etwa zu viel verlangt?«
Andrew sollte recht behalten. Der Kampf um die öffentliche Meinung hatte zur Folge, daß die Gerichte das Problem ernst nahmen und schließlich ein Gesetz verabschiedet wurde, das besagte, unter welchen Bedingungen keine Befehle an Roboter erteilt werden durften, die Robotern zum Schaden gereichten. Das Gesetz war kompliziert und verschroben abgefaßt, die Strafen bei Verletzung des Gesetzes bei weitem zu mild, aber ein Anfang war gemacht.
Der Oberste Gerichtshof der Welt verabschiedete das Gesetz genau an Little Miß’ Todestag.
Das war kein Zufall. Little Miß hatte sich während der letzten Debatte verzweifelt an
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